Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
Vom Netzwerk:
fuhr am Gasthof vorbei und hielt auf dem Parkplatz neben der Kirche. Ein Polizist stieg aus und zog die Seitentür des Wagens auf. Zwei Hunde sprangen bellend auf das Kopfsteinpflaster und liefen mit wedelnden Schwänzen um den Beamten herum.
    »Die Fährtenhunde sind da«, sagte Hambrock und sprang auf.
    Marina Hobe erhob sich ebenfalls.
    »Dann geht es jetzt los«, sagte sie.
    Werner Bodenstein trat auf die Steintreppe und blickte hinaus in die neblige Nacht. Das Hundebellen war zu weit entfernt, um es genau orten zu können. Es war kaum mehr als ein fernes Geräusch in der Dunkelheit. Doch Bodenstein verstand jetzt, weshalb einer der Polizisten das Kopfkissen von Peter mitgenommen hatte. Die Hunde suchten nach ihm, und wahrscheinlich waren sie irgendwo im Moor.
    Werner Bodenstein hatte gewartet, bis sein Sohn durch das Fenster der Kammer auf die Apfelwiese gesprungen war. Erst dann hatte er den Männern aus dem Dorf die Tür geöffnet. Er hatte keine Sekunde gezögert, sie ins Haus zu lassen und selber nach Peter zu suchen. Er hatte ja gewusst, dass sie bereits zu spät kamen.
    Nun waren alle wieder fort. Das große Haus war so still und leer wie in den Tagen, bevor Peter zurückgekommen war.
    Eine Weile lauschte Bodenstein dem immer leiseren Gebell. Doch die Nachtluft war empfindlich kühl geworden, und so kehrte er zurück in die Diele und schloss sorgfältig die Eingangstür.

14
    Der Mord an Timo Große Dahlhaus hatte sich während der Nacht im Dorf und in den umliegenden Bauernschaften herumgesprochen. Am frühen Morgen des darauffolgenden Tages füllte sich der Kirchhof mit Menschen, die allesamt wenig Schlaf bekommen hatten und nun vor Ort erfahren wollten, ob bereits Näheres bekannt geworden war oder ob die Polizei gar einen Täter präsentieren konnte. Beunruhigt standen sie beisammen, teilten ihre Angst und ihre Sorge und beschlossen, gemeinsam in die Frühmesse zu gehen, um für den toten Jungen und seine Familie zu beten.
    Pfarrer Bruikhoff hatte zu diesem Zeitpunkt noch nichts von den Ereignissen der vergangenen Nacht erfahren. Er traf völlig unvorbereitet in Vennhues ein, wo er wie gewohnt die Feiertagsmesse abhalten wollte, bevor es in die Nachbargemeinde weiterging. Er hatte einen engen Zeitplan an diesem Tag, denn am Nachmittag standen bereits die Friedhofsandachten an, wiederum in allen drei Gemeinden.
    Er rechnete zur Frühmesse nur mit einer Handvoll Rentnerinnen, umso erstaunter war er, eine volle Kirche und eine verängstigte und stark verunsicherte Gemeinde vorzufinden. Kurz entschlossen stellte er alle Feierlichkeit des Festtages zurück und hielt eine Totenmesse. Sie feierten eine Bittmesse für den ermordeten Jungen, für seine Eltern und für die Gemeinde.
    Am Ende des Gottesdienstes gab der Pfarrer dem Organisten ein Zeichen, und gemeinsam sangen alle:
    Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr;
fremd wie dein Name sind mir deine Wege.
Sprich du das Wort, das tröstet und befreit
Und das mich führt in deinen großen Frieden.
    Der aufkommende Wind trug den Gesang und die Orgelmusik bis zu den Höfen außerhalb des Dorfes. Am Haus der Familie Hambrock trat Bernhard junior gerade durch die Tür ins Freie, er streckte seinen Kopf in die Luft und lauschte nachdenklich den leisen Klängen.
    Der Nebel hatte sich fast vollständig aufgelöst, und die Türme der barocken Kirche waren wieder deutlich zu erkennen. Eine Hochdruckfront mit warmen Südwinden hatte die Wetterlage innerhalb weniger Stunden umgekrempelt. Roch es am vergangenen Abend noch nach dem nahen Winter, so herrschte an diesem Morgen plötzlich mildes Wetter mit beinahe frühlingshaften Temperaturen. Hambrock legte seinen Mantel über den Arm, dann machte er sich auf den Weg ins Dorf.
    Er hatte zuvor mit der Werkstatt telefoniert. Sein Volvo war repariert worden und konnte jederzeit abgeholt werden. Hambrocks Vater hatte angeboten, ihn nach der Frühmesse zur Werkstatt zu fahren. Von dort aus konnte Hambrock nach Münster weiterfahren, um im Präsidium die Kollegen zur Dienstbesprechung zu treffen.
    Das Bauernhaus der Familie Große Dahlhaus lag an diesem Morgen dunkel und verlassen gegenüber dem Parkplatz in der Dorfmitte. Klemens Große Dahlhaus hatte in der Nacht einen Nervenzusammenbruch erlitten und war in das Kreiskrankenhaus in Borken eingeliefert worden. Der Rest der Familie war noch bei ihm, und niemand konnte sagen, wann einer von ihnen wieder vernehmungsfähig sein würde.
    Die Messe ging zu Ende, und die Leute

Weitere Kostenlose Bücher