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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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waren leer.
    Mary schaute in eine Hütte hinein. »Mpf! Gräßlich!« Sie rümpfte die Nase. »Wie das riecht!«
    Die Fenster der zweiten Hütte hatten kein Glas. Raymond sah grimmig und sehr zornig drein. »Und ich habe das Glas persönlich auf meinem blasenbedeckten Rücken herangeschleppt! Sie danken uns das so!«
    »Mir ist’s egal, ob sie’s uns danken oder nicht«, sagte Mary, »ich mache mir nur Sorgen um den Inspektor. Er wird uns die Schuld geben an …« – sie deutete – »… an diesem Schmutz. Schließlich sind wir dafür verantwortlich.«
    Raymond kochte vor Zorn, als er seine Runde durch die Siedlung machte. Er rief sich den Tag ins Gedächtnis zurück, da Neustadt fertig gewesen war – ein Modelldorf, sechsunddreißig makellose Hütten, kaum geringer als die Bungalows der Kolonie. Erzdiakon Burnette hatte den Segen gesprochen. Die freiwilligen Helfer hatten sich hingekniet, um auf dem Hauptplatz zu beten. Fünfzig oder sechzig Flits waren von den Bergen herabgekommen, um zuzuschauen, ein großäugiges, zerlumptes Pack: die Männer mit ungekämmtem, schmutzstarrendem Haar, die Frauen dick und der Vielmännerei ergeben, wie die Kolonisten geglaubt hatten.
    Nach dem Segen des Erzdiakons hatte er dem Häuptling des Stammes einen großen Schlüssel aus vergoldetem Sperrholz überreicht. »Häuptling, das hier wird nun in deine Obhut übergeben, auch die Zukunft und die Wohlfahrt deines Volkes! Bewache und pflege es!«
    Der Häuptling war über zwei Meter hoch, schlank wie eine Föhre, sein Profil scharf und wie gemeißelt und hart wie der Panzer einer Schildkröte. Er trug fettige schwarze Lumpen und einen langen Stab, der mit einem Ziegenfell bezogen war. Er allein sprach in diesem Stamm die Sprache der Kolonisten, wenn auch mit einem Akzent, der alle schockierte. »Die gehen mich nichts an«, sagte er mit seiner groben Stimme. »Die tun ja doch, was sie mögen. So ist’s am besten.«
    Erzdiakon Burnette war dieser Einstellung schon öfter begegnet. Er war ein großherziger Mann und fühlte sich nicht gekränkt, er wollte nur gegen eine unvernünftige Haltung angehen. »Wollt ihr denn nicht zivilisiert werden? Wollt ihr nicht Gott verehren, ein sauberes, gesundes Leben führen?«
    »Nein.«
    Der Erzdiakon lachte. »Nun, wir werden trotzdem helfen, soviel wir können. Wir können euch lehren, zu lesen, und zu rechnen; wir können eure Krankheiten kurieren. Natürlich müßt ihr euch sauber halten und regelmäßige Gewohnheiten annehmen. Das heißt nämlich Zivilisation.«
    Der Häuptling grunzte. »Ihr wißt ja nicht mal, wie man Ziegen hütet.«
    »Wir sind keine Missionare«, fuhr der Erzdiakon fort. »Aber wenn ihr die Wahrheit erkennen wollt, sind wir bereit, euch zu helfen.«
    »Hm. Und was verdienst du daran?«
    Der Erzdiakon lächelte. »Nichts!«
    Der Häuptling drehte sich um und rief seine Stammesbrüder zusammen. Sie rannten in einem wüsten Durcheinander über die Felsen, kletterten hoch wie die Irren, ihre Haare flogen, und ihre Ziegenfelle flappten vom Rennen.
    »Was ist, was ist?« rief der Erzdiakon. »Kommt sofort zurück!« Aber der Häuptling rannte schon seinen Leuten nach.
    »Ihr seid lauter Verrückte!« rief er nach unten, als er auf einem Felsblock stand.
    »Nein, nein!« schrie der Erzdiakon zurück, und es war eine großartige Szene, eindrucksvoll wie auf der Bühne: der weißhaarige Erzdiakon schrie hinauf zum wilden Häuptling eines wilden Stammes wie ein heiliger, kommandierender Satyr, und das alles im Licht von drei Sonnen. Irgendwie war es gespenstisch.
    Jemand lockte dann den Häuptling wieder nach Neustadt zurück. Alt Fleetville lag eine halbe Meile weiter und höher in einem Sattel, der wie ein Kamin alle Winde und Wolken des Grand Montagne einfing, und selbst die Ziegen hatten oft Mühe, sich an die Felsen zu klammern. Es war kalt, feucht und trübselig. Der Erzdiakon hämmerte jedem die Nachteile von Alt Fleetville ein, doch der Häuptling bestand darauf, es sei ihm lieber als die neue Siedlung.
    Fünfzig Pfund Salz machten dann den Unterschied aus. Der Erzdiakon verstieß damit gegen seinen Grundsatz, niemals mit Bestechung zu arbeiten. Etwa sechzig des Stammes bezogen die neuen Hütten ziemlich amüsiert und herablassend, als habe ihnen der Erzdiakon zugemutet, ein kindisches, läppisches Spiel zu spielen.
    Der Erzdiakon sprach noch einen Segen über die Siedlung, und die Kolonisten knieten dazu nieder. Die Flits sahen neugierig von den Türen und Fenstern

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