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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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Schiffsrumpfes.
    Aus der benachbarten Funkerkabine hörte man durch die offene Tür die Stimme des Bordfunkers Pletnjow:
    „Pawlik! … Pawlik! … Antworte! … Hier spricht die ,Pionier‘!“
    Neben dem Steuerpult zeichnete der Stift des automatischen Fahrtschreibers auf einer Karte den Weg ein, den das U-Boot zurücklegte.
    An einem runden Tisch in der Mitte des Steuerraumes stand der Kapitän über eine blaue Bodenreliefkarte des Sargassomeeres gebeugt. Ohne den Kopf zu heben, sagte er:
    „Alexander Leonidowitsch! Fahrtrichtung – Süd; Kurs – im Zickzack, alle fünf Minuten ändern: Von Südwest auf Südost und umgekehrt. Aufklärer von backbord und steuerbord aussenden, den Schiffsrumpf erhitzen; wir fahren mit Dampfmantel. Tiefe – fünfhundert Meter; Fahrtgeschwindigkeit – acht Zehntel; wir müssen die Düsen schonen …“
    „Zu Befehl“, antwortete Oberleutnant Bogrow.
    „Lord, wie schnell kann ein Pottwal überhaupt schwimmen?“ fragte der Kapitän.
    „Das hängt davon ab, Kapitän“, erwiderte der Zoologe, „was ihn zur Flucht veranlaßt hat; dabei spielt auch das Geschlecht, das Alter und die körperliche Beschaffenheit des in Frage kommenden Tieres eine Rolle. Ist es nur aufgeschreckt, kann ein ausgewachsenes Pottwalmännchen mittlerer Größe acht bis zehn und sogar bis zu zwanzig Meilen in der Stunde schwimmen; mit einer Harpune im Rücken jedoch, unter der Wirkung von Schmerz und Angst, kann ein Pottwal ein Walfangboot, das ihn harpuniert hat, mit einer Schnelligkeit bis zu dreißig Meilen hinter sich herziehen. Unser Pottwal scheint ja nach Marats und Schelawins Bericht ein Prachtexemplar zu sein, und ich nehme an, daß er jetzt bis zu dreißig Meilen in der Stunde machen wird.“
    „Somit hat er einen Vorsprung von etwa sechzig bis fünfundsiebzig Meilen“, meinte der Kapitän, sich am Kartentisch aufrichtend.
    „Wenn er inzwischen seine Fluchtrichtung nicht geändert hat, müssen wir ihn in etwa zwei- bis zweieinhalb Stunden einholen.“
    Aus der Funkerkabine hörte man immer wieder Pletnjows monotone Stimme:
    „Hier spricht die ,Pionier‘ … die ,Pionier‘ … Antworte, Pawlik! … Antworte, Pawlik! … Pawlik! … Hier spricht die ,Pionier‘!“
    Auf dem Rund- und Kuppelbildschirm folgten einander die Schatten großer und kleiner Fische. Sie zogen vom Bug zum Heck und lösten sich dort wie kleine Wölkchen auf. Der Zoologe spürte jetzt, da das U-Boot in voller Fahrt war, kein Beben des Schiffsrumpfes mehr.
    Die Meßgeräte auf dem Steuerpult zeigten an, daß das Unterwasserschiff, von einem dünnen Dampfmantel umhüllt und bei achthundert Rückstoßexplosionen in der Minute, fünfundsiebzig Meilen Stundengeschwindigkeit entwickelte.
    Alle fünf Minuten änderte die ,Pionier‘, leicht beidrehend, die Fahrtrichtung. Der automatische Fahrtschreiber zeigte auf seiner Karte diese Kurven sofort an. Plötzlich erschien auf dem Bildschirm steuerbord eine dunkle Masse, die sich schnell auf das U-Boot zu bewegte. Sofort leuchtete ein rotes Lämpchen auf, und man hörte die Alarmklingel. Aber weder der Kapitän noch der Oberleutnant taten etwas, um einen Zusammenstoß zu vermeiden; sie beobachteten nur aufmerksam die immer näher kommende dunkle Masse. Genau nach fünf Sekunden senkte sich der Bug, das U-Boot tauchte etwas tiefer und glitt unter einem riesigen dichten Schwarm großer Fische hinweg, ohne mit ihm in Berührung zu kommen.
    „Auch eine Selbststeuerung?“ fragte der erstaunte Zoologe. Er erlebte zum erstenmal eine solche selbständige Reaktion des U-Bootes.
    „Natürlich!“ antwortete der Kapitän. „Wenn die Bugmembrane des Ultraschall-Bildwerfers fünf Sekunden lang ununterbrochen die Signale über ein und dasselbe Hindernis, das in Fahrtrichtung liegt, aufnimmt, dann werden die Ringdüsen automatisch eingeschaltet. Diese Düsen spielen bei uns die Rolle einer Steuervorrichtung, und das U-Boot ändert sofort selbsttätig seinen Kurs in die freie Fahrtrichtung. Ist das Hindernis verschwunden, geht das U-Boot wieder auf alten Kurs.“
    „Wunderbar!“ rief der Zoologe begeistert aus. „Aber wozu leuchtet dann das rote Lämpchen auf, und warum erklingt das Alarmzeichen?“
    „Für den Fall, daß der Kommandant das Hindernis nicht umgehen will, sondern eventuell irgendwelche anderen Dispositionen treffen möchte. Deshalb auch dauert es noch fünf Sekunden, bis die Ringdüsen in Tätigkeit treten.“
    Der Kapitän versenkte sich wieder in seine Berechnungen. Für

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