Das Geheimnis zweier Ozeane
Zahlreiche winzige Basalt-, Granit- und Schieferinseln erhoben sich aus den Fluten des Ozeans. Sie alle waren von dem gleichen Seetang umgeben, nur daß er kleinwüchsiger als im offenen Ozean war. Es schien, als gedeihe diese Tangart am besten im unruhigen Meer, in dem Bereich gewaltiger Brecher.
Der Zoologe blieb plötzlich stehen:
„Und Gorelow haben wir ganz vergessen! Er wollte uns doch einholen … Einen Augenblick, ich will ihn anrufen!“
Der Ingenieur teilte mit, daß er jetzt durchs Tangdickicht v ordringe und Kurs halte auf die verabredete Stelle – einen Felsen, dem die Forscher den Namen „Löwenkopf“ gegeben hatten und der sich am äußersten Ende einer Reihe von Inselchen erhob. Gorelow bat, ihn dort zu erwarten und dann gemeinsam weiterzugehen. Er sei noch nie hier gewesen. Während des zehntägigen Aufenthaltes bei Feuerland habe er heute erst zum zweitenmal das U-Boot verlassen und wolle daher nicht allein bleiben.
Inseln, einzelne Klippen und Felsen, die über die Meeresoberfläche emporragen, sind hier so zahlreich, daß viele Seefahrer die Westküste von Feuerland „Milchstraße“ nennen. Unter Wasser bilden die überall verstreuten Riffe und Felsblöcke ein wahres Labyrinth.
Es dauerte noch fast zwei Stunden, die zum Teil durch das Einsammeln von wissenschaftlichem Material angefüllt waren, ehe der Professor und seine Begleiter den „Löwenkopf“ erreicht hatten.
Gorelow wartete schon. Er saß auf einem kleinen Felsblock und wühlte in seinem Exkursionsrucksack. Als die anderen in Sicht kamen, schloß er ihn rasch.
„Ich schlage vor, wir schwärmen hier aus, um ein möglichst großes Gebiet abzusuchen“, sagte der Zoologe. „Ich gehe zu der Inselgruppe dort drüben, Fjodor Michailowitsch etwas südlicher, zur Bucht, Skworeschnja und Pawlik dringen in das Insellabyrinth hier vor uns ein. Mit einem so erfahrenen Seefahrer, wie es Andrej Wassiljewitsch ist, wird sich Pawlik nicht verirren. Treffpunkt ist wieder dieser Felsen. Unterwegs wollen wir in Funkverbindung bleiben.“
„Ich denke, Arsen Dawidowitsch“, erwiderte Gorelow lebhaft, „wir verkleinern nur unnötig das zu erforschende Gebiet dadurch, daß Pawlik mit Skworeschnja zusammenbleibt. Pawlik könnte auch auf eigene Faust losgehen. Er hat doch schon Erfahrung. In der Geschichte mit dem Pottwal hat er ja seinen Mann gestanden … Und im Fall irgendwelcher Komplikationen kann er funken; wir finden ihn dann schnell. – Hab’ ich recht, Pawlik? Du bist doch kein Milchbart mehr …“
Er lächelte und blickte den Jungen freundlich an. Aber Pawlik fühlte plötzlich eine unerklärliche Angst in sich aufsteigen. Er schwieg und schaute zur Seite.
„Und meine Meinung ist“, mischte sich Skworeschnja in das Gespräch, „daß Arsen Dawidowitsch schon richtig disponiert hat. Ich bin nur deshalb mit von der Partie, weil mein Chef Schelawin seine Arbeiten beendet hat und ich arbeitslos geworden bin. Von Zoologie verstehe ich nicht die Bohne. Allein schaufle ich solches Zeug zusammen, daß Sie sich wundern werden! Unter der Anleitung eines so erfahrenen Zoologen aber, wie es der Junge ist, werde ich schon von Nutzen sein.“
Gorelow erwiderte nichts darauf. Die Exkursionsteilnehmer trennten sich und verloren sich in der grünen Dämmerung der Tiefe bald aus den Augen.
Zwölftes Kapitel
SKWORESCHNJA ZEIGT, WAS ER KANN
S
kworeschnja und Pawlik stellten ihre Schrauben an, erhoben sich einige Meter über den Meeresboden und entschwanden in Richtung Ostsüdost. Sie schwammen nicht sehr schnell, um den zahlreichen Weghindernissen ausweichen zu können. Tauchte ein Tangdickicht auf, sicherten sie ihre Schrauben mit dem Schutzgitter.
Nach einer Stunde ragte plötzlich eine Granitwand vor ihnen empor, deren Seiten und oberer Teil sich im Dunkel der Tiefe verloren. Die Wand war von tiefen Schluchten und zahllosen großen und kleinen Höhlen zerklüftet. An ihrem Fuße türmten sich Felstrümmer und einzelne Granitblöcke. Überall wuchsen Tange, die sich zur Oberfläche zogen oder den steinigen Meeresboden mit einem grünen Polster bedeckten.
Skworeschnja und Pawlik ließen sich zum Meeresgrund gleiten. Große und kleine Fische schwammen vorbei, eine Robbe suchte erschreckt das Weite; ein Seeotter mit einem großen Fisch im Maul strebte zur Oberfläche. Auf dem Tangteppich krochen zahllose Stachelhäuter, Krabben und Krustazeen umher.
„Anker werfen! Wir sind angekommen, Chef!“ sagte Skworeschnja.
Ganz im Banne der
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