Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Mulberry Hall

Das Geheimnis von Mulberry Hall

Titel: Das Geheimnis von Mulberry Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROLE MORTIMER
Vom Netzwerk:
nicht so pedantisch, Lucan!“, brauste sie auf.
    „Pedantisch?“, wiederholte er verwundert.
    „Ja, pedantisch.“ Sie schob ihm einen Kaffeebecher hin. „Milch und Zucker stehen auf dem Tisch“, fügte sie leise hinzu und starrte in ihre eigene Tasse.
    Nachdenklich betrachtete er ihren gesenkten Kopf und ihre glänzenden schwarzen Haare. Genüsslich nahm er ein paar Schlückchen von seinem gesüßten schwarzen Kaffee und fragte sich, warum ihre Laune sich derart verschlechtert hatte. Seufzend streckte er die Beine unter dem Tisch aus. „Was würdest du jetzt machen, wenn du noch in London wärst?“
    Ohne den Kopf zu heben, sah sie ihn an und stellte fest, dass er seinen Maßanzug gegen Jeans und einen schwarzen Pullover getauscht hatte. Noch ein paar Stufen höher auf der Attraktivitätsskala! „Überlegen, ob ich mir etwas vom Inder oder lieber vom Chinesen bestelle, denke ich.“
    „Man kann ein Mädchen aus der Stadt holen, aber nicht die Stadt aus dem Mädchen, habe ich recht?“, philosophierte er, und Lexie verdrehte die Augen.
    „Was soll das denn heißen?“
    Die dunklen Haarsträhnen schmiegten sich um ihren schlanken, zarten Hals, und Lucan war für einen Moment zu abgelenkt, um zu antworten. Sie sah verletzlich und süß aus, allerdings wusste er genau, wie sehr dieser Schein trog. „Ich mache nur Konversation.“
    Sie zuckte die Achseln. „Hast du schon entschieden, wie du mit dem Wasserschaden verfahren willst?“
    Lucan nickte. „Morgen früh kommt ein Handwerker vorbei und sieht sich das Malheur mal an.“
    „Und danach können wir fahren?“, erkundigte sie sich hoffnungsvoll.
    Aber er schnitt eine Grimasse. „Das weiß ich erst, wenn ich mit dem Mann geredet habe.“ Lucan rieb sich mit der Hand über die Augen. „Mir ist klar, wie unkomfortabel dieses Haus ist. Soll ich uns lieber im Pub einmieten?“
    „Nein! Ich meine, das ist doch nicht notwendig“, beeilte sie sich zu sagen und wich seinem misstrauischen Blick aus. „Die Heizung tut ihren Dienst, und wir haben einen leckeren Braten zum Abendessen.“
    „Stimmt.“
    Es war kein Wunder, wenn ihr merkwürdiges Verhalten sein Misstrauen erregte. Sie musste sich dringend zusammenreißen, was nicht einfach werden würde. Schließlich war jederzeit damit zu rechnen, dass ihre wahre Identität aufflog. Und zu allem Überfluss war Lucans Verwalter mit Cathy Wilson verheiratet.
    Vielleicht sollte ich einfach mit der Wahrheit rausrücken und es hinter mich bringen, überlegte Lexie. Aber dann lerne ich vermutlich umgehend die Kerkerräume im Kellergeschoss genauer kennen .
    Grandpa Alex hatte ihr vor einigen Jahren das Gruselkabinett hinter dem Weinkeller gezeigt, und Lexie war schaurig fasziniert gewesen. Dicke Steinwände, abgeschottet durch eine massive Eisentür mit starrem Riegel. Sie hatte sich schon als Jugendliche gefragt, wie es den armen Leuten wohl ergangen war, die einst, von frischer Luft und Tageslicht abgeschottet, hierher verbannt worden waren.
    Reichte es aus, den Duke von Stourbridge bewusst zu hintergehen, um derart bestraft zu werden? Ja, ihr blieb die Möglichkeit, reinen Tisch zu machen. Aber was geschah dann? Heute Morgen hatte Lucan sich schon ereifert, weil er ihr Verhalten beim Meeting mit Proctor unprofessionell fand. Das Geheimnis ihrer Herkunft war das Einzige, was sie gegen diesen Kerl in der Hand hatte. Aber dieses Wissen machte keinen Spaß mehr, denn wenn alles herauskam, konnte das üble Folgen für sie haben.
    Wo hatte sie sich da nur hineinmanövriert? Dank ihrer unüberlegten Spontaneität befand sie sich in der misslichsten Lage ihres ganzen Lebens. Ihre Eltern würden ihr dafür mit Sicherheit den Kopf abreißen!
    „Was würdest du denn jetzt in London machen?“, wollte Lexie wissen. „Wahrscheinlich mit irgendeiner berühmten Schönheit um die Häuser ziehen“, setzte sie verächtlich hinzu.
    Stumm sah Lucan ihr ins leicht gerötete Gesicht. Die Flecken auf ihren Wangen und das Glitzern in den Augen verrieten ihm, dass irgendetwas Geheimnisvolles in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging. Sie versuchte ganz offensichtlich, ihn zu provozieren.
    „Ich bin doch gerade mit einer Schönheit unterwegs“, stellte er klar. „Und Cathys Braten duftet verlockender als alles, was ich in einem Restaurant bestellen könnte. Ganz gleich, wie exklusiv es ist.“ Im Stillen hoffte er, sein Kompliment würde Lexie etwas besänftigen. Ihm fehlte die Kraft, sich ständig einen Schlagabtausch mit ihr zu

Weitere Kostenlose Bücher