Das Geheimnis zweier Ozeane
meinem Sauerstoff in Ihren Atmungsbehälter umfüllen? Sagen Sie es mir! Sagen Sie doch, wie man das machen muß!“
Skworeschnja schüttelte den Kopf. Er atmete stoßweise, und seinen Lippen entrangen sich von Zeit zu Zeit ein paar Worte:
„Teufelsbrocken! – Ich werde es dir schon zeigen!“
Seine riesigen Füße, die den unteren Rand des Felsens berührten, kamen in Bewegung. Sie streckten sich langsam zum Felsen hinauf. Einen halben Meter vom Boden stießen sie gegen einen Vorsprung und stemmten sich gegen ihn. Skworeschnjas Hand näherte sich der geöffneten Seitentasche, seine Finger fanden den Sauerstoffknopf und rückten ihn auf höchste Leistung.
Warum tut er das? dachte Pawlik entsetzt. Will er sein Ende beschleunigen?
Skworeschnja lag unbeweglich auf dem Rücken, die Beine gegen den Felsvorsprung gestemmt, mit den Schultern die hintere Grottenwand berührend. Nur seine tiefen Atemzüge zeigten, daß er noch lebte, daß in seinem mächtigen Körper das Blut mit neuer Kraft pulste. Dann stockte sein Atem – man konnte meinen, jetzt sei alles vorbei.
Plötzlich hallten die Wände der Grotte von einem furchtbaren, zornigen Schrei wider. Pawlik glaubte, sein Blut müßte in den Adern gerinnen …
Skworeschnjas riesiger Körper spannte sich. Mit fast übermenschlicher Kraft drückten die Beine gegen den Felsen, die Brust wölbte sich … es sah aus, als würden die breiten metallenen Schultern in der Grottenwand verschwinden.
„A-a-ah!“ kam es ächzend aus Skworeschnjas Mund. „Gi-ib ihm!–A-a-ah!“
Es schien, als fluteten aus einer unversiegbaren Quelle immer neue Kräfte in den Körper des Riesen. Seine Stimme schwoll grollend an.
Pawlik drückte sich gegen die Wand und starrte auf den Felsen. Der Felsen wankte. In dem Helm des Jungen hallten die erregten Stimmen seiner Freunde wider: „Pawlik! Was ist passiert? Warum schreit Skworeschnja so? Pawlik! Pawlik! Antworte doch …“
Pawlik hörte nicht, antwortete niemandem.
Der Felsen gab nach … Er neigte sich … Noch etwas … noch mehr …!
Und plötzlich stürzte Pawlik auf den Felsen zu, und seine laute Stimme verschmolz mit Skworeschnjas Ächzen.
„Hurra … Noch ein wenig! Noch mehr!“
Der Junge stemmte seinen kleinen Körper gegen den Felsen. Und als habe nur noch diese geringe Anstrengung gefehlt, neigte sich der Felsen und kippte um. Der Ausgang war frei.
Skworeschnjas Beine sanken kraftlos herab, seine Augen schlossen sich. Der riesige, gepanzerte Körper lag reglos auf dem sandigen Boden der Höhle.
Durch die aufgewirbelte Sandwolke sprang Pawlik auf den Felsblock.
„Hierher! Skworeschnja hat den Felsen abgewälzt! Helft uns! Beeilt euch; Skworeschnja stirbt! Ich gebe mit Ultraschall die Richtung an! Fangt ihn auf! Der Tiefenmesser zeigt zweiundsiebzig Meter bis zur Oberfläche.“
Er bewegte den Pistolenlauf hin und her, und nach allen Seiten breiteten sich die Schallwellen aus.
Pawlik hätte nicht sagen können, wie lange er warten mußte – ein paar Minuten oder eine Stunde –, bis er Marats freudige Stimme hörte:
„Ich komme, Pawlik! Ich schwimme nach Nordost! Folgt mir, Genossen!“
Die anderen Taucher antworteten sofort.
„Ich schwimme dir nach, Marat!“ schrie Zoi.
„Gleich werden wir bei dir sein, Kleiner!“ kam auch des Zoologen beruhigende Stimme.
„Sei tapfer, mein Junge!“ rief Kommissar Sjomin. „Matwejew, hierher!“
Wie ein Schwarm funkelnder Sterne strebten von allen Seiten die Stirnlaternen seiner Freunde auf Pawlik zu. Der Junge ließ die erstarrte Hand mit der Pistole sinken und bewegte seinen Kopf mit dem leuchtenden Strahl der Stirnlaterne hin und her, wie ein Leuchtfeuer seine zu Hilfe eilenden Retter anlockend. Noch einige Minuten … und Pawlik war in strahlende Helligkeit getaucht.
Der Sternenschwarm kam wie ein Wirbel herangebraust! Blitzschnell wurden Skworeschnjas regloser Körper und Pawlik empor getragen, und der Suchtrupp jagte in den offenen Ozean hinaus, zum U-Boot, das in zweihundert Meter Tiefe wartete.
Dreizehntes Kapitel
GEWISSE ÜBERLEGUNGEN
O
berleutnant Bogrow drückte einen Hebel auf dem Pult herunter und drehte ein kleines Steuerrad einige Teilstriche nach rechts.
Die ,Pionier‘ hob ihren Bug und schoß schräg nach oben. In dreihundert Meter Tiefe nahm der Schiffsrumpf wieder eine horizontale Lage ein und hielt weiter Kurs nach Süden.
„Ist es gut so, Iwan Stepanowitsch?“ fragte der Oberleutnant den Ozeanographen.
„Ausgezeichnet! Fabelhafte
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