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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
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hatten wir gar nichts. Die Holländer waren fein raus, doch hier war alles kaputt. Wir waren ganz arme Hunde in Vennhues.«
    »Aber nicht mehr in den Sechzigern. Als Mia und Kai geheiratet haben, herrschte schon längst das Wirtschaftswunder.«
    Kemper verzog das Gesicht. »So einfach ist das alles nicht. Wir waren nicht sehr beliebt in Holland …«
    »Mit gutem Grund …«
    »… und da kommt so ein Patjacke und macht sich auf unserem Grund und Boden breit. Was sollte man schon davon halten? Die hatten doch genug dort drüben, oder etwa nicht? Natürlich gab das böses Blut im Dorf.«
    Hambrock zog die Stirn in Falten. »Es war nicht dein Grund und Boden.«
    »Darum geht es nicht«, gab er unwirsch zurück. »Kai hatte hier nichts zu suchen!« Er fügte hinzu: »Aber wie gesagt, es war eine andere Zeit.«
    »Doch an dieser Situation hatte sich nicht viel geändert«, sagte Hambrock. »Selbst wenn die meisten nichts gegen ihn hatten. Kai hat niemals richtig Fuß gefasst in Vennhues. Und er hatte Feinde. Norbert Osterholt war ebenfalls nicht gut auf ihn zu sprechen. Er war fünfzehn, als die Heirat stattfand. Zu dieser Zeit war er bereits mit Mias Schwester Annette zusammen. Und er fand, dass der Hof ihm zugestanden hätte und nicht Kai. Ungeachtet dessen, dass Mia die Älteste war.«
    »Er hätte ihm auch zugestanden!«, sagte Kemper im Zorn. »Norbert stammt aus Vennhues. Wieso soll dann ein Holländer den Hof bekommen? Vielleicht hat Kai es ja geschafft, den alten Reckenfeld zu beeindrucken und Mia gleich dazu. Doch das ändert nichts an dem Unrecht. Der Hof gehörte Norbert.«
    Hambrock wunderte sich, wie bereitwillig der alte Bauer damit herausrückte. Wusste er überhaupt, was er da sagte?
    »Das bedeutet, Norbert hätte damals guten Grund gehabt, sich das zurückzuholen, was ihm zustand.«
    Kemper blickte ihn überrascht an. Er schien erst jetzt zu bemerken, dass er Osterholt belastete.
    »Das ist doch Unfug!«, rief er. »Da hätte Norbert doch Kai umbringen müssen und nicht den Jungen. Willem hat niemandem etwas getan!«
    Hambrock lächelte. »Aber funktioniert hat es auch so, oder? Und die Schuld ließ sich dadurch auf Peter Bodenstein abwälzen.«
    Kempers Gesicht wurde weiß. Einen Augenblick glaubte Hambrock, er würde mit bloßen Fäusten auf ihn losgehen. Doch stattdessen wandte er sich ab und stapfte grußlos davon.
    »Erinnere dich, woher du kommst!«
    Das war das Letzte, das Kemper ihm zurief. Dann war er hinter der Stallwand verschwunden.
    Hambrock kehrte zurück ins Haus. Er wusste nicht, ob die anderen ihn belauscht hatten, doch als er die Küche betrat, herrschte dort ein ausgelassenes Treiben. Missmutig rutschte er auf die Bank. Zu seinem Leidwesen war das Essen nur noch lauwarm. Lustlos schaufelte er sich den Teller voll.
    »Was wollte Josef denn?«, fragte sein Vater am Ende des Tisches.
    Hambrock stöhnte. »Er ist unzufrieden mit der Arbeit der Polizei. Belassen wir es am besten dabei.«
    Er stach mit der Gabel in einen Kartoffelknödel, dann sah er auf. Seine Eltern warfen sich sorgenvolle Blicke zu, dann wandten sie sich wieder dem Essen zu und taten, als sei nichts geschehen. Alles ging im lauten Durcheinander unter.
    Sie wissen etwas, dachte Hambrock. Es gibt etwas, das sie verschweigen.
    Er nahm sich vor, seine Eltern später darauf anzusprechen. Wenn die ganze Familie anwesend war, hatten solche Fragen keinen Sinn. Doch er würde darauf zurückkommen. Und dann, das schwor er sich, würde er sie nicht mit einfachen Ausreden davonkommen lassen.
    In der Diele war es dunkel und kühl. Ein schwerer Geruch lag in der Luft, es roch nach Feuer, nach geräuchertem Fleisch und nach Kuhmist. Das tat es immer, wenn am Morgen nicht gelüftet wurde.
    Gertrud Große Dahlhaus achtete nicht darauf. Genauso wenig wie auf die Kälte. Sie saß in dem schweren Sessel vor dem offenen Kamin und blickte in die Asche.
    Annette Osterholt war da gewesen, gerade eben erst. Irgendwas von Beileid und Bedauern hatte sie gefaselt. Diese falsche Schlange. Als ob ihr an dem Jungen etwas gelegen hätte! Weshalb sollte sie auch Timo nachtrauern? Für ihre Tochter war der Junge ja nicht gut genug gewesen. Sie und Norbert fühlten kein Mitleid, das war gewiss.
    Nein, nein, es musste einen anderen Grund gegeben haben, weshalb sie gekommen war. Wenn sie es nur wüsste!
    Es gab Gerüchte. Die Leute sprachen über Timo. Überall. Sie trafen sich im Dorf und auf den Straßen. Und sie redeten und redeten, als könnten sie

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