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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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legitimiert werden, indem sie während der Trauung unter dem Mantel der Frau getragen wurden. Sie wurden dadurch den ehelichen Kindern gleichgestellt, heute würde man sagen adoptiert. Dies hatte damit zu tun, dass der Mantel ein Symbol der Nächstenliebe war, die menschliche Verfehlungen gnädig zudeckte. Diesen Mantel sah die Volksfrömmigkeit vor allem im Umhang der Gottesmutter, der als Schutz vor allen Gefahren galt. In einem der ältesten Mariengebete heißt es: „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin“, und zahlreich sind im Spätmittelalter die sogenannten Schutzmantelmadonnen, die Maria mit ausgebreitetem Mantel zeigen, unter dem sich die Zufluchtsuchenden drängten.
    „Da beißt die Maus keinen Faden ab!“
    Das ist nicht zu ändern!

    D ies ist eine weitere Redewendung mit altem, aber nicht mehr eindeutig zu klärendem Ursprung. Neben Herleitungen aus der Tierfabel, in der eine Maus einem in einem Netz gefangenen Löwen die Fäden zerbeißt, sowie aus dem Schneiderhandwerk ist folgende die wahrscheinlichste, wenn auch die komplizierteste: „Gertrudis“ war im mittelalterlichen Bauernkalender ein wichtiger Termin. Am 17. März, dem Namenstag der heiligen Gertrud von Nivelles, die im Mittelalter zum Schutz vor Mäuseplagen angerufen wurde, war Frühlingsbeginn, an dem mit der Feldarbeit begonnen und die Heimarbeit, also auch das Spinnen, eingestellt wurde. Der Aberglaube, der ja oft bei der Bildung von Redewendungen seine Hand im Spiel hatte, ließ die Menschen annehmen, dass die Mäuse, ohne die die Heilige nie abgebildet wurde, die Fäden durchbeißen würden, die nach diesem Tag noch gesponnen würden. Seit dem 14. Jahrhundert sind diese Darstellungen bekannt, die Redewendung ist womöglich noch älter.
    |89| „Der Kuckuck soll dich holen!“
    Dir gebührt ein Platz in der Hölle!

    D er heute leider vom Aussterben bedrohte Kuckuck war früher ein im Frühling häufig auftretender Vogel – wegen seiner relativ zurückhaltenden Färbung nicht leicht zu sehen, aber gut zu hören. Sein auffälliger Balzruf und seine merkwürdige Art und Weise, sich zu vermehren, haben die Menschen immer schon fasziniert. In zahlreichen Liedern und Gedichten wird der Kuckuck durchaus freundlich geschildert, aber möglicherweise aufgrund der unnormalen Lebensweise des Vogels, der ja in gewisser Weise ein Betrüger ist, brachte man ihn auch in Verbindung mit dem Teufel. Seinen Namen benutzte man, um die Nennung des Teufelsnamens zu vermeiden. Vor allem in Flüchen und Verwünschungen hätte das den Leibhaftigen – auch dies eine Umschreibung! – möglicherweise herbeigerufen. Ausdrücke wie Scher dich zum Kuckuck!, Weiß der
Kuckuck! oder Zum Kuckuck noch mal! sind dadurch entstanden.
    „Hokuspokus machen“
    falsche Tatsachen vorgaukeln
    D ieser besonders bei Kindern, die ihren ersten Trick vorführen, beliebte Zauberspruch steht, neben „Simsalabim“, fast schon Pars pro Toto, also für die gesamte Magie. Aber hat er eventuell echte Zauberwurzeln? Da Zauberei früher mit dem Teufel in Verbindung gebracht wurde, wurde lange angenommen, dass es sich um eine lästerliche Abwandlung auf den in jeder katholischen Messe vom Priester gemurmelten lateinischen Wandlungsspruch „hoc est corpus meum“ gehandelt haben könnte. Tatsächlich aber hat sich das „Hokuspokus“ wohl aus der im England des 14. Jahrhunderts gebräuchlichen Zauberformel „hax pax max“ entwickelt, die im Englischen wie „hox pox mox“ klingt. 1632 ist denn auch „Hocus pocus“ schon als spaßige Zauberformel verbreitet, bereits 1624 erschien in England unter diesem Namen ein Lehrfaden für Taschenspieler. Und „Simsalabim“? Die muslimische Segensformel „Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen“ – „Bismi allah rahman i rahim“ – wurde als Zauberspruch missverstanden und als „Simsalabim“ wiedergegeben.
    |90| „Kadavergehorsam leisten“
    widerstandslos alles mitmachen
    I gnatius von Loyola (1491–1556), der Gründer des straff hierarchisch ausgerichteten Jesuiten-Ordens, verlangte in seinen Ordensregeln absoluten Gehorsam gegenüber den Ordensoberen bis hin zu der Formulierung, dass er glauben werde, dass Weiß Schwarz sei, wenn die Kirche es so definiere. Hier bediente er sich der Metapher eines Leichnams, der sich widerstandslos drehen und wenden lasse. Dieses Gehorsamsein „wie ein Kadaver“ wurde dann im 19. Jahrhundert als einer der Kritikpunkte gegen den Jesuitenorden vorgebracht und

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