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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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über die Temperaturen, die Dichte, den Salzgehalt und die chemische Zusammensetzung der Tiefsee und der mittleren Wasserschichten. Gesteinsproben und die Untersuchung der tieferen Schlammschichten beseitigten Unklarheiten über die erdgeschichtliche Entwicklung des Atlantischen Ozeans.
    Im Biologischen Kabinett des Zoologen wuchsen die Sammlungen neuer, bisher unbekannter Vertreter der Tiefseefauna enorm an.
    Aber der Gelehrte war stets bekümmert, wenn sein Blick auf ein Glas fiel, das auf seinem Schreibtisch stand, und auf eine große unansehnliche Muschel, die daneben lag. Im Glas befand sich die grellrote, mit Höckern und spärlichen Borsten verzierte Schere, die Gorelow mit der Hammeraxt vom Körper der riesigen Krabbe getrennt hatte. Das Muschelgehäuse gehörte dem einzigen Vertreter der bisher unbekannten und höchst bemerkenswerten Klasse der Blätterkiemer, der Lamellibranchiata cephala, an. Alle Mühen des Zoologen und seiner Helfer, weitere Exemplare des Weichtieres zu finden, waren bisher ergebnislos geblieben. Diese außergewöhnliche Molluske wurde zur fixen Idee nicht nur des Zoologen und seiner Exkursionsbegleiter, sondern der ganzen Schiffsbesatzung. Das Interesse für das geheimnisvolle Muscheltier wurde noch größer, als der Zoologe bekanntgab, daß Zoi bei der Untersuchung des Molluskenkörpers eine unwahrscheinlich große Menge Gold gefunden hatte, woraus sich auch das außergewöhnliche Gewicht des Weichtieres erklärte.
    Zoi fuhr leidenschaftlich fort, die Überreste des Tierkörpers aufs genaueste zu untersuchen. Es schien, als sei schon alles erforscht – Anatomie und chemische Zusammensetzung, die Verdauungsorgane mit den Nahrungsresten, Muskelgewebe, Blutgefäße, Nervensystem und Fortpflanzungsorgane. Was das Vorhandensein von Gold anging, nahm der Zoologe an, diese Molluskenart lebe in einer Zone reicher Goldvorkommen, wie sie Schelawin unlängst bei seinem so unglücklich verlaufenen Tiefseeabenteuer gefunden hatte. Er vermutete, daß im Verbreitungsgebiet der Mollusken das Seewasser besonders goldhaltig sei.
    Dennoch fuhr Zoi hartnäckig fort, die Überreste des geheimnisvollen Weichtieres zu untersuchen. Er weihte niemand in seine Beweggründe ein und arbeitete nur, wenn er allein im Laboratorium war. Es gab auch Tage, da er nichts tat und in düsterer Stimmung in dem Raum auf und ab schritt, oder er schlüpfte in den Taucheranzug und unternahm eine kleine Tiefsee-Exkursion – allein oder in Gesellschaft von Marat und Pawlik.
    Heute, als er mit einer Gebärde der Verzweiflung den Schemel zurückstieß und seine Wanderung durchs Laboratorium begann, war er sehr erfreut, als Marat erschien.
    „Wieder einmal unzufrieden?“ fragte Marat mit einem Seitenblick auf den Laboratoriumstisch, auf dem ein Präparat lag. „Wenn du keine Lust hast weiterzuarbeiten, dann begleite mich auf den Meeresgrund. Ich habe dort im Auftrage von Skworeschnja zu tun.“
    „Das ist keine Arbeit, das ist eine Qual!“ rief Zoi mit verzerrtem Gesicht.
    „Mir ist schon seit langem aufgefallen, daß du dauernd schlechter Laune bist“, bemerkte Marat.
    „Wenn man von einer Idee besessen ist und Tag und Nacht keine Ruhe findet …“, sagte Zoi und ließ sich kraftlos auf den Schemel fallen. „Manchmal glaubt man, es wäre geschafft, und dann ist das Ziel wieder so fern. – Ach, wenn du wüßtest, Marat, wie schwer das ist! Und ich dachte schon, ich sei am Ziel. Was wäre das für eine Entdeckung!“
    „Eine Entdeckung?“ Marats Augen leuchteten. „Lieber Zoi, wenn es kein Geheimnis ist …“
    Marats Stimme klang bittend, sogar die widerspenstige Haarsträhne am Scheitel schien sich wie ein Fragezeichen zu sträuben.
    Zoi lächelte bitter.
    „Leider handelt es sich nur um eine Hypothese … die Träume eines jungen und unerfahrenen Menschen.“
    „Nicht den Mut verlieren, Zoi“, sagte Marat tröstend und setzte sich zu seinem Freunde. „Nur begeisterungsfähigen Menschen gelingen die wirklich großen Entdeckungen. Sag mir doch, was es ist …“
    Zoi überlegte einen Augenblick und begann dann mit leiser Stimme zu sprechen:
    „Als Arsen Dawidowitsch das Vorhandensein geringer Goldspuren im Blut dieser verwünschten Molluske als einen Zufall bezeichnete, war ich im stillen damit nicht einverstanden. Zufälle sind in der Natur äußerst selten. Man kann nicht von ihnen ausgehen. Sind denn diese Goldvorkommen auf dem Meeresboden wirklich so häufig? Und ich erinnerte mich daran, daß eigentlich das

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