Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Harper
Vom Netzwerk:
durchnässten Haare nicht zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden zu haben. Cole hatte eine ausgebleichte Jeans und ein schwarzes, mit Sägemehl übersätes T-Shirt getragen, und doch sah er aus wie ein Mann, dem eine solche Yacht gehörte und der nicht nur an ihr arbeitete. Sein muskulöser, kräftiger Körper war von der Sonne so gebräunt, dass Bree trotz ihrer eigenen Bräune neben ihm leichenblass aussah. Wenn er lächelte oder lachte, zeichnete sich ein Wangengrübchen ab, und er kniff ein wenig seine dunklen Augen zusammen, während er die vollen, aber nicht buschigen Brauen hochzog. Obwohl er sich nur freundlich mit ihr unterhielt, ließ er seinen Blick über sie wandern, und selbst jetzt fühlte sie noch, wie dieser Blick auf sie gewirkt hatte. Wenn sie sich an so etwas so gut erinnern konnte, dann war das doch wohl ein Beweis dafür, dass Kopf und Körper vollständig wiederhergestellt waren.
    Auch andere Details dieser kurzen gemeinsamen Zeit stürzten mit einem Mal auf sie ein. Er hatte gesagt, dass er allein arbeitete. Er rechnete die benötigten Hölzer aus, bestellte sie, schnitt sie zurecht und montierte alles in Eigenregie. Mit einem undefinierbaren Grinsen meinte er dann noch, er lege gern selbst Hand an. Und er erzählte ihr von dem Wutanfall seiner Frau, als er sich auf einer Party als Zimmermann vorstellte, anstatt zu sagen, er sei ein auf den Schiffsausbau spezialisierter Innenarchitekt. Und er hatte doch auch davon gesprochen, er wolle sich scheiden lassen, oder nicht?
    „Mit Manny habe ich bereits geredet“ , ließ Amelia sie wissen. „Aber ich hatte einige Mühe, ihn mit seinem breiten spanischen Akzent zu verstehen. Kein Wunder, dass du Spanisch-Unterricht genommen hast. Du und deine Hispanos!“
    „Falls du Cole auch dazuzählst, sein Großvater war Bootsbauer und stammte aus Portugal“ , gab Bree zurück, die sich an immer mehr Details ihrer Unterhaltung erinnern konnte, obwohl sie Monate zurücklag und nicht mal eine Stunde gedauert hatte. So deutlich, wie sie sich an ihn erinnern konnte, war es unmöglich, dass der Blitz in ihrem Kopf etwas durcheinandergewirbelt hatte. Aber warum war ihr nicht bereits gestern eingefallen, um wen es sich bei ihm handelte?
    Zugegeben, Licht und Geräusche kamen ihr intensiver vor als gewöhnlich, doch damit würde sie zurechtkommen können. Im Moment wollte sie niemandem etwas von diesen Wahrnehmungen oder von ihrer sprunghaften Erinnerung sagen, denn sie musste hier raus, damit sie bei der Suche nach Daria helfen konnte. Sie wollte persönlich mit der Küstenwache und der Civil Air Patrol reden, und sie wollte Cole anrufen. Ihr schwebte der eine oder andere Ort vor, an dem sie nach der Mermaids II suchen konnte. Angst machte ihr dabei nur, dass ein paar dieser Orte unter Wasser lagen.
    Nachdem man sie später an diesem Morgen im Rollstuhl zu einer Reihe von neurokognitiven Tests gebracht hatte, lag Bree nun wieder in ihrem Krankenbett, hatte die Augen geschlossen und fühlte sich noch erschlagener als zuvor. Der Spezialist würde bald mit den Resultaten zu ihr kommen.
    „Dein Held im golden schimmernden Segelboot hat dir das vorbeigebracht“ , erfuhr sie von Amelia. „Aber sie haben ihn nur bis zur Schwesternstation durchgelassen. Im Moment dürfen nur Angehörige zu dir kommen, weil es unten von Reportern wimmelt, die sich zu gern auf dich stürzen würden.“ Bree schaute zur Seite und entdeckte eine wunderschöne, orangefarbene Orchidee. Coles Aufmerksamkeit war so rührend, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Inmitten dieser erschreckenden Erinnerungen an das Unwetter und die Haie, inmitten dieser Angst vor einem entsetzlichen Verlust wirkten die Blüten wie kleine, in der Luft stehende Schmetterlinge. Hoffnung, ja, ihr Anblick weckte Hoffnung. Der Topf selbst stand in einem kleinen Kasten aus dunkel und hell gestreiftem Holz, das sie noch nie gesehen hatte.
    „Er ist jetzt geschieden, musst du wissen, und ein ziemlich guter Fang, wenn du mich fragst“ , redete Amelia weiter und strich die Decke glatt, als wollte sie das Bett machen, während Bree noch darin lag.
    „Ich suche nicht nach einem Mann für mich, ich suche Daria!“
    „Ja, ich weiß. Nur hast du eben seit Ted nichts Ernsthaftes mehr gehabt. Im Grunde schon vorher. Verdammt, tut mir leid, dass ich das gesagt habe.“
    „Nicht so schlimm“ , gab Bree zurück, hätte aber ihre Schwester am liebsten geknebelt, bevor ihr noch eine Bemerkung herausrutschen konnte, die sie dann

Weitere Kostenlose Bücher