Das Geheimnis von Turtle Bay
Blick aus dem Bullauge gleich neben ihm zeigte, dass es eine ruhige Nacht war. Die Sterne standen bereits am Himmel, der Mond war noch nicht aufgegangen. Er wünschte, er könnte bei Bree sein, um diese Nacht zu genießen, und er fragte sich, was sie wohl in diesem Moment machte. Wartete sie auf Manny oder Lieutenant Crawford? Zu gern hätte er sie angerufen, aber erst musste er einen Blick in diesen Lagerraum werfen und danach entscheiden, ob er weitersuchen konnte oder ob das Risiko zu groß war.
Die Tür zum Lagerraum war verschlossen, aber an der Wand hing ein flacher Schlüsselkasten. Ja, das war der richtige Schlüssel. Zweimal hatte er Verdugos Handlanger gesehen, wie sie nach diesem Schlüssel griffen und dann den Raum betraten. Er sah in beide Richtungen, doch der Korridor war nach wie vor menschenleer, dann schloss er auf und verschwand in dem Raum. Auch nachdem er das Licht angeschaltet hatte, war es in dem kleinen, fensterlosen Raum so düster, dass seine Augen eine Weile brauchten, ehe sie sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten.
Es war kein Lagerraum, sondern eine Kajüte mit einem Bett. Und auf diesem Bett befand sich eine junge, nackte Latina, die man geknebelt und gefesselt hatte … und die ihn mit weit aufgerissenen Augen angsterfüllt anstarrte.
24. KAPITEL
„Dass er hergekommen ist, macht das Ganze nur unnötig kompliziert“ , sagte Mark zu Nikki.
Bree strengte ihre Ohren an. Soweit sie das beurteilen konnte, hatte Manny sich nicht geregt. War er nur bewusstlos oder etwa schon tot?
„Wir beseitigen jeden, der uns im Weg ist. Auf einen mehr kommt es da auch nicht an“ , gab Nikki zurück, stand auf und nahm den Lauf ihrer Waffe von Brees Genick. „Es ist immer noch die beste Lösung, wenn sie Selbstmord begeht. Vielleicht wollte er sie davon abhalten, und sie hat ihn niedergeschlagen.“
„Das klingt gut. Oder Sam kam her, fand den Kerl vor und hat ihn außer Gefecht gesetzt.“
Das war alles ihre Schuld! Bree musste sie dazu bringen, wieder mit ihr zu reden, doch sie ignorierten ihren erstickten Protest, als sie Manny hinter ihren Schreibtisch schleiften und die Tür wieder abschlossen. Bree versuchte, einen Blick auf ihn zu werfen, als Mark sie hochzerrte. Manny lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, um seinen Kopf herum bildete sich eben eine Blutlache. Und dabei hatte sie sich heute mit ihm hinsetzen und über ihre Partnerschaft reden wollen. Sicher hätten sie alle Probleme gelöst, und er hätte sich mit Lucinda vertragen.
Als Bree sich gegen Mark stemmte, schleifte der sie einfach hinter sich her durchs Lager nach draußen. Nikki folgte ihnen mit dem großen Netz und dem Zündschlüssel für das Boot. Die Mermaids I lag inzwischen dort, wo zuvor die Mermaids II am Dock vertäut gewesen war. Doch das neuere, größere Boot war für Daria zum Sarg geworden, und genauso war nun die Mermaids I das Boot, das seinerseits Bree ins Grab bringen würde.
„Verabschieden Sie sich von Nikki, sie kommt nämlich nicht mit“ , sagte Mark zu ihr und schob sie auf dem Bauch auf die Bank. Sie sah, dass er das Schlauchboot mitnehmen wollte, damit er nach ihrem angeblichen Selbstmord an Land zurückkehren konnte. „Sie fährt jetzt zum Wahlkampfbüro, wo sie sich hinlegen wird, um die schrecklichen Kopfschmerzen auszukurieren, während ich das hier erledige. Ein paar freiwillige Wahlhelfer sind jetzt noch da, die ihr ein Alibi geben werden. Ich gehe später rüber, sodass jeder annehmen wird, ich hätte die ganze Zeit im Wagen gewartet.“
Bree achtete kaum auf das, was er redete. Sie war nah genug, um das Messer zu sehen, aber solange sie gefesselt war, half es ihr nicht weiter. Warum war jetzt nicht jemand auf dem Dock unterwegs? Nikki küsste Mark leidenschaftlich, wünschte ihm Glück und machte sich dann auf den Weg.
Alles lief für die beiden wie geschmiert, und wenn sie nichts unternahm, dann würde auch der Plan funktionieren, das Casino-Boot zu versenken.
Cole legte der zitternden jungen Frau sein Jackett um und zog das Klebeband von ihrem Mund ab. Trotz seiner offensichtlichen Hilfe spreizte sie für ihn die Beine, die er erst wieder zusammendrückte, ehe er ihr auf Spanisch zuflüsterte, dass er gekommen sei, um ihr zu helfen.
Tränen liefen ihr über die Wangen. „Cuidado! Cuidado!“ Vorsicht , flüsterte sie immer wieder.
Zuerst brachte er weiter nichts aus ihr heraus, da sie ihn für einen von Verdugos Leuten halten musste, von denen sie wiederholt
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