Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
Vom Netzwerk:
steinerne Hindernis war immer noch da. Es setzte sich nach oben fort. Da wurde ihm plötzlich klar, daß er die Granitwand der Schlucht vor sich hatte. Seine ganze Arbeit war vergeblich gewesen.
    Verzweiflung packte ihn. Er ließ den Kopf sinken und schien einer Ohnmacht nahe zu sein. Eine neue Sorge quälte ihn jetzt. Wie lange würde der Sauerstoff noch reichen? Er wußte doch gar nicht, wie lange er nach dem Schlammrutsch ohne Besinnung gelegen hatte. Zehn Minuten oder einige Stunden? Und mit jeder Minute verringerte sich der Sauerstoffvorrat. Er mußte noch einen Versuch machen …
    „Bu – bu – bu … bu – bu – bu …“, hörte er wieder das dumpfe Gemurmel.
    Mit dem Mut der Verzweiflung begann Gorelow wieder, sich durch den Schlamm hindurchzuwühlen. Jetzt grub er nach unten. Warum? Er tat es gedankenlos, triebhaft.
    Mit dem Kopf voran kroch er in die neu geschaufelte Höhle. Die verschmutzte Stirnlaterne leuchtete trübe. Seine Arme schmerzten, und der Schweiß rann ihm in die Augen. Plötzlich berührten Gorelows Finger etwas Glattes. Er hörte ein leichtes Knirschen, fieberhaft strich er den Schlamm von dem Hindernis. Was war das? Eine Schaufel?! Unmöglich! – Sein Herz klopfte heftig. Bevor Gorelow einen klaren Gedanken fassen konnte, hörte er wieder, ganz nahe, die bekannten murmelnden Laute und dazwischen dumpf, aber laut genug:
    „Teufel noch mal …!“
    Wie von einem heftigen Schlag getroffen, prallte Gorelow zurück und schrie gellend:
    „Schelawin! Schelawin! Sind Sie das?“
    „Wer soll es denn sonst sein? Wer schreit dort so?“
    „Das bin ich … Gorelow … Auf der Suche nach Ihnen bin ich verschüttet worden …“
    „Wie ich auch! – Ausgezeichnet!“
    Schelawins Worte klangen in der Metallhülle des Taucheranzuges zwar dumpf, aber vernehmlich und zeugten von einer beneidenswerten Kaltblütigkeit und sogar von Humor. Anscheinend war der Gelehrte nicht im geringsten kopflos geworden und bewahrte seine Ruhe selbst in dieser fast ausweglosen Situation. Gorelow erinnerte sich an die Gewohnheit des Ozeanographen, laut mit sich selbst zu sprechen, sei es bei einer interessanten Arbeit, sei es bei der Bekundung von Unwillen. Zweifellos war das sein Monolog gewesen, den Gorelow als seltsames Gemurmel gehört hatte. Jetzt mußte er lachen, als er daran dachte.
    „Wie geht es Ihnen, Iwan Stepanowitsch? Haben Sie nichts abbekommen?“
    „Nicht das geringste! Ich wühle mich jetzt zum Schluchtausgang durch. Habe mich sozusagen in einen Maulwurf verwandelt. – Und Sie … Wie geht’s Ihnen?“
    „Ich bin leicht verletzt … eine kleine Schramme an der Schläfe … nichts Schlimmes. Ich wühle mich auch durch den Schlamm, bin jedoch auf eine Felswand gestoßen. Jetzt weiß ich aber nicht, wohin …“
    „Welche Richtung haben Sie eingeschlagen?“
    „Wieso …? Nun, geradeaus …“
    „Haben Sie denn keinen Kompaß, oder verstehen Sie nicht, mit ihm umzugehen?“ fragte der Ozeanograph unwirsch.
    Tatsächlich, wie konnte er eine so einfache und nützliche Sache vergessen. Schweigend hob Gorelow durch den Schlamm seine Hand und schaute auf den Kompaß.
    „Die Felswand ist nördlich von mir, Iwan Stepanowitsch.“
    „Ausgezeichnet! Wühlen Sie westwärts, längs der Wand. Dort ist der Ausgang. Ich wurde in der Mitte des Tunnels, unweit des Ausganges, verschüttet. Durch die herabstürzenden Schlammassen hat sich, wie ich annehme, ein Hügel gebildet, der zu den Schluchtwänden abfällt. Graben Sie etwa einen Meter von der Wand entfernt, sonst stoßen Sie auf einen Felsvorsprung; Sie müssen ihn umgehen. Gerade unter diesem Felsvorsprung habe ich das reiche Goldvorkommen gefunden.“
    Man merkte, daß der Forscher gewohnt war, bei seiner Arbeit nichts unbeachtet zu lassen. Das kam jetzt beiden Verschütteten zugute.
    Die beiden Männer setzten ihre Bemühungen fort. Schelawins Redefluß versiegte auch jetzt nicht. Schnaufend und keuchend berichtete er bekümmert über die verlorene Goldmine und entzückte sich über die außergewöhnliche oktaedrische * Form der Goldklumpen.
    „Das ist eine sehr seltene Erscheinung“, sagte Schelawin. „Können Sie sich vorstellen, welche Sensation das bei der Wissenschaft hervorrufen wird? – Pfui Teufel, ist der Schlamm aber breiig. Ohne Taucheranzug würde man darin ersaufen! Anscheinend nähern wir uns jetzt den äußeren Schichten des Hügels, dem Ausgang also. – Übrigens ist es mir doch noch gelungen, einige dieser bemerkenswerten

Weitere Kostenlose Bücher