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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Schwester Mary leise. »Und Gloria. Manchmal hasse ich die ganze Kolonie.«
    Bruder Raymond zog sie an sich und tätschelte ihren ordentlichen blonden Knoten. »Du fühlst dich besser, wenn eine der Sonnen aufgeht. Wollen wir uns auf den Weg machen?«
    »Jetzt ist es dunkel. Gloria reicht mir schon bei Tage«, erwiderte Mary zweifelnd.
    Raymond schob das Kinn vor und schaute zur Uhr. »Es ist aber Tag. Die Uhr sagt, es ist Tag. Das ist eine Realität. Daran müssen wir uns halten. Sie ist unsere Verbindung mit der Wahrheit und Vernunft!«
    »Na, schön«, entgegnete Mary. »Dann gehen wir.«
    Raymond küßte sie auf die Wange. »Du bist sehr tapfer, Liebes. Du bist das Prachtstück der Kolonie.«
    Mary schüttelte den Kopf. »Nein, Lieber. Ich bin nicht besser oder tapferer als die anderen. Wir kamen hier heraus, um uns Heime zu schaffen und für die Wahrheit zu leben. Wir wußten, daß wir hart zu arbeiten hätten. An jedem hängt sehr viel. Für Schwäche ist da kein Raum.«
    Wieder küßte Raymond sie, obwohl sie lächelnd protestierte und den Kopf abwandte. »Ich denke, du bist tapfer und sehr lieb.«
    »Hol das Licht – mehrere. Man weiß ja nie, wie lange diese unerträgliche Dunkelheit dauern wird.«
    Sie machten sich auf den Weg; gehen mußten sie deshalb, weil private Fahrzeuge in der Kolonie als gesellschaftliches Übel angesehen wurden. Vor ihnen, jedoch in der Dunkelheit unsichtbar, erhob sich der Grand Montagne, der große Beschützer der Flits. Sie spürten förmlich die harten Massen der schroffen Felsen, so wie sie hinter sich die sauberen Felder, die Zäune und die Wege der Kolonie fühlten. Sie überquerten den Kanal, der den gewundenen Fluß in ein Netz von Bewässerungsgräben leitete. Raymond leuchtete mit seiner Lampe in das Betonbett.
    »Trocken. Sie haben schon wieder den Damm aufgebrochen!«
    »Warum nur?« fragte Mary. »Sie benutzen doch das Flußwasser gar nicht.«
    Raymond zuckte die Schultern. »Ich nehme an, sie mögen nur keine Kanäle. Nun ja …« Er seufzte. »Was können wir mehr tun als unser Bestes?«
    Die Straße wand sich um den Hang herum, bergauf und bergab. Vor fünfhundert Jahren hatte ein Sternenschiff auf Gloria Bruchlandung gemacht, und sie kamen nun an dem mit Flechten dick bewachsenen Wrack vorbei. »Es erscheint doch fast unmöglich«, bemerkte Mary, »daß die Flits einmal Männer und Frauen wie wir auch waren.«
    »Nein, nicht so ganz wie wir, Liebes«, korrigierte Raymond sanft.
    Schwester Mary schüttelte sich. »Die Flits und ihre Ziegen! Manchmal ist es wirklich nicht leicht, sie auseinanderzuhalten!«
    Ein paar Minuten später stürzte Raymond in ein Sumpfloch, in richtig schlammiges Zeug, gerade so feucht, daß es sich festsaugte und damit gefährlich wurde. Keuchend schlug er um sich, und mit Marys verzweifelter Hilfe gelangte er wieder auf festen Boden. Da stand er nun zitternd da, frierend, naß und böse.
    »Dieses verdammte Ding war gestern noch nicht da!« Er kratzte sich den Schlamm von Gesicht und Kleidern. »Diese miserablen Dinge sind es, die einem hier das Leben so schwer machen.«
    »Das werden wir schon ändern, Lieber.« Und wütend fügte sie hinzu: »Wir werden dagegen kämpfen, diese Dinge unterdrücken! Wir werden Ordnung schaffen auf Gloria!«
    Während sie noch überlegten, ob sie weitergehen sollten oder nicht, tauchte am nordwestlichen Horizont Red Robundus auf, und nun konnten sie ihre Lage buchstäblich besser überblicken. Bruder Raymonds Wickelgamaschen und natürlich auch sein weißes Hemd waren sehr schmutzig, und Schwester Mary sah nicht viel sauberer aus.
    »Ich sollte eigentlich zum Bungalow zurückgehen und mich umziehen«, sagte Raymond.
    »Haben wir denn noch Zeit dafür?«
    »Ich komme mir wie ein Narr vor, wenn ich so zu den Flits komme.«
    »Das bemerken die gar nicht.«
    »Wie könnten sie das übersehen?« schnappte Raymond.
    »Wir haben aber keine Zeit«, erklärte Mary entschieden. »Der Inspektor kann jetzt jeden Tag kommen, und die Flits sterben weg wie die Fliegen. Sie werden sagen, das sei unsere Schuld, und das ist dann das Ende der Gospel-Kolonie. Und dabei ist es doch wirklich nicht so, als würden wir den Flits nicht in jeder Beziehung helfen«, fügte sie hinzu.
    »Trotzdem meine ich, in sauberen Kleidern würde ich einen besseren Eindruck machen«, wandte Raymond ein.
    »Pf! Denen sind saubere Kleider doch völlig egal, so lächerlich, wie die selbst herumrennen!«
    »Ich glaube, du hast recht.«
    Eine

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