Das Geheimnis von Mulberry Hall
liefern.
Doch Lexie sprang nur auf und deckte geschäftig den Tisch. „Das Essen ist fertig“, bemerkte sie knapp.
Lucan stand ebenfalls auf. „Möchtest du dazu einen Rotwein trinken?“
„Nein, deswegen musst du nicht extra in den Keller gehen.“ Sie brach ab und besann sich. „Ich nehme doch an, dass ihr dort euren Wein aufbewahrt?“
„Einen Teil davon.“
Einem Impuls folgend, entschied Lexie sich für einen raschen Themenwechsel. „Du kommst nicht gerade oft hierher, oder?“ Wieder einmal folgte sie der Strategie: Angriff ist die beste Verteidigung . So übersah Lucan hoffentlich ihren kleinen Patzer mit dem Weinkeller.
„Gerade vor einer Woche haben wir auf Mulberry Hall die Hochzeit meines Bruders gefeiert“, erklärte er und schwieg dann, als ob seine Gedanken langsam abschweiften. „Wie würdest du eigentlich reagieren, wenn ich einen Annäherungsversuch unternehme?“, erkundigte er sich plötzlich.
Erneut musste Lexie sich regelrecht dagegen wehren, von Lucan magnetisch angezogen zu werden. Es war, als könne sie seine Gefühlswelt emotional nachvollziehen, auch wenn sie sie rational nicht ganz verstand. Es war ein gefährlicher Sog, den seine einzigartige Präsenz auf sie ausübte.
Nach außen hin gab Lucan sich kühl und abgebrüht, aber in ihm schlummerte die explosive, heiße Energie eines Vulkans, der unerwartet ausbrechen konnte.
Nervosität ließ ihre Hände leicht zittern, während sie den Braten aus dem Ofen holte. „Ich habe die feste Regel, mich niemals mit einem Arbeitgeber einzulassen“, antwortete sie und hoffte, dabei möglichst ungerührt zu klingen. Doch selbst für ihre eigenen Ohren hörte sie sich wie ein aufgeregtes kleines Mädchen an, nicht wie eine souveräne Frau.
„Ist das eine alte Regel, oder hast du dir das erst kürzlich vorgenommen?“, hakte er nach.
„Nein, dieser Vorsatz ist ganz neu“, sagte sie pointiert.
Er zog beide Augenbrauen hoch. „Verstehe.“
„Ach, ernsthaft?“
„Ich glaube schon“, murmelte er. „Und gilt diese Regel auch für den Fall, dass dieser Arbeitgeber nur ein vorübergehender ist?“
„Ganz besonders dann!“ Lexie nickte nachdrücklich.
Sie zu ärgern und ein bisschen aus der Reserve zu locken, gefiel Lucan immer besser. Es war wie ein Spiel, bei dem er sich endlich gegen ihre Selbstsicherheit und ihr loses Mundwerk zur Wehr setzen konnte. Obwohl ihm überhaupt nicht gefiel, wie vehement sie jedes persönliche Interesse an ihm abstritt.
Inzwischen war Lucan sechsunddreißig Jahre alt und wusste ganz genau, wann eine Frau auf ihn reagierte und wann nicht. Vorhin, dort draußen auf der Treppe, herrschte eine starke Anziehungskraft zwischen ihm und Lexie. Sie hatte sich nicht wirklich gegen die Idee gesträubt, von ihm geküsst zu werden.
Automatisch fiel sein Blick auf ihren Mund. Die weichen Lippen waren leicht geöffnet und luden förmlich dazu ein, sich ihnen zu nähern. Und jetzt fuhr sie sich noch mit der Zungenspitze nervös über … Lucan beugte sich vor.
„Nicht!“ Lexie wich zurück und stieß hart gegen den Küchenschrank hinter ihr. „Das ist keine so gute Idee, Lucan.“ Abwehrend hob sie die Hände, als er einen Schritt auf sie zumachte, allerdings ohne Erfolg. In der nächsten Sekunde schon presste er seinen harten Körper gegen ihren. Seinen harten, heißen, aufregenden Körper!
„Ich halte es sogar für eine sehr gute Idee.“ Ganz langsam legte er seine kräftigen Arme um sie und stützte sich hinter ihr am Schrank ab.
Lexie war gefangen, und sie spürte plötzlich deutlich, wie erregt Lucan war.
„Fühlt es sich für dich etwa nicht so an?“, raunte er und legte vielsagend den Kopf schief.
Es war Lexie unmöglich, in dieser Situation die richtigen Worte zu finden. Sie ertrank förmlich in seinen warmen, ausdrucksvollen Augen und sehnte sich plötzlich nach seiner Berührung.
Wie kann das sein? fragte sie sich verzweifelt. Ausgerechnet Lucan St. Claire! Grandpa Alex’ ältester Sohn und Erbe, mit dem ich im Grunde nicht das Geringste zu tun haben will!
Die erschreckende Erkenntnis, ihre eigene Familie zu hintergehen, durchströmte Lexies Adern wie Eiswasser. „Halt dich von mir fern, Lucan“, verlangte sie und versuchte, ihn von sich wegzudrücken.
Er wirkte nur ein wenig irritiert, rührte sich aber keinen einzigen Zentimeter. „Dein Körper sagt etwas anderes“, murmelte er heiser und sah auf ihre vollen Brüste hinunter, deren Brustwarzen hart geworden waren.
„Mir ist
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