Das geht auf keine Kuhhaut
Sich die
Finger verbrennen stammt. Aber wahrscheinlicher ist, dass sie aus dem klösterlichen Bereich stammt. Das Mönchsleben war – und ist immer noch – streng reglementiert. Der Tagesablauf wird durch acht Andachten, die Horen, gegliedert. Eine davon, die Vigil, findet um 2 Uhr nachts statt, mit Gebeten, Psalmen und Wechselgesängen. In den mittelalterlichen Klöstern war die Beleuchtung auch in der Kirche sparsam, es brannten nur wenige Kerzen. Um die Texte der Psalmen lesen zu können, klebten sich die Mönche mit Wachs kleine Kerzenstummel auf die Nägel der das Buch haltenden Daumen. Eine Vigil konnte bis zu drei Stunden dauern; dann war die Kerze meist heruntergebrannt. Der Ausdruck Es brennt auf den Nägeln beschreibt anschaulich die dringende Notwendigkeit, sich nun aber zu beeilen!
|82| „Zwischen den Jahren“
der Zeitraum zwischen Weihnachten und Neujahr
D ie offene Frage nach wichtigen Festtagen im Leben Jesu löste schon in den ersten Jahrhunderten den Drang unter den Gläubigen aus, hier eine Lösung zu finden. Seinen Tod konnte man sehr gut datieren, aber der Tag der Geburt und andere für einen Christenmenschen wichtige Jahrestage waren von den Evangelisten nur vage überliefert worden. Die Kirche legte daraufhin diese Tage nach reiflicher Überlegung selbst fest. Zuerst feierte man am 6. Januar den Tag der Taufe Christi. Im Jahre 354 wurde dann, nach diversen Berechnungen, der 25. Dezember als Geburtstag bestimmt. Im 9. Jahrhundert legte die Kirche den kalendarischen Jahresanfang auch auf diesen Tag, um Christi Geburt und Jahresanfang zusammen zu feiern, was ja auch eine gewisse Logik hatte. Nach mehrmaligem Neujahrsdatumswechsel legte Papst Innozenz XII. im Jahr 1691 den 1. Januar als Jahresanfang fest. Die Formel Zwischen den Jahren hat sich gehalten für die 12 Tage zwischen Geburt und Taufe Jesu, zwischen altem und neuem Jahr.
„Etwas auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben“
auf einen unbestimmten, fernen Zeitpunkt vertrösten
F rüher wurden die Kalendertage nicht wie heute „11. November“, „24. Juni“ oder „17. März“ genannt, sondern ganz selbstverständlich mit dem Namenstag eines Heiligen, also „Martini“, „Johannis“ oder „Gertrudis“. Allen geläufig ist der 31. Dezember, der noch heute bekannter ist unter dem Namen „Silvester“ – auch der Name eines Heiligen. Der „dritte Tag nach Petri“ war also zum Beispiel der 25. Februar. Gleichzeitig machte man sich schon früh einen Spaß, leere, langweilige Ausdrücke wie „nichts“, „nirgends“ oder „niemals“ zu umschreiben. Gerade die farblose Zeitangabe „nie“ reizte dazu, sie zu variieren, indem man Ausdrücke bildete, die paradox sind: „an Pflaumenpfingsten“ oder „an Mai-Ostern“, oder man sagte „wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen“. Gern ironisierte man in diesem Zusammenhang auch den Heiligenkalender und schuf einen neuen, ganz unwahrscheinlichen Namenstag, den des heiligen Nimmerlein.
|83| „Den Teufel an die Wand malen“
etwas als möglich darstellen, was man nicht will
I m Mittelalter glaubte man daran, dass der Teufel erscheinen würde, wenn man ihn beim Namen nennt: Wenn man vom Teufel spricht, kommt er. Auch ihn malen reichte schon, und so hieß die Wendung ursprünglich „den Teufel über die Tür malen“, dorthin, wo normalerweise das Dreikönigskürzel C+M+B steht – Christus mansionem benedicat. Viele Gläubige stellten sich den Satan mit eigenem Haushalt vor und hatten Angst davor, in Teufels Küche zu kommen, was gleichbedeutend war mit großer Gefahr, denn man stellte sich die ewige Verdammnis wie eine große Küche vor, in der die armen Seelen in Töpfen und Pfannen kochen und braten, weil die Teufel ihnen die Hölle heißmachen – Satansbraten eben. Viele Gläubige gingen aber lieber davon aus, dass Satan noch eine Weile gefesselt in der Hölle liegt. In der Offenbarung des Johannes steht nämlich, dass er nach tausend Jahren aus seinem Gefängnis befreit wird. Man weiß nur nicht, wann denn nun der Teufel los ist.
„Einen Pferdefuß haben“
einen entscheidenden Nachteil haben
D er Teufel, der ja nach der Mythologie ein abgefallener Erzengel ist, wurde vom Volk als Widersacher Gottes mit Attributen ausgestattet, die Fremdheit und Wildheit ausdrücken sollten. Seine heute noch gern im Kasperle-Theater in typischer Form auftretende Figur hat sich aus dem antiken Hirtengott Pan entwickelt, der Hörner auf der Stirn, einen Ziegenbart und
Weitere Kostenlose Bücher