Das Geheimnis zweier Ozeane
interessanten Jagd, wanderten beide lange über den Meeresboden, erkletterten Sandbänke und Felsblöcke und untersuchten das geheimnisvolle Dunkel der unterseeischen Höhlen und Grotten.
Schließlich meinte Pawlik, er sei müde und habe Hunger. „Ich schlage vor, wir essen eine Kleinigkeit und ruhen uns etwas aus.
Heute suchen wir das U-Boot zum Mittagessen nicht auf. Arsen Dawidowitsch hat dem Kapitän Bescheid gesagt.“
„Das weiß ich“, erwiderte Skworeschnja. „Ich bin durchaus mit einer kurzen Rast einverstanden. Ein Schluck heißen Kakaos wird uns guttun.“
Pawlik hob den Blick nach oben. Da sah er ganz hoch, an der Ausbreitungsgrenze des Lichtkegels seiner Stirnlaterne, einen langen, bläulichen, matt schimmernden Schatten vorbeihuschen.
„Was kann das gewesen sein?“ fragte Pawlik. „Wahrscheinlich eine Robbe. Aber sie war zu dünn … Schade, daß ich es nicht deutlicher gesehen habe.“
„Ach, laß doch! Wichtiger ist, daß wir einen Platz finden, wo wir uns hinsetzen können“, sagte Skworeschnja ungeduldig. Er schaute sich um.
„Gehen wir in diese Höhle, Andrej Wassiljewitsch“, meinte Pawlik und zeigte auf eine dunkle Öffnung in der Granitwand. „Vielleicht sehen wir sie uns erst einmal an.“ „Schön, dann los.“
Über dem Eingang zur Höhle wölbte sich ein Felsvorsprung, und auf ihm lagen ein paar riesige, von Tangen überwucherte Steinblöcke. Beide Taucher drangen, die Ultraschallpistolen im Anschlag, in die Höhle ein und schauten sich aufmerksam um. Die Grotte war nicht groß – kaum zwei Meter tief. Zwei Lichtkegel beschienen sie hell. Sie war leer. Über den Boden und die Wände krochen Seesterne, Seeigel und Holothurien, ein paar runde Steine lagen umher.
„Alles in Ordnung“, sagte Skworeschnja und steckte die Pistole weg. „Hier können wir es uns bequem machen. Setz dich, Jungchen, und ’ran an die Mahlzeit.“
Beide nahmen die Rucksäcke von der Schulter und setzten sich, mit dem Rücken an die Höhlenwand gelehnt, auf den Boden. Die Seitentaschen wurden geöffnet, ein Knopf heruntergedrückt, und die Thermosflasche spendete heißen Kakao, der ihnen vortrefflich mundete.
„Sehr schön!“ ertönte Skworeschnjas Baß.
Pawlik wollte etwas erwidern, aber ein dumpfes, donnerähnliches Grollen erschütterte plötzlich die Höhlenwände. Vor dem Eingang sauste in einer Schlammwolke etwas Dunkles herunter und bohrte sich, kaum einen halben Meter vor Skworeschnjas ausgestreckten Beinen, in den Schlamm.
Mit einem Satz war Skworeschnja aufgesprungen und stürzte zum Eingang.
Ein paar Sekunden stand er reglos. Vor ihm erhob sich eine hohe Granitwand, die den Höhleneingang dicht verschlossen hatte. Mit dem Schrei „Wir sind eingeschlossen!“ warf er sich gegen die Wand. Mit einem dumpfen metallischen Laut prallte er wie ein Ball zurück. Der Taucher schaute sich verblüfft um. Von allen Seiten erhoben sich steile Felswände – stumm, unbeweglich und drohend.
Pawlik saß noch immer so, wie ihn die Katastrophe überrascht hatte. Sein Gesicht war blaß vor Schreck. Seine Lippen flüsterten etwas Unverständliches, aber Skworeschnja war nicht weniger durcheinander. Endlich raffte er sich auf und begann das unerwartete Hindernis aufmerksam zu untersuchen.
„Dieser Felsen“, überlegte er laut, „ist einer von denen, die sich vorhin vor dem Höhleneingang türmten. Aber wieso ist er abgerutscht? Er stand doch fest.“
Pawlik wollte etwas sagen, aber der Schreck schien ihn gelähmt zu haben.
Skworeschnja befühlte den Felsen. Dann murmelte er wieder:
„Kein Spalt, keine Fuge … richtige Maßarbeit!“ Er schwieg wieder, stemmte sich mit der Schulter gegen den Felsen und begann mit aller Kraft zu drücken. Sein Gesicht wurde vor Anstrengung dunkelrot, die Adern auf der Stirn schwollen an, und die säulenförmigen Beine versanken immer tiefer im Schlamm. Man hätte meinen können, diese furchtbare Kraftaufwendung müßte ausreichen, um einen Berg zu verschieben. Aber der Felsen rührte sich nicht. Keuchend ließ sich Skworeschnja auf den Höhlenboden sinken.
Pawlik stürzte auf ihn zu.
„Andrej Wassiljewitsch, kommen Sie zu sich!“ rief er voller Angst. „Wir müssen es anders versuchen … nehmen Sie einen Schluck Kakao. Vielleicht geht es anders …“
Skworeschnja öffnete die Augen. Er stützte sich auf die Ellenbogen und lehnte sich gegen die Höhlenwand. Nach einer Weile sagte er:
„Was meinst du, Pawlik? Wie denn anders?“
„Wir müssen
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