Das Geheimnis von Orcas Island
Positionen vertauscht waren.
Zufrieden bettete sie den Kopf an seine Schulter. »Du bist der unglaublichste Liebhaber.«
Er versuchte nicht einmal, ein Lächeln zu unterdrücken. »Danke.« Besitz ergreifend streichelte er über ihre Hüfte. »Hattest du viele?«
Nun lächelte Charity. Die Spur von Eifersucht in seiner Stimme war eine großartige Ergänzung zu der bereits herrlichen Nacht. »Definiere ›viele‹.«
Er unterdrückte einen Anflug von Verärgerung, der in ihm aufstieg, und ging auf ihr Spiel ein. »Mehr als drei. Drei sind ein paar. Mehr als drei sind viele.«
»Aha. Nun, in dem Fall …« Sie wünschte beinahe, sie könnte lügen und eine ganze Horde erfinden. »Dann hatte ich wohl weniger als ein paar. Das bedeutet aber nicht, dass ich einen unglaublichen nicht erkenne, wenn ich ihn finde.«
Er hob den Kopf und starrte sie an. »Ich habe in meinem Leben nichts getan, um dich zu verdienen.«
»Sei nicht dumm.« Sie hob den Kopf und küsste ihn flüchtig. »Und wechsle nicht das Thema.«
»Welches Thema?«
»Du bist clever, Ronald DeWinter, aber nicht so clever.« Sie musterte ihn im Lampenschein. »Jetzt bin ich an der Reihe, dich zu fragen, ob du viele Geliebte hattest.«
Diesmal lächelte er nicht. »Zu viele. Aber nur eine, die mir etwas bedeutet.«
Die Belustigung schwand aus ihren Augen, bevor Charity sie schloss. »Du bringst mich zum Weinen«, murmelte sie und senkte den Kopf wieder auf seine Brust.
Noch nicht, dachte Ronald und streichelte ihr Haar. Schon bald, aber noch nicht. »Warum hast du nie geheiratet?« wunderte er sich laut. »Und keine Kinder?«
»Was für eine komische Frage! Ich habe vorher niemanden genug geliebt.« Sie zuckte zusammen über ihre eigenen Worte, zwang sich dann zu einem Lächeln, als sie den Kopf hob. »Das war kein Wink.«
Aber es war genau das, was er hören wollte. Er wusste, dass es verrückt war, so zu denken, wenn auch nur für ein paar Stunden, aber er wollte sich vorstellen, dass sie ihn genug liebte, um zu verzeihen, zu akzeptieren und zu versprechen. »Wie steht es mit den Reisen, die du unternehmen wolltest? Sollten die nicht zuerst kommen?«
Sie zuckte die Schultern und schmiegte sich wieder an ihn. »Vielleicht bin ich nie gereist, weil ich im Innern weiß, dass es mir missfallen würde, allein all die Orte zu sehen. Was ist schon schön an Venedig, wenn man niemanden hat, mit dem man in einer Gondel fahren kann? Oder Paris, wenn niemand da ist, um Händchen zu halten?«
»Du könntest mit mir hinfahren.«
Bereits halb eingeschlafen, lachte sie. Sie vermutete, dass er kaum mehr besaß als den Preis für die Überfahrt mit der Fähre. »Gut. Lass mich wissen, wann ich packen soll.«
»Würdest du es tun?« Er hob ihr Kinn und blickte in ihre schläfrigen Augen.
»Natürlich.« Sie küsste ihn, kuschelte den Kopf erneut an seine Schulter und schlief ein.
Ronald knipste die Lampe neben dem Bett aus. Lange Zeit hielt er Charity fest und starrte in die Dunkelheit.
8. K APITEL
Langsam schlug Charity die Augen auf und wunderte sich, warum sie sich nicht bewegen konnte. Verschlafen starrte sie in Ronalds Gesicht. Es war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Er hatte sie im Schlaf an sich gezogen, hielt ihre Arme und Beine wirkungsvoll mit seinen gefangen. Obgleich sein Griff recht beengend wirkte, empfand sie ihn als unglaublich süß. Sie ignorierte die Unbequemlichkeit, lag still und nutzte die Gelegenheit, um ihn ausgiebig zu betrachten.
Sie hatte stets geglaubt, dass die Leute im Schlaf sanfter, verletzlicher aussahen. Nicht Ronald. Er hatte den Körper eines Kämpfers und die Augen eines Mannes, der es gewöhnt war, sich Schwierigkeiten direkt zu stellen. Nun waren seine Augen geschlossen, und sein Körper entspannt. Beinahe.
Dennoch fand sie, dass er, ob wach oder schlafend, knallhart aussah. War es immer so? fragte sie sich. Hatte er so sein müssen? Lächeln verlieh seinem Gesicht allerdings einen gewissen Charme. Es linderte das Misstrauen in seinen Augen. Ihrer Ansicht nach lächelte er viel zu selten.
Das werde ich ändern, dachte Charity. Jetzt spielte um ihre Lippen ein Lächeln, während sie ihn beobachtete. Mit der Zeit wollte sie ihm, sanft, beibringen, sich zu entspannen, zu genießen, zu vertrauen. Sie würde ihn glücklich machen. So zu lieben wie sie, ohne dass diese Liebe erwidert wurde, war nicht dankbar. Und es war auch nicht dankbar zu teilen, was sie während der Nacht geteilt hatten, ohne dass sein Herz
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