Das geheimnisvolle Gesicht
und Nacht. Tagsüber bin ich nervös — nachts finde ich keinen Schlaf!“
„Wie sollte ich Ihnen helfen können? Ich bin kein Arzt, Mister Burton.“
„Ich brauche keinen Arzt. Ich brauche einen Detektiv, der mich davon überzeugt oder mir den Beweis dafür liefert, daß es für diese... ich möchte es Erscheinung nennen, eine natürliche und plausible Erklärung gibt.“
„Wissen Sie was, Mister Burton, jetzt möchte ich doch auf Ihr Angebot von vorhin zurückkommen. Und zwar wäre mir ein Whisky mit etwas Eis am sympathischsten James Burton erhob sich sofort und wandte sich einem zirka einen Meter hohen und zwei Meter langen Gemälde zu, das er wie einen Fensterflügel aufschwenkte. Eine glitzernde und funkelnde Hausbar wurde sichtbar. Während er mit Gläsern, Flasche und Eiswürfeln hantierte, versuchte sich Perry Clifton einen Vers auf das zu machen, was er bisher gehört hatte. Was könnte hinter den geheimnisvollen Andeutungen stecken? Wie sollte er sich verhalten? Zugegeben, Burton machte wirklich nicht den Eindruck eines gemütskranken Phantasten, der sich vor Verstorbenen fürchtet. Auf der anderen Seite schien er sich in echter Bedrängnis zu fühlen. Was hatte zum Beispiel der Fall mit seinen, Perrys, deutschen Sprachkenntnissen zu tun?
Der Grundstücksmakler kehrte mit zwei Gläsern an den Tisch zurück.
Sie prosteten sich zu.
Dann schlug Perry Clifton vor: „Lassen Sie mich Ihnen ein faires Angebot machen: Sie erzählen mir jetzt Ihre Geschichte in allen Einzelheiten und lassen mich danach entscheiden, ob ich für Sie arbeiten will oder nicht. Sollte ich nein sagen, ist damit das Versprechen verbunden, alles Gehörte für mich zu behalten. Sollten Sie dieses Angebot nicht akzeptieren wollen, bin ich Ihnen weder gram, noch werde ich den Gekränkten spielen.“
James Pieter Burton musterte den Detektiv eindringlich, während seine Rechte nervös an dem Whiskyglas drehte. Es schien ihn sichtlich Überwindung zu kosten, Cliftons Aufforderung nach bedingungsloser Information Folge zu leisten.
Endlich nickte er, schob das Glas so heftig von sich, daß es überschwappte, und lehnte sich zurück.
„Einverstanden. —
Vor zwölf Jahren, es war 1960, beschlossen mein Bruder und ich die Gründung des Maklerbüros Burton & Burton. Ich war damals 38 Jahre alt, mein Bruder Ronald 26. Das Sprichwort: Aller Anfang ist schwer! traf selbstverständlich auch für uns zu. Aber... der Anfang lag bald hinter uns. Wir arbeiteten an manchen Tagen bis zu achtzehn, mitunter sogar zwanzig Stunden. Wir schliefen in der Kleidung und lebten ausschließlich aus Konservendosen. Ronald reiste durch die Gegend und graste alle Grafschaften nach Objekten ab, die wir landhungrigen Londonern anbieten konnten. Ich dagegen erledigte den Schreibtischkram. Von der Anzeige bis zur Steuer, von den Verhandlungen mit eventuellen Käufern bis hin zu den notwendigen Vorsprachen bei den Banken, wenn es ums Geld ging.
Bereits nach zwei Jahren besaßen wir etwas, wozu andere mitunter ein ganzes Leben brauchen — einen guten Ruf. 1963 waren wir so weit, daß wir die gesamte dritte Etage Harrington-Street 40 mieten konnten und die Zahl unserer Mitarbeiter auf siebzehn angewachsen war. Die ausgezeichnete Geschäftslage ließ es sogar zu, daß wir im Frühjahr 1964 dieses Haus hier in der Bull-Street kaufen konnten...“
James Pieter Burton beugte sich vor, ergriff sein Glas, nahm einen Schluck und stellte es, ohne es zu bemerken, in die kleine Whiskypfütze zurück, aus der er es hochgenommen hatte.
Dann fuhr er fort: „Ja... 1967 heiratete mein Bruder. Wir konnten es uns sogar leisten, daß er und seine Frau eine Hochzeitsreise von vier Monaten Dauer unternahmen.“
„Sie selbst sind unverheiratet?“ warf Clifton ein.
„So ist es. Das Leben als Junggeselle bringt doch manchen Vorteil mit sich...“ (Und noch mehr Nachteile! fügte Perry Clifton im Geiste hinzu.) „Sie sind ja ebenfalls unverheiratet, wie mir Sir Arthur sagte!“
„Noch!“ nickte der Detektiv und dachte dabei gleichzeitig an zwei Menschen: an Dicki Miller und Julie Young. Burton war mit seinen Gedanken schon weiter. Er hatte das „Noch“ gar nicht wahrgenommen. Mit einem Blick, als wolle er Clifton hypnotisieren, stieß er hervor: „Und dann war plötzlich alles aus. Päng!! Weg!! So, als sei nie etwas gewesen. 1969 stürzte Ronald während eines Besichtigungsfluges über Schottland ab... Wir wollten damals eine größere Fläche erwerben, um darauf
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