Das Geheimnis von Mooncastle (Romantik Thriller / Unheimlich) (German Edition)
wollte er sie in sich aufsaugen.
Eine Privatstraße führte die Anhöhe hinauf. Drew bog in sie ein. Schon bald ging die Straße eine Platanenallee über. Sie folgte ihr zu einem großen, zweiflügeligen Tor, hielt an und stieg aus.
So verstohlen, als würde sie etwas Verbotenes tun, näherte sich die junge Frau dem offenen Tor. Die Ve rsuchung hindurchzugehen, war groß, sie begnügt sich jedoch damit, das Schild zu lesen, das rechts des Tores angebracht war. Auf ihm standen die Zeiten, in denen der Besitz besichtigt werden konnte. Unter dem ersten Schild gab es ein zweites. Erstaunt las sie, dass auf Mooncastle Zimmer an Touristen vermietet wurden. Wie es aussah, hatten auch die St. Jones‘ um den Erhalt ihres Besitzes zu kämpfen und waren auf zusätzliche Einnahmen angewiesen.
Drew starrte in den Park. In ihr reifte ein Plan, von dem sie ganz genau wusste, dass ihr Freund niemals damit einverstanden sein würde. Sie überlegte, ob sie nicht versuchen sollte, ein Zimmer auf Mooncastle zu mieten. Wenn sie mehr über Carolyn und Sarah he rausfinden wollte, war Mooncastle der beste Ort dazu.
Auf in die Höhle des Löwen, dachte die junge Frau, als sie zu ihrem Wagen zurückkehrte. Der Gedanke, sich mitten unter die St. Jones‘ zugegeben, macht ihr Angst und trotzdem konnte sie es kaum noch erwarten, der Familie gegenüberzutr eten.
12. Kapitel
Am nächsten Vormittag fuhr Drew erneut durch die Kastanienallee von Mayflower House. Ihr Platz vor dem Brunnen war belegt, deshalb parkte sie neben einem Rosenbeet, das sich bis zu den Bäumen hinzog. Mit beschwingten Schritten betrat sie die Halle und wandte sich dem Portier zu. "Guten Morgen", wünschte sie. "Ich würde gern Mrs. Buttler bes uchen."
Der Portier erwiderte ihren Gruß und bat sie, einen Moment Platz zu nehmen. "Mrs. Sommer würde Sie gern sprechen, Miss Coleman", fügte er hi nzu.
"Ist etwas passiert?"
"Bitte, warten Sie auf Mrs. Sommer", sagte er ausweichend und wies zu einem der bequemen Sessel, die vor dem Kamin standen.
Drew musste nicht lange warten. Eine ältere Dame, die eher wie eine Lady als wie eine Heimleiterin wirkte, kam auf sie zu und stellte sich ihr vor. "Wir haben ja schon öfters miteinander telefoniert, Miss Coleman", meinte sie und reichte Drew die Hand. "Bitte, setzen Sie sich." Sie wartete, bis Drew ihrer Aufforderung g efolgt war, dann nahm sie ihr gegenüber Platz.
"Was ist passiert?" Drew spürte eine unbestimmte Angst in sich. Hatte ihr gestriger Besuch die alte Dame so aufgeregt, dass sie krank geworden war? Womö glich würde man sie nicht mehr zu ihr lassen.
Ethel Sommer holte tief Luft. "Ich habe leider eine traurige Nachricht für Sie, Miss Coleman", sagte sie. „Mrs. Buttler hatte in der vergangenen Nacht einen schweren Herzanfall. Sie ist gegen sechs Uhr früh g estorben."
Die junge Frau sah sie fassungslos an. "Ist mein B esuch daran schuld?" Sie spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Bis zum gestrigen Tag hatte sie Harriet Buttler nicht gekannt, doch die alte Dame war ihr auf Anhieb sympathisch gewesen. Zudem war sie scheinbar mit ihr verwandt und sie hatte Carolyn St. Jones geliebt.
Mrs. Sommer schüttete den Kopf. "Nein, Sie haben keine Schuld an ihrem Tod, Miss Coleman", antwortete sie. "Mrs. Buttler hat schon lange an Angina Pectoris gelitten. Sie können versichert sein, dass Ihr Besuch ihr eine große Freude gemacht hat." Sie lächelte Drew zu. "Noch gestern Abend sprach sie mehrmals davon, dass ihre Carolyn zurückgekehrt sei. Sie wissen ja, dass sie teilweise in der Vergangenheit gelebt und sie oft mit der Gegenwart verwec hselt hat."
"Sie hat mich gestern mit Carolyn angesprochen", bemerkte Drew.
Die Heimleiterin nickte. "Schwester Maud hat mir davon berichtet", sagte sie und blickte der jungen Frau ins Gesicht. "Ich weiß, dass Sie Sängerin sind, Miss Coleman, und dass man Ihre Stimme mit der von Carolyn Saint Jones vergleicht. Ich habe Sie gestern singen gehört und kann nur bestätigen, dass ihre Stimmen fast identisch sind. In meiner Schallplattensammlung befinden sich viele Aufnahmen von Carolyn Saint Jones." Sie rückte das Deckchen gerade, das auf dem Tisch zwischen ihnen lag. "Sind Sie mit den Saint Jones' verwandt?"
"Das weiß ich nicht so genau", erwiderte Drew au frichtig.
Mrs. Sommer holte aus ihrer Jackentasche ein kle ines Kästchen und öffnete es. Drews Blick fiel auf ein mit Rubinen eingefasstes Medaillon. "Mrs. Buttler hat noch kurz vor ihrem Tod bestimmt, dass Sie dieses
Weitere Kostenlose Bücher