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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
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Haaresbreite einen Unfall verursacht, indem er vergessen hatte, den Blinker zu setzen, und einem dunklen Golf die Vorfahrt nahm.
    Es gab ältere Leute in Vennhues, die feierlich schworen, niemals mehr in ihrem Leben einen Fuß in die laute und gefährliche Stadt zu setzen, und an manchen Tagen fand Hambrock diese Haltung gar nicht unverständlich.
    Im Präsidium waren bereits alle anwesend. Das gesamte Team der Gruppe elf, neun Beamte und der Praktikant, saß im Gruppenraum beisammen und wartete darauf, dass es losging. Hambrock begrüßte sie knapp und ging zum Fenster, um frische Luft in den Raum zu lassen. Augenblicklich schwappte wütender Verkehrslärm herein, und er schloss das Fenster wieder.
    »Also gut, fangen wir an«, sagte er und setzte sich ans Pult. »Ich denke, dass alle einen Überblick haben, also auch die, die vergangene Nacht nicht vor Ort gewesen sind?«
    Er blickte auf, doch es gab keine Widerrede.
    »Dann können wir also zur Sache kommen. Fundort ist die Vogelwarte im Vennhueser Moor. Das Opfer heißt Timo Große Dahlhaus, war siebzehn Jahre alt und wohnhaft in Vennhues. Die Tatzeit dürfte zwischen sechzehn und zwanzig Uhr sein, doch die Rechtsmedizin wird das bestimmt weiter eingrenzen können.« Er zog seine Unterlagen hervor. »Wer hat mit dem Auffindungszeugen gesprochen?«
    »Das war ich.« Heike Holthausen hob den Finger und lächelte ihn an. Obwohl sie nur wenig Schlaf bekommen haben konnte, wirkte sie erstaunlich frisch und gutgelaunt.
    »Der Zeuge heißt Franz Heitmann und ist achtundsechzig Jahre alt«, sagte sie. »Ihm gehört der letzte Hof vor dem Moor. Er wollte mit seinem Hund raus, und da ist das Tier ins Moor gestürzt und hat den Toten aufgespürt.«
    »Wie spät war das?«, fragte Hambrock.
    »Etwa einundzwanzig Uhr vierzig. Danach ist Heitmann ins Dorf gelaufen. Er hat am Tatort nach eigenen Aussagen nichts angerührt und ist direkt zum Gasthof von Hermann Esking geeilt, wo an diesem Abend ein Treffen der Schützenbruderschaft Vennhues stattfand. Die Leute waren von der Nachricht völlig überrumpelt. Es herrschten Entsetzen und große Wut über die Tat. Sie sind losgestürmt zum Hof der Bodensteins, um Peter Bodenstein dort festzuhalten und auf das Eintreffen der Polizei zu warten. So haben sie es zumindest erklärt. Doch Bodenstein war zu diesem Zeitpunkt bereits flüchtig.«
    Die Realität sah wohl ein bisschen anders aus, dachte Hambrock leicht amüsiert. Doch das spielte nun keine Rolle mehr.
    »Das ist nicht der erste Tote, den dieser Heitmann im Moor gefunden hat, nicht wahr?«, fragte Melanie Potthoff, eine der Ermittlungsbeamtinnen.
    Heike nickte. »Das stimmt, beim Leichenfund von Willem van der Kraacht war Heitmann ebenfalls vor Ort und hat die Polizei verständigt. Doch gefunden hatte den ersten Toten genau genommen ein kleiner Junge, der zum Spielen ins Moor gegangen war.«
    »Trotzdem ein seltsamer Zufall, nicht wahr?«, meinte die Kollegin.
    »Das liegt wohl eher an der Lage seines Hofes«, sagte Hambrock und wandte sich an Christian Möller, den Beamten der Spurensicherung. »Was sagt denn die Spurenlage?«
    Der Kollege stellte seinen Kaffeebecher ab und räusperte sich.
    »Nicht viel«, sagte er. »Das Wichtigste ist das mutmaßliche Tatwerkzeug, ein herkömmliches Steakmesser, das wir neben der Leiche im Sumpfwasser gefunden haben. Fingerspuren waren leider keine feststellbar. Aber vielleicht finden wir noch Hautabschürfungen am Griff. Ich werde gleich nach der Sitzung mit den genaueren Untersuchungen beginnen.«
    Hambrock deutete auf Philipp Häuser.
    »Philipp, fahren Sie mit dem Ding zum Hof von Werner Bodenstein«, sagte er. »Der alte Herr soll einmal nachsehen, ob in seiner Küche ein Messer verloren gegangen ist. Es wäre nicht das erste Mal.«
    Christian Möller fuhr mit seinem Bericht fort.
    »Des Weiteren konnten Fußabdruckspuren sichergestellt werden. Allerdings weiß ich nicht, ob die von großem Nutzen sein werden, denn der Boden war sehr feucht und schlammig. Einen scharfen Abdruck haben wir also nicht. Wir können kaum mehr als die Schuhgröße feststellen. Doch das ist noch nicht alles. Wir haben Textilfaserspuren unter den Fingernägeln des Toten gesichert. Aber auch das muss noch näher untersucht werden. Generell muss ich mir die Leiche als Spurenträger genauer ansehen. Auch wenn wir bislang weder Sperma noch andere Körpersekrete gefunden haben, heißt das nicht, dass es keine interessanten Spuren im Mikrobereich gibt.«
    Hambrock

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