Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman
erhalten würde. Ich spreche Ihnen meinen herzlichen Glückwunsch aus, Mr. Doughton.«
Er wandte sich zu dem erstaunten jungen Mann und schüttelte ihm die Hand. Frank hatte wie im Traum zugehört. Er war der Erbe der Tollington-Millionen - er, der Sohn George Doughtons? Und während der ganzen Zeit hatte er nach Mr. Tollingtons Schwester gesucht - nach seiner eigenen Großmutter!
Plötzlich wurde ihm alles klar. Alle Anstrengungen und Nachforschungen hätte er sich vielleicht ersparen können, wenn er den Vornamen der Mutter seines Vaters gewußt hätte!
Er konnte sich nur ganz schwach an diese gutmütige alte Dame erinnern. Sie starb, als er noch in die Schule ging. Niemals war ihm der Gedanke gekommen, daß diese heitere Frau, die nur wenige Stunden vor ihrem geliebten Mann aus dem Leben schied, in irgendeiner Beziehung zu Tollingtons Schwester stehen könnte, die er so sehr gesucht hatte. Er atmete schwer, als er erkannte, daß sein großes Glück ihn in demselben Augenblick ereilte, in dem seine Frau finanziell ruiniert wurde. Er sah sie an, aber der Schlag war zu schwer für sie, als daß sie seine ganze Tragweite sofort hätte erfassen können.
Liebevoll legte er seinen Arm um ihre Schultern. Poltavo, der nervös an seinem kleinen Schnurrbart drehte, betrachtete die beiden mit gesenkten Augenlidern. Ein häßliches Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
»Aber mein Liebling, es ist ja alles gut«, sagte Frank beruhigend. »Dein Vermögen ist sichergestellt - er hat es ja nur zeitweise nötig gehabt.« »Ach, das ist es nicht«, erwiderte sie mit einem unterdrückten Schluchzen. »Es ist das Bewußtsein, daß mein Onkel dich durch eine List zu dieser Ehe gezwungen hat. Daß er mein Vermögen nahm, kümmert mich nicht. Geld bedeutet mir nicht viel. Aber er hat dich durch einen Trick gefangen und mich als Lockspeise dazu benützt.« Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.
Aber in wenigen Augenblicken hatte sie sich wieder gefaßt. Sie sagte nichts mehr und duldete es, daß Frank sie zu dem Wagen führte.
Poltavo sah dem Auto nach, bis es außer Sicht kam. Er lächelte wieder unverschämt und wandte sich an den Rechtsanwalt.
»Wirklich ein schlauer Kopf, dieser Mr. Farrington«, sagte er mit bitterem Ton. Er mußte diesen Mann selbst gegen seinen Willen bewundern.
Mr. Debenham sah ihm fest ins Gesicht.
»Die Gefängnisse dieses Landes sind voll von Leuten, deren Spezialität eine solche Schlauheit ist«, erwiderte er trocken und ließ Poltavo stehen, ohne sich von ihm zu verabschieden.
17
Mr. Smith spielte gerade Golf in Walton Heath, als nach ihm telefoniert wurde.
Er brach sofort auf und traf Ela beim Mittagessen im Ritz-Hotel.
»Jetzt ist alles verständlich«, sagte er. »Das eigenartige Verschwinden Mr. Farringtons ist aufgeklärt.«
»Mir ist aber die endgültige Lösung doch noch ein wenig schleierhaft«, erwiderte Ela unsicher.
»Dann will ich es Ihnen einmal in einfachen Worten erklären«, entgegnete Mr. Smith, als er sich eine Sardine von der Horsd’oeuvre-Platte nahm. »Farrington wußte schon lange, daß George Doughton der gesuchte Tollington-Erbe war. Er kannte dieses Geheimnis seit vielen Jahren. Aus diesem Grund ließ er sich auch in Great Bradley nieder, wo die Doughtons beheimatet waren. Offenbar waren damals die älteren Doughtons schon gestorben, und nur George Doughton, der etwas romantische und unpraktische Wissenschaftler, repräsentierte die Familie.
George hatte sich in die jetzige Lady Constance Dex verliebt, und da Farrington das wußte, tat er alles, um sich bei ihr beliebt zu machen. Er wußte, daß das Vermögen zu gleichen Teilen an Doughton und seine Frau fallen sollte. George Doughton war Witwer und hatte einen Sohn, der damals zur Schule ging. Es ist sehr leicht möglich, daß Farrington den Jungen, der nur in den Ferien nach Great Bradley kam, nicht kannte und keine Ahnung von seiner Existenz hatte.
Die Tatsache, daß dieser Knabe am Leben war, muß seine Absichten geändert haben. Immerhin schien er der Verlobung der beiden nichts in den Weg zu legen, während er einen Plan ausdachte, durch den er einen großen Teil der Tollington-Millionen für sich erwerben konnte. Aber er muß sein Vorhaben noch einmal geändert haben.
Während seines Aufenthalts in Great Bradley wurde ihm die Pflegschaft von Doris Gray anvertraut, und als er sich mehr und mehr für das junge Mädchen interessierte und sie liebgewann, muß er die außerordentlich günstige Chance
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