Das Geheimnis zweier Ozeane
Scheinwerferlicht eine massige Gestalt auf. Skworeschnja näherte sich langsam dem Felsen. Plötzlich stutzte er.
„Was ist denn hier passiert, Pawlik?“ rief er verwundert und zeigte auf den Boden der Schlucht.
„Krabben …“, antwortete Pawlik mit müder Stimme und setzte sich wieder auf den Kasten. „Sie überfielen mich. – Haben Sie nichts gefunden, Andrej Wassiljewitsch?“
„Nein! Aber erkläre doch endlich, was hier vorgefallen ist?“
Aber Pawlik kam nicht mehr dazu. Die Mitglieder des Suchtrupps verlangten nacheinander das Peilzeichen. Die Männer kamen langsam näher, erschöpft und enttäuscht. Niemand hatte Schelawin gefunden, ja nicht einmal Spuren von ihm entdeckt. Sie hörten Skworeschnjas aufgeregte Fragen und beschleunigten ihre Schritte.
Alle waren sehr erstaunt, als Pawlik, noch etwas verstört und mit stockender Stimme, von dem Angriff der Krabben erzählte.
Die Unruhe des Zoologen über Schelawins Schicksal nahm immer mehr zu. Er befürchtete das Schlimmste für seinen Freund.
Hinzu kam noch der heimliche Verdruß darüber, daß es ihm wieder nicht gelungen war, mit eigenen Augen die interessanten und der Wissenschaft bisher unbekannten Krabben lebendig zu sehen.
Er schaute sich im Kreise um. Die ungewöhnlichen Ereignisse des heutigen Tages wurden lebhaft besprochen. Und plötzlich rief der Gelehrte mit erregter Stimme:
„Wo ist denn Gorelow? Er ist noch nicht zurückgekehrt …!“
Alle blickten sich ratlos an.
Gorelow war nicht unter ihnen.
Drittes Kapitel
IM SCHLAMM BEGRABEN
G
orelow spürte keinen Schmerz mehr im Bein. Er schritt mühelos über den steinigen, abfallenden Boden der Querschlucht, deren höckerige Wände oft nur einen schmalen Durchgang frei ließen.
Nach einer Viertelstunde bemerkte Gorelow, daß er in eine Sackgasse geraten war. Hinter einer Biegung ragte plötzlich eine glatte, wie von einem Meißel bearbeitete Felswand vor ihm empor. Er mußte umkehren. Als er den Schluchteingang wieder erreicht hatte, blieb er stehen und überlegte. Bis die anderen von ihrer Suchaktion zurückgekehrt sein würden, hätte er noch viel Zeit. Er könnte unterdessen noch einige andere Schluchten absuchen. Vielleicht gelang es ihm, Schelawin zu finden. Er stellte sich lebhaft vor, welchen Triumph das für ihn bedeuten würde. Außerdem tat ihm Schelawin, dieser treuherzige, leidenschaftliche und bescheidene Mensch, leid. Vielleicht war das Gefühlsduselei, aber Schelawin war ihm sympathisch.
Gorelow bog nach rechts ab, ging an der vierten und fünften Querschlucht vorbei, die Matwejew und Kornejew untersuchen sollten, und drang in den sechsten Durchgang ein.
Bald bemerkte er, wie das Wasser trüber wurde. Auf dem Meeresboden lag eine dicke Schlammdecke. Mit jedem Schritt wurde sie dicker, und das Wasser trübte sich immer mehr.
Und die Strömung? dachte Gorelow. Ist hier keine Strömung?
Die Schlucht wurde enger, manchmal hingen ihre Wände bedrohlich über Gorelow. Ungeheure Schlammablagerungen bedeckten sie wie riesige Kappen. Schlammklumpen fielen herab und lösten sich auf, bevor sie den Boden erreichten.
Gorelow achtete nicht darauf. Er zwängte sich zwischen Felsvorsprüngen hindurch, kletterte über Trümmerstücke. Sein Herz pochte, der Schweiß rann ihm übers Gesicht.
In der Dämmerung der Schlucht ragte plötzlich vor Gorelow ein Schlammhügel auf. Der Maschineningenieur begann ihn emporzuklettern. Der Schlamm war hier nicht so fest. Die Füße versanken, ohne Halt zu finden. Mit größter Mühe gelang es Gorelow endlich, die Hügelspitze zu erreichen. Keuchend schaute er sich nach allen Seiten um. Über seinem Kopf schlossen sich die Schluchtwände wie ein Gewölbe, dessen Aussehen ihn überraschte. Es war nicht aus schwarzem, matt glänzendem Granit, sondern graufarben, betonartig und mit vielen unregelmäßigen Vertiefungen. Sie klafften scharfkantig und drohend.
Gorelow drehte sich um und stieß dabei heftig mit seinem metallenen Ellenbogen gegen einen Felsvorsprung. Im gleichen Augenblick sah er mit Schrecken, wie sich oben im Gewölbe ein schmaler Riß bildete. Bevor er noch eine Bewegung machen konnte, löste sich über ihm ein riesiger grauer Klumpen und sauste herab. Gorelow wurde zu Boden gerissen und fühlte in der Schläfe einen furchtbaren Schmerz.
Es wurde dunkel um ihn …
Gorelow lag auf der Seite und versuchte sich aufzurichten, es gelang ihm aber nicht.
Sein Gehirn arbeitete fieberhaft: Ich glaube, ich bin verletzt … wohl
Weitere Kostenlose Bücher