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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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lag in einer Ecke das Skelett eines Mannes; soviel sah Ceistan im letzten Licht der rosa Sonnen.
    Keine messingbeschlagene Truhe, kein Pergament. Also mußte Glay sterben, und Ceistan ließ den Kopf hängen.
    Er kehrte zur Kammer zurück, wo er das Mädchen gefunden hatte, doch sie war nicht mehr da. Der Brunnen rieselte nicht mehr, nur ein wenig Feuchtigkeit glänzte noch auf dem Stein.
    »Mädchen, wo bist du?« rief Ceistan. »Komm zurück, meine Arbeit ist getan!«
    Er bekam keine Antwort.
    Ceistan zuckte die Schultern, kehrte zur Wandelhalle zurück und ging nach draußen, um sich seinen Weg zu ertasten durch die zwielichtigen Straßen, zur Stadtmauer und zu seinem Luftschlitten.
     
    Dobnor Daksat wurde sich dessen bewußt, daß der große Mann in dem bestickten schwarzen Mantel mit ihm sprach.
    Er sah sich um; seine Umgebung war ihm fremd und vertraut zugleich, und da bemerkte er, daß die Stimme des Mannes hochmütig und herablassend klang.
    »Du mißt dich mit einer sehr hochstehenden Klassifizierung«, sagte er. »Ich wundere mich über deine … dein … Selbstvertrauen.« Er musterte Daksat mit einem berechnenden Blick.
    Daksat sah zu Boden und runzelte die Brauen beim Anblick seiner Kleider. Er trug einen langen Mantel aus schwarz-purpurnem Samt, der wie eine Glocke um seine Knöchel schwang. Seine Hosen waren aus scharlachfarbenem Kord, eng anliegend an Hüfte, Schenkeln und Waden, mit einem lockeren Puff grünen Stoffes zwischen Wade und Knöchel. Es waren seine eigenen Kleider; sie sahen gleichzeitig falsch und richtig aus, so wie die geschnitzten, vergoldeten Knöchelschoner, die er an den Händen trug.
    Der große Mann im dunklen Mantel sprach weiter und schaute dabei über Daksats Kopf weg, als sei der gar nicht vorhanden.
    »Clauktaba hat Jahre hindurch die Imagistenehren gewonnen. Bel-Washab war im letzten Monat der Korsi-Sieger. Tol Morabait ist ein anerkannter Meister der Technik. Und Ghisel Ghang von West Ind ist unübertroffen in der Schaffung von Feuersternen, und Pulakt Havjorska ist Champion der Inselgebiete. Es ist also mehr als zweifelhaft, ob du, neu, unerfahren und ohne einen Fundus an Imaginationen mehr tun kannst, als uns mit deiner mentalen Armut in Verlegenheit zu bringen.«
    Daksats Gehirn kämpfte mit seinem Entsetzen, und die Verachtung des großen Mannes rief in ihm nicht einmal Abneigung hervor. Er sagte: »Was soll das alles? Ich bin nicht sicher, daß ich meine Lage verstehe.«
    Der Mann im schwarzen Mantel musterte ihn mißtrauisch. »So, du beginnst nun wohl, über dich selbst bestürzt zu sein? Und mit Recht, versichere ich dir.« Er seufzte und winkte ab. »Nun, junge Männer sind leicht ungestüm, und vielleicht hast du dir Bilder geformt, die du nicht für schimpflich hieltest. Jedenfalls wird dich das Auge des Publikums übersehen wegen der Glorie von Clauktabas Geometrie und Ghisel Ghangs Feuersternen. Ich rate dir in der Tat, halte deine Bilder klein, unauffällig und für dich; so wirst du die Fehler der Angabe und der Disharmonie vermeiden … Es ist jetzt Zeit, zu deinem Imagikon zu gehen. Hierher. Vergiß nicht, Grau, Braun, Lavendel, vielleicht ein paar Töne Ocker und Rost, dann werden die Zuschauer verstehen, daß du für die Selbstschulung auftrittst und nicht aktiv die Meister herausforderst. Hierher …«
    Er öffnete eine Tür und führte Dobnor Daksat eine Treppe hoch, damit er in die Nacht hinaustreten konnte.
    Sie standen in einem weiten Stadion vor sechs großen, mehr als zehn Meter hohen Schirmen. Hinter ihnen saßen in der Dunkelheit Reihe um Reihe die Zuschauer, viele Tausende, und ihre leisen Geräusche schlugen auf ihn ein. Daksat wandte sich zu ihnen um, doch ihre Gesichter und Persönlichkeiten waren schon zu einer Einheit verschmolzen.
    »Hier«, sagte der große Mann, »das ist dein Apparat. Setz dich. Wir werden dann die Gehirnzeitzähler anpassen.«
    Daksat ließ es zu, daß man ihn auf einen schweren Stuhl setzte, der so tief und weich war, daß er darin zu schwimmen schien. Am Kopf, am Hals und am Nasenrücken brachte man eine Art Elektroden an. Er fühlte ein Zwicken, einen scharfen Druck, ein Toben, dann wohlige Wärme. Aus der Ferne kam eine Stimme:
    »Noch zwei Minuten bis zum grauen Nebel! Noch zwei Minuten! Achtung, Imagisten, noch zwei Minuten bis zum grauen Nebel!«
    Der große Mann beugte sich über ihn. »Kannst du gut sehen?«
    Daksat richtete sich ein wenig auf. »Ja … Alles ist klar.«
    »Schön. Beim ›grauen Nebel‹

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