Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman
und er trat geräuschlos näher. Behutsam öffnete er dann auch die innere Tür. Der Raum war nur mäßig beleuchtet - von einer Nachtlampe, wie Mr. Smith annahm. Er drückte die Tür weiter auf, um das Zimmer besser übersehen zu können, und blieb erstaunt stehen. Dies war nicht der Raum, den er früher gesehen hatte!
Er stand in einem prächtig eingerichteten Arbeitszimmer, dessen Wände mit Rosenholzpaneel bedeckt waren. Ein Mann saß am Schreibtisch und schrieb eifrig bei dem Licht einer abgeblendeten Tischlampe. Den Rücken hatte er der Tür zugekehrt. Als der Detektiv jetzt die Tür auf-riß, sprang der Mann plötzlich auf, wandte sich um und trat auf den mitternächtlichen Eindringling zu. Mr. Smith sah, daß er sein Gesicht hinter einer schwarzen Maske verborgen hatte.
Als der Mann den Detektiv in der Tür stehen sah, streckte er die Hand aus, und plötzlich lag der Raum im Dunkeln. Die Tür, die Mr. Smith offenhielt, schloß sich mit einer so unwiderstehlichen Gewalt, daß er nach draußen in den Gang geschoben wurde, der plötzlich hell erleuchtet war. Mr. Smith wandte sich um und schaute in das lächelnde Gesicht Dr. Falls. Der große Mann mit dem blassen, ausdruckslosen Gesicht sah ihn ein wenig spöttisch an. Er war vollständig angekleidet.
Mr. Smith konnte nicht einmal vermuten, woher er gekommen war. Wie durch ein Wunder war er plötzlich aufgetaucht.
»Welchem Umstand verdanke ich die Ehre dieses Besuches, Mr. Smith?« fragte er in seiner trockenen, nüchternen Art.
»Ich war nur neugierig«, erwiderte der Detektiv kühl. »Ich wollte mir gern noch einmal Ihren Mr. Moole aus der Nähe ansehen.«
»Wie sah er denn aus?« fragte der Doktor mit einem schwachen Lächeln.
»Unglücklicherweise habe ich mich im Stockwerk geirrt, und anstatt Ihren Freund zu sehen, habe ich, ohne es zu wollen, einen Herrn gestört, der aus Gründen, die er selbst am besten kennt, sein Gesicht verborgen hält.«
Dr. Fall runzelte die Stirn.
»Ich kann Sie nicht verstehen.«
»Vielleicht gehen wir noch einmal in das Zimmer -dann werden Sie mich besser verstehen.«
Er hörte ein merkwürdiges Geräusch und nahm eine erschütternde Bewegung unter seinen Füßen wahr, als ob ein schwerer Traktor dicht an dem Hause vorbeiführe.
»Was hat das zu bedeuten?«
»Das ist eine der unangenehmen Folgen, die man auf sich nehmen muß, wenn das Haus über einem alten Erzschacht liegt«, erwiderte der Doktor leichthin. »Aber was Ihre merkwürdigen Halluzinationen betrifft«, fuhr er fort, »so würde ich sie doch gern zerstören und Ihnen die Wirklichkeit zeigen.«
Er ging langsam in den Raum zurück, den Mr. Smith soeben verlassen hatte. Die Tür öffnete sich, als er sie berührte, aber das Zimmer war dunkel. Dr. Fall drehte einen Schalter an.
»Treten Sie bitte näher.«
Mr. Smith folgte ihm. Es war derselbe Raum, den er damals betreten hatte. In der Mitte lag wieder der dunkelblaue Teppich, auf dem die silberne Bettstelle stand. Er sah auch den Patienten mit seinem ausdruckslosen, gelben Gesicht. Die Wände waren mit Paneel aus Myrtenholz verkleidet, derselbe elektrische Kronleuchter hing von der Decke herunter.
Mr. Smith war bestürzt und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
»Sie sehen, daß Sie das Opfer Ihrer überreizten Phantasie geworden sind. Sie haben Dinge gesehen, die nicht vorhanden sind. Ich muß annehmen, daß Sie vorhin geträumt haben.«
»Sie mögen annehmen, was Sie wollen«, erwiderte Mr. Smith höflich. »Ich würde mir gern die Räume, die über und unter diesem Zimmer liegen, einmal ansehen.«
»Ich werde sie Ihnen gern zeigen. Oben befindet sich ein Abstellraum. Kommen Sie bitte mit.«
Er führte den Detektiv in das obere Stockwerk, schloß die Tür des Raumes auf, der direkt über dem Zimmer lag, das sie eben verlassen hatten, und ging hinein. Der Raum war nicht möbliert und hatte einen einfachen Holzfußboden und gestrichene Wände. Das hohe Oberlicht zeigte, daß der Arzt die Wahrheit gesagt hatte.
»Sie scheinen das Zimmer nicht zu benützen.«
»Wir halten auf Ordnung und Sauberkeit«, sagte der Doktor lächelnd. »Nun sollen Sie auch noch den unteren Raum sehen.« Als sie die Treppe hinuntergingen, hörten sie dasselbe merkwürdige Geräusch, das sie schon vorher wahrgenommen hatten. Die Wände zitterten.
»Das ist unheimlich, nicht wahr? Als ich es zum erstenmal hörte, war ich ganz konsterniert. Aber es hat weiter nichts zu bedeuten.«
Im zweiten Stock betraten sie den Raum,
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