Das Geheimnis von Mooncastle (Romantik Thriller / Unheimlich) (German Edition)
Medaillon erhalten", sagte sie. "Carolyn Saint Jones hatte es ihr zwei Wochen vor ihrem Flug nach Man geschenkt." Sie nahm das Medaillon aus dem Kästchen und legte es in Drews Hand. "Als Mrs. Buttler von dem Medaillon sprach, schien sie mit einem Mal ganz klar zu sein. Sie nannte sogar Ihren richtigen Namen und meinte, es sei wichtig, dass Sie das Medaillon bekommen. Und dann sagte sie noch, seit Ihrem Besuch wüsste sie, dass sie das Richtige getan hätte."
Die Hand der jungen Frau zitterte, als sie das M edaillon öffnete. Es enthielt zwei Fotos. Eines zeigte Carolyn und Jonathan St. Jones an ihrem Hochzeitstag, das andere ein etwa neun Monate altes Mädchen. Auf den ersten Blick erkannte Drew, dass dieses Kind den Fotos glich, die ihr Vater an ihrem ersten Geburtstag aufgenommen hatte. Zudem stimmte das Geburtsdatum, das unterhalb des Fotos in das Medaillon eingraviert war mit ihrem überein. Nun gab es für sie keinen Zweifel mehr daran, dass sie Sarah St. Jones war.
Drew klappte das Medaillon zu. "Kann ich Mrs. Buttler sehen? fragte sie kaum hörbar. Verstohlen wischte sie sich ihre Tränen fort. Es tat ihr unendlich leid, dass sie Harriet Buttler nicht mehr sagen konnte, was für wundervolle Eltern sie und ihr Sohn ihr ausg esucht hatten.
"Selbstverständlich, Miss Coleman", entgegnete Mrs. Sommer und stand auf. "Wir haben Mrs. Buttler in unserer Kapelle aufgebahrt. Sie wird übermorgen auf unserem Friedhof beigesetzt."
"Ich werde zu ihrer Beisetzung kommen", versprach die junge Frau und folgte ihr durch den Hintereingang des Hauses in den Park zu einer Kapelle, deren Gemäuer man ansah, das sie vor Jahrhunderten erbaut worden war.
Langsam ging Drew durch den Mittelgang der K apelle zum blumengeschmückten Altar. Der braune Eichensarg, in dem Harriet Buttler lag, stand direkt davor. Rechts und links von ihm brannten Kerzen. Die junge Frau legte die Rosen, die sie mitgebracht hatte, auf die seidene Decke. Obwohl sie sich nicht umdrehte, spürte sie, dass Mrs. Sommer am Eingang der Kapelle zurückgeblieben war.
Die Tote wirkte, als hätte sie sich nur zu einem ku rzen Schlaf niedergelegt. Drew berührte ihre kalte Wange. "Du hast das richtige getan, Tante Harriet", flüsterte sie ihr zu. "Schade, dass wir uns nicht früher kennen lernen konnten. Danke, danke für alles." Mit Tränen in den Augen sprach sie ein stummes Gebet.
13. Kapitel
"Oh, haben Sie sich feingemacht, Miss Coleman", meinte Mrs. White, als Drew in einem schwarzen K ostüm nach unten kam. "Wo wollen Sie denn hingehen?" Sie musterte die junge Frau erneut. "Zu einer Beerdigung?"
"Ja, ich gehe zu einer Beerdigung", bestätigte Drew. "Bitte, entschuldigen Sie mich jetzt. Ich muss mich b eeilen."
"Ich möchte Sie natürlich nicht aufhalten, Miss Coleman", sagte ihre Wirtin. "Ich hatte keine Ahnung, dass Sie in Cornwall haben."
Drew verzichtete darauf, ihr zu antworten. Eilig verließ sie das Haus und ging zu ihrem Wagen. Bevor sie einstieg, drehte sie sich um. Fast hätte sie aufgelacht, als sie bemerkte, wie sich die Küchengardine bewegte. Scheinbar stand Edda White hinter dem Fenster und beobachtete sie.
Auf dem Weg zum Mayflower House, hielt die junge Frau vor einem Blumengeschäft und kaufte einen Strauß rosafarbener Lilien. Sie fragte sich, ob auch einer der Saint Jones‘ zu Harriets Beerdigung kommen würde. Der Anstand würde es gebieten. Immerhin war Mrs. Buttler mit der Frau des verstorbenen Besitzers von Mooncastle verwandt gew esen.
Weil Drew verhindern wollte, das womöglich einer der Saint Jones' sie erkannte, hatte sie ihre Haare au fgesteckt, was sie um einige Jahre älter erscheinen ließ. Nachdem sie ihren Wagen vor dem Heim geparkt hatte, setzte sie sich auch noch einen breiten Hut auf, der ihr Gesicht zum Teil verdeckte.
Außer den Heimbewohnern, den Schwestern, Pfl egern und Mrs. Sommer, nahmen noch einige Freunde aus früheren Zeiten an der Beerdigung von Mrs. Buttler teil. Drew hielt sich im Hintergrund. Sie wählte in der Kapelle absichtlich einen Platz, von dem aus sie zwar alles sehen konnte, aber nicht unbedingt bemerkt wurde.
Die Glocken begannen bereits zu läuten, als zwei schwarzgekleidete Frauen, zwei Männer und ein ju nges Mädchen von etwa achtzehn, die Kapelle betraten. Die ältere der Frauen, mochte ungefähr siebzig sein. Sie besaß ein schmales, verkniffen wirkendes Gesicht und hielt sich so aufrecht, als hätte ihr jemand ein Lineal in den Rücken gesteckt. Die Jüngere schätzte Drew auf
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