Das Geheimnis zweier Ozeane
ganze Weltmeer ein riesiges Goldfeld ist. Wie dir ja bekannt ist, gibt es im Meerwasser sehr viele Grundstoffe, die auch in der Erdrinde vorkommen, in größeren oder geringeren Mengen, manchmal auch nur Spuren davon; aber sie sind darin enthalten. Hier ist fast alles vorhanden, vom Sauerstoff, Wasserstoff, Kochsalz angefangen bis zum Eisen, Silber, Gold … sogar Radium – teils in reinem Zustande, teils in verschiedenen chemischen Verbindungen mit anderen Grundstoffen. Die wichtigsten Bestandteile des Meerwassers sind natürlich Sauerstoff und Wasserstoff, und zwar mit 96,5 Prozent seines Gewichtes; dann folgen Chlor mit 2 Prozent, Natrium mit 1 Prozent und Spuren von Magnesium, Schwefel, Kalzium, Brom, Rubidium und anderen. Der Goldgehalt des Meerwassers ist äußerst gering. Aber multipliziert man diese winzigen Goldmengen mit den Milliarden Tonnen Wasser des Weltmeeres, dann kommen wir auf Hunderte von Millionen Tonnen Gold.“
„Wenn man dieses Gold doch gewinnen könnte“, sagte Marat nachdenklich. „Das wäre ein großartiger, unerschöpflicher Goldvorrat! Hat man nicht schon mal versucht, diesen Schatz zu heben, Zoi?“
„Aber natürlich! Viele Male schon. Aber es kam dabei nichts heraus. Alle Versuche mißglückten; das heißt, man hat schon Gold gewonnen, aber die Sache lohnte sich nicht. Wenn man ein Milligramm Gold aus dem Meerwasser ausschied, dann kostete dieses eine Milligramm etwa soviel wie normalerweise ein ganzes Gramm Gold. Das ist doch Spielerei! Aber wenn der Mensch es nicht vermag, mit Hilfe der kompliziertesten Verfahren genügend Gold aus dem Meer zu gewinnen, so könnte das, glaube ich, eine Molluske tun …“
„So, so“, warf Marat zweifelnd ein. „Aber im Ozean ist doch das Gold, wie du selbst sagst, in einer sehr schwachen Lösung vorhanden, dagegen hast du es im Blute der Molluske in einer starken Konzentration gefunden. Das ist doch nicht ein und dasselbe …“
„Du hast schon recht … aber assimilieren nicht alle Meerestiere und -pflanzen für den Aufbau ihres Organismus Grundstoffe, die selbst in schwächsten Lösungen im Ozean vorkommen? Nehmen wir zum Beispiel das Silizium. Nur ein bis zwei zehntausendstel Prozent sind sein Anteil im Meerwasser. Und doch enthalten davon die Kieselschwämme fast 90 Prozent ihres Lebendgewichtes! Es gibt Wasserorganismen, in denen die Konzentration eines Grundstoffes tausendmal größer ist als die Konzentration des gleichen Grundstoffes im Ozean!“
„Donnerwetter! Interessant, sehr interessant!“ rief Marat erregt aus. „Ich beginne zu verstehen … Sprich weiter, Zoi …“
„Wie geht das aber vor sich?“ fuhr Zoi fort, von Marats Erregung angesteckt. „Die Salze verschiedener Grundstoffe dringen leicht durch die dünnen Außenhüllen der Wasserorganismen ein und verbinden sich in ihnen mit organischen Stoffen. Dadurch können sie nicht wieder vom Wasser aufgenommen werden. Der Organismus assimiliert diese Grundstoffe für seine Ernährung, für die Bildung der Muschelgehäuse und manchmal auch für uns noch unbekannte Zwecke. Ich dachte also …“
„Hurra! Jetzt ist mir alles klar! Ich habe begriffen, der Teufel hole mich!“ rief Marat, vom Stuhl aufspringend. „Diese verdammten Mollusken saugen Gold aus dem Meerwasser …! Wir werden sie zwingen, dieses Gold für uns herauszusaugen! Wir verwandeln sie in Goldfabriken! Zoi! Du mußt weiterarbeiten! Das ist eine geniale Idee! Du hast kein Recht, die Flinte ins Korn zu werfen!“
„Das weiß ich selber, mein lieber Marat …“, sagte Zoi kleinlaut. „Aber was soll ich machen …? Fünfzehn Tage schon quäle ich mich mit diesem Problem herum, aber es kommt nichts dabei heraus … Ich habe fast gar kein Material mehr, um weiter zu experimentieren. Von dieser verwünschten Molluske ist so gut wie gar nichts mehr übriggeblieben. Wenn ich doch noch ein einziges Exemplar hätte!“
„Ich werde es finden“, versprach Marat. „Ich schwöre es dir!“
„Versprich nicht zuviel!“ hörte man in der Tür die Stimme des Zoologen. Er trat rasch ins Laboratorium und zog seinen blauen Arbeitskittel an. „Nun, erzähle mal … Was willst du finden? Hast du wieder eine neue Idee?“
Marat lachte spitzbübisch.
„Nein, nein, Arsen Dawidowitsch! Die Idee befindet sich noch im Entwicklungsstadium. Aber wenn die Aufgabe gelöst sein wird, sind Sie bestimmt der erste, der davon erfährt, nicht wahr, Zoi?“
Der Zoologe tat verwundert.
„Höre ich recht, Marat? Eine so exakt
Weitere Kostenlose Bücher