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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
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laufen gut?«
    »Es geht.« Er setzte sich ebenfalls. »Wir hatten schon bessere Zeiten. Die Schweinepreise sind seit Ewigkeiten im Keller, und jetzt hatten wir auch noch diese Ekelfleisch-Skandale in der fleischverarbeitenden Industrie. Letzten Sommer kam die Schweinepest aus Holland, und die Höfe in der Region standen allesamt unter Quarantäne. Da gab es einige kleinere Bauern, für die das alles zu viel war. Die haben das Jahr nicht überlebt.«
    Hambrock kannte diese Art Gespräche bereits. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, schnell das Thema zu wechseln. Andernfalls wären sie in stundenlange Diskussionen um Agrarsubventionen und EU-Regelungen verstrickt, und Norbert würde in seinen Klagen kein Ende finden.
    »Ich bin froh, dass du nicht zu diesen Bauern gehörst«, sagte Hambrock schnell. »Aber natürlich sind wir aus einem anderen Grund hier.«
    »Ihr kommt wegen Timo.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Ja, das war natürlich ein ziemlicher Schock.«
    Hambrock hatte jedoch nicht das Gefühl, dass Norbert wirklich betroffen war über den Tod des Jungen. Und wenn doch, dann wusste er es gut zu verbergen.
    »Aber weshalb kommt ihr in dieser Sache zu mir?«, fragte Norbert. »Habe ich etwas damit zu tun?«
    »Wir müssen alle im Dorf befragen. Das ist reine Routine. Vielleicht hat jemand etwas gesehen.«
    »Ich habe nichts gesehen«, sagte Norbert.
    Hambrock ging nicht darauf ein. »Vorläufig gehen wir davon aus, dass die Tatzeit zwischen sechzehn und zwanzig Uhr gewesen ist. Wo warst du zu dieser Zeit?«
    »Um vier habe ich die Schweine gefüttert. Danach bin ich unter die Dusche und habe mich umgezogen. Um kurz vor sechs bin ich dann zu Esking gefahren. Dort war das Treffen der Schützenbruderschaft.«
    »Sind Sie auf Ihrem Weg jemandem begegnet?«, fragte Heike. »Auf der Straße oder im Dorf?«
    »Nein, erst bei Esking.« Er sah Hambrock irritiert an. »Was soll das, Bernhard? Das Moor liegt genau auf der anderen Seite. Ich komme auf meinem Weg dort nicht vorbei.«
    Hambrock nickte. »Kanntest du Timo Große Dahlhaus näher?«
    Norbert machte ein unwilliges Gesicht. »Kaum.«
    »Aber Jennifer war seine Freundin, oder irre ich mich? Sie waren ein Paar.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was Kinder in dem Alter so nennen. Sie haben sich ein paar Mal getroffen und sind zusammen zur Schule gefahren. Um Gottes willen, ich hatte mit dem Jungen nichts zu tun, das kannst du mir glauben.«
    Hambrock lächelte. »Wieso hat Jennifer dann gerade gesagt, du seist froh, dass Timo tot ist?« Er deutete in Richtung Haustür. »Denn den hat sie doch wohl gemeint, als sie dich angeschrien hat, nicht wahr?«
    Ein Schatten legte sich über Norberts Gesicht. »Also gut. Ich mochte den Jungen nicht.« Seine Stimme bekam einen grimmigen Unterton. »Er war ein verweichlichter Träumer, mit dem nichts anzufangen war. Er spielte keinen Fußball, wollte bei den Schützenbrüdern nicht mitmachen, und er hatte Angst vor Pferden. Kurzum: eine Memme. Ich hatte natürlich nichts gegen ihn. Jeder nach seiner Façon, sage ich immer. Aber Jennifer ist ein aufgewecktes und fleißiges Mädchen. Er sollte keinen schlechten Einfluss auf sie ausüben.«
    »Verstehe«, sagte Hambrock. »Ich muss natürlich auch mit ihr reden, Norbert. Vielleicht komme ich heute Abend noch einmal vorbei. Bis dahin ist sie hoffentlich zurückgekehrt.«
    Norbert wurde laut. »Was soll das jetzt? Verdächtigst du mich etwa?«
    »Ich verdächtige niemanden. Wir müssen nur mit allen reden, die Timo gekannt haben.«
    »Du hast doch deinen Mörder!«, rief er. »Warum kümmerst du dich nicht um ihn? Statt hier herumzusitzen und dumme Fragen zu stellen, solltest du Peter suchen!«
    »Wir suchen Peter«, sagte Hambrock ruhig. »Eine Menge Polizisten in Deutschland und in den Niederlanden sind momentan mit nichts anderem beschäftigt. Doch auch dies gehört zu unserem Job. Ich muss nun einmal Fragen stellen.«
    »Ich verstehe dich nicht.« Norbert schob seinen Stuhl zurück und ging mit verschränkten Armen zum Fenster. »Denkst du etwa, einer von uns hat diesen Mord begangen? Eine Sexualtat, wie es heißt? Ein Vennhueser? Wie soll denn das gehen?«
    »Norbert …«, begann Hambrock, wurde jedoch von der donnernden Stimme des Bauern unterbrochen.
    »Ich will nichts mehr hören! Du bist ein Städter, du weißt doch gar nicht mehr, woher du kommst. Wenn du noch Vennhueser wärest, dann würdest du keine solchen Verdächtigungen aussprechen.«
    Hambrock

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