Das Geheimnis von Orcas Island
feucht wurden, als er Ronald hinter ihr entdeckte. »Wie fühlen Sie sich? Sie sind schrecklich früh auf den Beinen.«
»Mir geht es gut.« Flüchtig sah sie die Papiere auf dem Pult durch. »Es tut mir Leid, dass ich Sie habe gestern hängen lassen.«
»Das ist doch Unsinn.« Angst verkrampfte ihm den Magen, als er die Wunde an ihrer Stirn musterte. »Wir waren besorgt um Sie.«
»Danke, aber es besteht kein Grund zur Sorge mehr.« Sie lächelte Ronald an. »Ich habe mich nie im Leben besser gefühlt.«
Bob fing ihren Blick auf, und sein Herz sank. Wenn der Cop verliebt in sie ist, dachte er, wird alles nur noch brenzliger. »Freut mich zu hören. Aber …«
Charity unterbrach seinen Protest, indem sie eine Hand hob. »Gibt es irgendetwas Dringendes?«
»Nein.« Er blickte erneut zu Ronald. »Nein, nichts.«
»Gut.« Sie legte die Papiere beiseite und musterte ihn. »Was ist los, Bob?«
»Nichts. Was sollte sein?«
»Sie sehen ein bisschen blass aus. Sie werden doch hoffentlich nicht krank, oder?«
»Nein, nein, es ist alles bestens. Wir haben ein paar neue Reservierungen. Der Juli ist fast ausgebucht.«
»Großartig. Ich sehe es mir nach dem Frühstück an. Bis später.« Sie nickte ihm zu und betrat den Speisesaal.
Drei Tische waren bereits besetzt. Bonnie nahm die Bestellungen entgegen. Das Frühstücksmenü war sauber auf der Tafel aufgelistet, und im Hintergrund spielte sanfte Musik. Die Blumen auf den Tischen waren frisch, und der Kaffee war heiß.
»Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte Ronald.
»Nein.« Charity zupfte den Kragen ihrer Bluse zurecht. »Was sollte nicht in Ordnung sein? Es scheint alles bestens zu sein.« Sie fühlte sich nutzlos und ging in die Küche.
Es gab keinen Streit zu schlichten. Mae und Dolores arbeiteten Seite an Seite, und Lori belud ihr Tablett mit der ersten Bestellung.
»Wir brauchen mehr Butter für den Französischen Toast«, rief Mae.
»Kommt sofort.« Munter wie ein Vogel, formte Dolores hübsche Butterbällchen. Als sie Lori die gefüllte Schale reichte, erblickte sie Charity in der Tür. »Guten Morgen.« Ihr schmales Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Ich habe nicht erwartet, Sie schon auf den Beinen zu sehen.«
»Es geht mir gut.«
»Setz dich, Mädchen.« Mae blickte kaum auf und fuhr fort, Käse für ein Omelette zu reiben. »Dolores wird dir Tee geben.«
Charity lächelte trotz zusammengebissener Zähne. »Ich will keinen Tee.«
»Wollen oder brauchen sind zwei verschiedene Dinge.«
»Es freut mich, dass es Ihnen besser geht«, sagte Lori, während sie mit ihrem Tablett hinauseilte.
Bonnie kam herein, mit einem Bestellblock in der Hand. »Oh, hallo, Charity, wir dachten, Sie würden sich noch einen Tag ausruhen. Geht es Ihnen besser?«
»Mir geht es gut«, antwortete Charity knapp. »Sehr gut.«
»Prima. Zwei Omelettes mit Schinken, Mae. Einen Französischen Toast mit Würstchen, zwei Kräutertees, ein Rosinenbrötchen. Und der Kaffee geht zur Neige.« Nachdem sie die Bestellzettel auf einen Haken am Herd gespießt hatte, eilte sie hinaus.
Charity griff nach einer Schürze, doch Mae schob sie fort. »Ich habe dir gesagt, dass es mir gut geht. Ich werde helfen, Order aufzunehmen.«
»Die einzigen Order, die du heute erhältst, sind die von mir. Jetzt setz dich.« Mae streichelte ihr über den Arm. Niemand verstand es besser als sie, diesen trotzigen Blick zu erkennen und mit ihm umzugehen. »Sei ein liebes Mädchen. Ich sorge mich weniger, wenn ich weiß, dass du ordentlich gefrühstückt hast. Du willst doch nicht, dass ich mich sorge, oder?«
»Nein, natürlich nicht, aber …«
»So ist es richtig. Jetzt setz dich. Ich mache dir einen Französischen Toast. Den magst du doch am liebsten.«
Charity setzte sich.
Dolores stellte ihr eine Tasse Tee hin. »Sie haben uns gestern einen gehörigen Schreck eingejagt. Setzen Sie sich, Ronald. Ich bringe Ihnen Ihren Kaffee.«
»Danke.« Er blickte Charity an und murmelte: »Du schmollst.«
»Tue ich nicht.«
»Der Doc kommt heute Morgen und sieht noch einmal nach dir.«
»Herrje, Mae …«
»Du wirst nichts tun, bis er sein Okay gibt.« Mit einem Nicken begann Mae Bonnies Bestellung vorzubereiten. »Wir brauchen dich hundertprozentig auf dem Posten. Gestern war es schwer genug.«
Charity hörte auf, in ihren Tee zu starren, und blickte auf. »Ach, wirklich?«
»Jeder hat Fragen gestellt, die keiner beantworten konnte. Ein ganzer Stapel Bettwäsche ging verloren.«
»Verloren? Aber
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