Das Geheimnis von Melody House
Du bist so ein Mensch, Darcy, vergiss das nie. Es gibt Zeiten im Leben, in denen man verzweifelt und unglücklich ist, doch du bist ein Mensch, der es versteht zu geben. Man darf sich von seiner Verzweiflung nie so weit beherrschen lassen, dass man das Gefühl hat, nicht mehr weitermachen zu können.”
Ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. “Du machst mir Angst, wenn du so redest, Josh.”
“Tut mir Leid, Darcy, das wollte ich nicht.” Dann horchte er kurz auf. “He, ich fasse es nicht. Sie spielen einen Charleston! Traust du dich?”
“Klar, warum nicht?”
Vergnügt gaben sie sich den Rhythmen hin, und nach einer Weile hatte Darcy seine Worte vergessen, wenngleich sie trotzdem dachte, dass sich ein kleines Wunder ereignet hatte: Hunter hatte ihr kurz vor dem Abschlussball einen schweren Schlag versetzt, aber sie war immer noch da und hatte mehr Spaß als je zuvor in ihrem Leben.
Irgendwann wurde es Zeit aufzubrechen, aber Darcy hatte noch keine Lust, ins Bett zu gehen. Josh ging es ähnlich, und so schlug er ihr vor, sich irgendwo noch einen oder zwei Filme anzusehen, um dann den Sonnenaufgang zu beobachten. Kurz nachdem sie sich in seinen funkelnagelneuen Volvo gesetzt hatten und vom Parkplatz fuhren, erreichte sie die erste Warnung.
Irgendetwas prallte hinten gegen Joshs Stoßstange. Es war nur ein leichter Stoß, aber dennoch …
Josh fluchte und drehte sich um. “Da ist jemand entweder sturzbetrunken, oder er kann nicht fahren.”
Geblendet vom Scheinwerferlicht der anderen Autos um sie herum konnten sie jedoch nicht erkennen, was hinter ihnen passierte. Also fuhr Josh vom Parkplatz und bog auf die Straße ein.
Gerade, als Darcy sich begeistert über Joshs Beatles-CDs äußerte, prallte wieder etwas gegen die Stoßstange. Diesmal krachte es allerdings bedeutend heftiger.
“Verdammt!” fluchte Josh erneut.
“Was zum Teufel ist das denn?” fragte Darcy und wandte den Kopf.
Sie brauchte sich nicht ganz umzudrehen. Das Auto hinter ihnen hatte rechts zum Überholen angesetzt und fuhr gleich darauf neben ihnen her. Darcy erkannte Mikes alten Chevy, und Mike war es auch, der am Steuer saß. Er hatte sein Fenster heruntergekurbelt und hielt eine Bierdose in der Hand.
“Blödmann!” rief Darcy.
Josh schwieg und schaute geradeaus auf die Straße. Er schien keine Angst zu haben. Er wirkte nur … seltsam resigniert.
Mike signalisierte ihr, das Fenster ebenfalls herunterzulassen.
“Mach es ruhig”, sagte Josh.
“Quatsch. Er ist ein Idiot. Fahr einfach weiter.”
Sie schaute stur geradeaus, bis Mike den Volvo mit seinem Chevypanzer seitlich rammte.
Obwohl Darcy angeschnallt war, wurde sie gegen Josh geschleudert. Benommen richtete sie sich wieder auf, während Josh alle Mühe hatte, den Wagen unter Kontrolle zu halten.
“Josh, es tut mir so Leid”, keuchte sie panisch. Sie wusste, dass Mike manchmal brutal sein konnte. Aber dass er so verrückt war, hätte sie im Traum nicht gedacht. Ängstlich und wütend schaute sie zu dem Chevy rüber, der jetzt wieder auf dem Standstreifen neben ihnen herfuhr.
Das Problem an Pennsylvania waren die einsamen Straßen zwischen den weit verstreut liegenden kleinen Ortschaften. Man fuhr meilenweit durch die Dunkelheit, ohne dass einem jemand begegnete, der einem im Notfall helfen konnte.
Und Mike wusste das. Das wurde ihr in dem Moment klar, in dem sie dieses böse Grinsen über sein Gesicht huschen sah. Im selben Augenblick erkannte sie auch zu ihrer größten Bestürzung, wer neben Mike auf dem Beifahrersitz saß: Hunter.
Jetzt kurbelte Darcy ihr Fenster herunter. “Aufhören! Ihr Idioten!” schrie sie.
“Ach, lässt du dich jetzt doch herab, mit den Blödmännern zu reden, ja?” brüllte Mike zurück.
Zwischen den beiden Autos heulte der Fahrtwind. Darcy befürchtete, dass ihre Stimme nicht weit genug tragen könnte. “Hunter! Sag ihm, dass er aufhören soll! Sofort!”
Als Hunter sich vorbeugte, sah sie sein geisterhaft blasses Gesicht. “Was glaubst du, was ich schon die ganze Zeit mache?”
Mike lachte und rammte den Volvo ein zweites Mal. Darcy hörte das kreischende Geräusch von aneinander schrammendem Metall.
“Aufhören! Halt einfach an, Josh”, sagte sie, wobei ihr das Herz vor Angst bis zum Hals schlug. “Hunter wird es nicht zulassen, dass Mike dir etwas antut. Er ist nicht betrunken, das kann ich ihm ansehen.”
In dem Moment, in dem sie ihren Satz beendet hatte, geriet der Chevy ins Schleudern. Als der Volvo
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