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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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längere Zeit war es im Steuerraum still.
    Nur aus der Funkerkabine hörte man in kurzen Zwischenräumen Pletnjows müde Stimme:
    „Pawlik! Antworte, Pawlik! Hier spricht die ,Pionier‘ … Pawlik! … Pawlik! …“
    „Wieviel Meilen haben wir schon hinter uns gebracht, Alexander Leonidowitsch?“ fragte der Zoologe leise den Oberleutnant. „Wir fahren schon fast fünfunddreißig Minuten.“
    Oberleutnant Bogrow schaute auf die Karte unter dem automatischen Fahrtschreiber.
    „Einunddreißig Meilen, Lord. Sollten wir den Pottwal überhaupt noch einholen, dann glaube ich, nicht eher als in einer halben Stunde.“
    Der Zoologe runzelte bekümmert die Stirn und fragte, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden:
    „Zweifeln Sie daran, daß wir ihn einholen?“
    Bogrow zuckte die Achseln.
    Man hörte den schwachen Klingellaut des Telefons.
    Der Kapitän schaltete den Lautsprecher und den Bildschirm des Fernsehgerätes ein. Auf dem Bildschirm zeigte sich ein runder Tunnel, der die Form eines abgestumpften Kegels hatte. Zahllose gerade Rohre zogen sich von den Rändern der Grundfläche des Kegels zu seiner abgestumpften Spitze. In dem schwach erleuchteten Tunnel sah man zwischen den Rohren die Gestalt eines Mannes, der zusammengekauert arbeitete.
    Aus dem Lautsprecher ertönte die halberstickte, aber zufriedene Stimme Gorelows:
    „Die Düsen sind wieder intakt, Genosse Kommandeur. Es ist mir gelungen, sie zu reinigen, ohne daß ich sie abzumontieren brauchte. Das U-Boot kann jetzt wieder seine volle Geschwindigkeit entwickeln.“
    Das Gesicht des Kapitäns drückte Verwunderung und Freude aus:
    „Ich danke Ihnen, Fjodor Michailowitsch. Aber Sie hätten sich nicht so in Gefahr bringen sollen. Im Grunde waren diese zehn Prozent Leistungsverlust nicht so wichtig. Nun kommen Sie schnell aus dem Tunnel heraus und melden Sie sich bei mir!“
    Der Kapitän schaltete den Lautsprecher und den Bildschirm ab und wandte sich lächelnd an den Oberleutnant.
    „Höchste Geschwindigkeit, Alexander Leonidowitsch!“ befahl er und fügte hinzu: „Ein merkwürdiger Mensch, dieser Gorelow; der kleinste Maschinendefekt bringt ihn gleich aus dem Häuschen. Wie abstoßend, diese falsch verstandene Berufsehre!“
    „In jedem Fall ist das Ganze für einen normal empfindenden Menschen unverständlich“, pflichtete ihm der Zoologe bei. Nach kurzer Pause fügte er hinzu: „Ein Mensch, der grausam zu Kindern ist, wird mir immer unsympathisch sein. Jawohl!“
    Im blauen Monteurkittel, mit verrußtem Gesicht und ölverschmierten Händen trat Gorelow in den Steuerraum. Etwas verlegen, aber gutgelaunt, blickte er auf den Kapitän.
    Dieser empfing ihn mit einem freundlichen Lächeln. 
    „Was machen Sie für Sachen, Fjodor Michailowitsch!“ sagte er, Gorelow die Hand reichend. „Dort ist ja eine Backofenhitze! Und acht oder zehn Meilen mehr oder weniger spielen doch keine wesentliche Rolle.“
    „Verzeihung, Nikolai Borissowitsch. So etwas konnte ich einfach nicht zulassen. Mein Herz ist gut, ich fürchte keine Hitze.“
    Der Kapitän schwieg eine Weile, dann sagte er:
    „Vermutlich wollten Sie sagen, daß Sie ein gesundes Herz haben, Fjodor Michailowitsch … Schon gut! Sie können gehen. Aber trotz allem“, fügte er schmunzelnd hinzu, „müssen Sie schon darauf gefaßt sein, Ihren Namen im morgigen Tagesbefehl zu finden.“ –  Gorelow verneigte sich und ging schweigend hinaus. Der Kapitän beugte sich wieder über die Karte.
    Auf dem Kuppelbildschirm zeigte sich ein großer, langer Schatten, gleichmäßig in der Form, vorn zugespitzt und hinten leicht abgerundet. Ein kleines, schwankendes Wölkchen am hinteren Ende des Schattens erleichterte seine Bestimmung.
    „Ein Schiff über uns“, sagte der Oberleutnant. „Auf der Fahrt nach Trinidad oder Caracas.“
    „Hat Ihnen das alles der Ultraschall-Bildwerfer verraten?“ fragte der Zoologe ungläubig.
    „Das wäre ja Hexerei“, antwortete Bogrow lächelnd. „Durch diesen öden Teil des Atlantik führt in der Fahrtrichtung des Dampfers nur eine Schiffsstraße: von London zu den nördlichen Küsten Südamerikas – nach Trinidad, Georgetown, Caracas …“
    Längere Zeit herrschte Schweigen. Wäre nicht die Bewegung des Schattens auf dem Bildschirm gewesen, hätte man meinen können, das U-Boot rühre sich nicht von der Stelle. Sogar Pletnjows monotone Stimme störte nicht die Stille im Steuerraum.
    Wie mag es wohl Pawlik gehen? dachte der Zoologe. Wo ist er jetzt? Ob er noch lebt,

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