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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
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ihm, dachte Peter. Vielleicht existierte dann ja auch noch ein Rest ihrer Freundschaft.
    Manfred sprang auf den Asphalt und trat auf Peter zu. Einen Moment schien es, als wolle er ihn umarmen, doch dann nahm er Peters Hand und drückte sie herzlich.
    »Ich habe mich schon gefragt, wann du mich besuchen kommst«, sagte er. »Aber jetzt bist du ja da. Zum Glück.«
    »Ich habe das Dorf bislang gemieden«, sagte Peter.
    Ein Schatten fiel über Manfreds Gesicht.
    »Das kann ich verstehen.« Er hob hilflos die Hände. »Du darfst es ihnen nicht übel nehmen. Sie …«
    Er suchte nach Worten, doch Peter tat es mit einer Handbewegung ab.
    »Schon gut. Schwamm drüber. Ein schönes Haus hast du hier.«
    Manfreds Miene hellte sich auf. »Ja, es ist schön, nicht wahr?« Er strahlte vor Stolz. »Es ist zwar noch nicht einmal zur Hälfte abbezahlt, aber das gehört wohl dazu. Willst du es dir ansehen? Komm mit. Die Kleinen sind im Kindergarten, und meine Frau ist im Büro. Sie arbeitet bei der Kreisverwaltung.«
    Er streifte an der Seitentür seine Stiefel ab und führte Peter durch die gemütlichen und liebevoll eingerichteten Räume. Schließlich setzten sie sich in die Küche, und Manfred holte zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank. Peter wusste, dass es besser war, keinen Alkohol zu trinken. Sein Arzt betonte immer wieder, dass seine Anfälle – oder Episoden, wie er sie nannte – dadurch verstärkt werden konnten. Alkohol machte ihn anfälliger für einen Rückfall. Doch seit dem ersten Abend in der Kammer seines Vaters hatte Peter nichts mehr verspürt, und seine allgemeine Angespanntheit führte er auf die besondere Situation zurück, in der er sich seit seiner Rückkehr befand. Er willigte also ein und stieß mit Manfred auf ihr gemeinsames Wohl an.
    Manfred redete ohne Unterlass. Vom Schützenverein, von der Gemeindearbeit und vom Umbau der alten Schule, aus der ein Kulturzentrum werden sollte. Peter spürte sehr bald auf angenehme Weise den Alkohol und entspannte sich allmählich. Ihm gefiel, wie sein Jugendfreund über Vennhues und seine Bewohner redete. Als gäbe es nichts anderes auf der Welt.
    »Wenn du erst ein bisschen Zeit hier verbracht hast, dann werden sich auch die anderen daran gewöhnen«, sagte Manfred. »Nicht alle denken schlecht über dich. Im Gegenteil, im Grunde ist es nur eine Handvoll. Vielleicht kannst du in Zukunft regelmäßig deinen Landurlaub hier verbringen. Ich habe einmal gelesen, dass ihr genauso viel Urlaub habt wie die Lehrer. Stimmt das denn?«
    Peter lächelte. »Es kommt einiges zusammen.«
    »Dann könntest du hier viel Zeit verbringen. Ich bin seit zwei Jahren Obmann beim Fahnenschwenken im Schützenverein. Wir nehmen inzwischen an Wettbewerben teil und haben im letzten Jahr sogar einen zweiten Platz gemacht. Ab Mai fangen wir intensiv mit dem Training an. Vielleicht hast du ja Lust mitzumachen. Es würde dir gefallen.«
    Peter gefiel die Vorstellung sogar. Dennoch war ihm klar, dass es niemals dazu kommen würde.
    »So einfach ist es nicht«, sagte er.
    Er berichtete ihm von seiner Begegnung mit Klemens Große Dahlhaus im Dorf. Manfred verstummte, und eine Weile schien es, als wüsste er darauf nichts zu sagen.
    »Das wird sich bald ändern«, fuhr er dann fort. »Ich bin ganz sicher.«
    Er trank seine Bierflasche mit einem Zug leer. Mit einem Murmeln sagte er: »Sie müssten es eigentlich besser wissen.«
    Peter betrachtete ihn nachdenklich.
    »Wieso sollten sie mich für unschuldig halten? Wieso hältst du mich für unschuldig?« Er spürte Wut in sich aufsteigen. »Es spricht doch alles gegen mich«, sagte er. »Es kommt niemand sonst als Mörder in Frage. Woher nimmst du also die Überzeugung, dass ich Willem nicht erstochen habe?«
    Manfred sah ihn erschrocken an, doch Peter glaubte auch Sorge in seinem Blick zu erkennen.
    »Du bist doch mein Freund«, sagte Manfred ruhig. »Natürlich bist du unschuldig. Ich glaube dir, das ist doch klar.«
    Peter blickte ihn skeptisch an. Waren sie wirklich Freunde?, fragte er sich. Sie hatten sich als Jugendliche gekannt und dann die meiste Zeit ihres Lebens in völlig unterschiedlichen Welten zugebracht. Welche Gemeinsamkeiten waren da geblieben? Gab es überhaupt etwas, das nach all den Jahren noch wichtig war? Peter wusste es nicht.
    »Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte Manfred.
    Er stand auf und ging zum Kühlschrank.
    »Möchtest du noch ein Bier?«, fragte er. »Ein bisschen Zeit haben wir noch, die Kinder kommen erst in

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