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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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miteinander, schossen wie eine Lanze vorwärts, wurden zu ganzen Lanzenreihen und dann zu einem sich senkenden Muster schlanker, schwarzer Stäbe.
    »Erlesen«, zischte der große Mann. »Wie genau die Zeitwahl!«
    Tol Morabait kam mit einem ineinander verschmelzenden braunen Feld, das von grellroten Linien und Flecken durchsetzt war. Senkrechte Gitter formten sich links und schritten nach rechts über den Schirm, das braune Feld rückte vor, wölbte sich durch die grünen Gitter, sie brachen auf, und Segmente flitzten vorwärts, um den Schirm zu verlassen. Auf dem schwarzen Hintergrund hinter den Gittern, die nun verblaßten, lag ein menschliches Gehirn rosa und pulsend. Sechs Insektenbeine sprossen heraus und schusselten wie Krabben in den Hintergrund.
    Ghisel Ghang brachte natürlich seine Feuersterne, eine kleine kugelige Menge in alle Richtungen hinausschießender blauer Explosionen, und die Spitzen arbeiteten sich zuckend durch wundervolle fünffarbene Muster in Blau, Violett, Weiß, Purpur und Hellgrün.
    Dobnor Daksat saß steif da wie ein Stock, krampfte die Fäuste noch mehr zusammen und knirschte mit den Zähnen. Jetzt! War nicht sein Gehirn ebensogut wie jene der fernen Lande? Jetzt!
    Auf dem Schirm erschien ein Baum, konventionell grün und blau, doch jedes Blatt war eine Feuerzunge. Und aus diesen Zungen stieg dünner Rauch auf, der sich hoch oben zu einer Wolke formte, die herumwirbelte und einen kegelförmigen Regen über den Baum ausgoß. Die Flammen verschwanden, und an ihrer Stelle erschienen sternförmige weiße Blüten. Aus der Wolke kam ein Blitz, der den Baum zu Glasscherben zerschmetterte. Ein weiterer Blitz fuhr in den Glasscherbenhaufen, und da explodierte der Schirm in einem Wirbel aus Weiß, Orange und Schwarz.
    »Im allgemeinen gesehen ganz gut«, meinte der Dicke zweifelnd, »aber vergiß meine Warnung nicht. Schaff bescheidenere Bilder …«
    »Schweig!« fuhr ihn Dobnor Daksat an.
    Der Konkurrenzkampf ging weiter, Runde um Runde, und einige Bilder waren süß wie Karamelhonig, andere so heftig wie die Stürme an den Polen. Farbe kämpfte mit Farbe, Muster entwickelten und veränderten sich, manchmal in glorreichen Kadenzen, dann wieder in bitteren Dissonanzen, die den Wert des Bildes verstärkten.
    Und Daksat schuf Traum auf Traum, und seine Spannungen verschwanden. Er vergaß alles und dachte nur an die rasenden Bilder in seinem Geist und auf dem Schirm, und sie wurden so schwierig und subtil wie jene der Meister.
    »Noch ein Durchgang«, sagte der Mann hinter Daksat, und nun brachten die Imagisten ihre Meisterträume: Pulakt Havjorska das Wachstum und Vergehen einer schönen Stadt; Tol Morabait eine ruhige Komposition in Grün und Weiß, unterbrochen von einer Armee marschierender Insekten, die eine schmutzige Spur zurückließen und zu denen später Menschen in bemalter Lederpanzerung und mit hohen Hüten kamen, die mit kurzen Schwertern und Dreschflegeln bewaffnet waren. Die Insekten wurden vernichtet und vom Schirm gejagt. Die Leichen wurden zu Gebeinen und verschwanden oder lösten sich in blauen Staub auf. Ghisel Ghang schuf drei Feuersterne nacheinander, jeden anders, eine großartige Darbietung.
    Daksat stellte sich einen glatten Kieselstein vor, vergrößert zu einem Marmorblock und meißelte daran, um den Kopf eines schönen Mädchens zu schaffen. Einen Augenblick lang zeigte ihr Gesicht wechselnde Empfindungen – Freude über ihre plötzliche Existenz, Nachdenklichkeit, zuletzt Angst. Ihre Augen wurden zu einem milchigen Blau, das Gesicht war nun eine lachende, sardonische Maske mit schwarzen Wangen und einem breitgezogenen Mund. Der Kopf bog sich zurück, der Mund spuckte in die Luft. Dann wurde der Kopf eins mit dem schwarzen Hintergrund. Die Speicheltropfen glühten wie Feuer, wurden zu Sternen und Figuren, und eine davon dehnte sich aus und wurde zu einem Planeten mit Zeichnungen, die Daksat teuer waren. Der Planet wirbelte weg in die Dunkelheit, die Konstellationen verblaßten. Dobnor Daksat entspannte sich. Es war sein letztes Bild. Erschöpft seufzte er.
    Der große Mann im schwarzen Mantel entfernte schweigend den Harnisch. Schließlich fragte er: »Der Planet, den du dir im letzten Bild vorgestellt hast, war das eine Kreation einer Erinnerung an die Wirklichkeit? Zu unserem System hier gehört er nicht, doch er sah nach Wahrheit aus.«
    Dobnor Daksat sah ihn verwirrt an, und die Worte blieben ihm fast in der Kehle stecken. »Aber das ist doch … Heimat! Diese

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