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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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und Pawlik kaum zwanzig Meter entfernt und verschwand, einen Schwarm silbriger Fischchen aufschreckend, hinter einer dichten Tangwand.
    „Seltsam, wer könnte das gewesen sein?“ fragte der Zoologe nachdenklich und blickte nach oben. „Ich erinnere mich, daß heute außer uns nur Schelawin, Skworeschnja, Zoi und Marat das U-Boot verlassen sollten. Der Taucheranzug dieses Mannes war, wenn ich mich nicht irre, Größe Null, und so große Männer haben wir nur zwei – Skworeschnja und Gorelow, aber Skworeschnja hat zu tun. – War es vielleicht Gorelow?“
    „Arsen Dawidowitsch“, unterbrach ihn Pawlik. „Warum ist er aber nach oben geschwommen? Der Kapitän hat es doch verboten, sich der Oberfläche weiter als bis auf fünfzig Meter zu nähern.“
    Der Zoologe zuckte in seinem Taucheranzug die Achseln.
    „Das verstehe ich nicht. Übrigens scheint er, bevor er aus unserem Blickfeld verschwand, die Richtung geändert zu haben. Ich versuche es mal, mich mit ihm durch Funk zu verbinden. Es ist doch bald Mittagszeit.“

Zehntes Kapitel
DIE SPANISCHE KARAVELLE
    D
    er eigenartige Ton des Summers – das Meldezeichen des drahtlosen Telefons – hinderte den Zoologen daran, sein Vorhaben auszuführen. Kaum hatten er und Pawlik ihre Funkgeräte auf die gesuchte Welle eingestellt, als sie Marats aufgeregte Stimme hörten:
    „Arsen Dawidowitsch, Genosse Lord! Melden Sie sich doch!“
    „Ja, hier spricht Lordkipanidse! Was ist denn los?“
    „Kommen Sie schnell hierher, Genosse Lord! Eine außergewöhnliche Sache. Welch interessanter und seltener Fund. Beeilen Sie sich!“
    „Was hast du denn?“ fragte der Zoologe. „Was ist passiert? Wo bist du jetzt?“
    „Schnell, schnell! Sie werden schon sehen“, drängte Marat. „Schwimmen Sie Nordnordwest. Tiefe – hundertundvier Meter. – Sie werden einer Menge Felsen begegnen … einer davon ist riesengroß und sieht wie ein Dom aus. Dahinter leuchtet meine Laterne. Beeilen Sie sich aber, sonst verliere ich den Verstand!“
    „Schon gut! Wir schwimmen gleich los!“ rief der Zoologe, von Marats Erregung angesteckt.
    Lordkipanidse und Pawlik sausten in fast horizontaler Lage durch die blaugrüne Dämmerung, das Wasser mit dem Helm und den Schultern zerteilend und ab und zu auf Kompaß und Tiefenmesser blickend.
    „Was mag dieser komische Kerl denn gefunden haben? Was denkst du, Kleiner?“ fragte der Zoologe. „Sag es doch, Marat. Spann uns nicht auf die Folter!“
    „Ich habe keine Zeit, Genosse Lord“, antwortete Marat schnaufend. „Ich muß mich hier hindurchwühlen. Gleich werden Sie es selbst sehen – Zoi und Skworeschnja werden ebenfalls gleich hier sein. Ich habe sie auch hergerufen.“
    Unten breitete sich, sanft ansteigend, der Meeresboden aus, bedeckt von dunklen Felsbrocken, dicht bewachsen mit Seelilien, Seefedern, Gorgonien und Kalkalgen. Um nicht gegen die Felsen zu stoßen, mußten die Taucher langsamer schwimmen. Im grünlichen Dämmerlicht der Tiefe zeichnete sich ein hoher, turmähnlicher Felsen ab, umgeben von einigen anderen spitz zulaufenden schmalen Felsen.
    „Hier wird’s wohl sein“, bemerkte der Zoologe. Sie bahnten sich ihren Weg zwischen Felsstücken und Tangen; hinter dem großen Felsenturm lag eine kleine Lichtung. Neben einer dunklen Masse im Hintergrund bewegte sich ein heller Schein hin und her.
    „Da sind wir!“ sagte der Zoologe und schaltete seine Stirnlaterne ein.
    Pawlik tat das gleiche. Es wurde ziemlich hell. Marat, den funkelnden Stern der Laterne an der Stirn, stand, auf seinen Spaten gestützt, neben einem Berg frisch geschaufelten Sandes. Man sah im durchsichtigen Taucherhelm sein schweißbedecktes Gesicht, die vor Freude funkelnden Augen und eine widerborstige Haarsträhne. Im Taucheranzug konnte Marat diese Haarsträhne nicht bändigen; sie sträubte sich mit frecher Selbstverständlichkeit über der Stirn. „Nun, was hast du Schönes? Zeig es uns mal!“ Marat stand vor einer seltsamen Erhöhung. Und obwohl diese völlig von Kalkalgen – den einzigen Wasserpflanzen, die sich in diesen fast lichtlosen Tiefen entwickeln konnten, – bewachsen war, genügte dem Zoologen ein Blick, um voller Entzücken auszurufen: „Ein Schiff! Eine spanische Karavelle!“
    Er stürzte auf die Überreste dieses längst versunkenen Schiffes zu und begann eifrig die Wasserpflanzen abzureißen.
    „Säubert schnell den Schiffsrumpf und achtet darauf, ob ihr vielleicht ein Loch findet, durch das wir in das Innere eindringen können!“

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