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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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Bocksbeine hatte. Er war zwar der Gott der Musik und Erfinder der nach ihm benannten Panflöte, konnte aber auch Tiere und Menschen erschrecken und in die ebenfalls nach ihm benannte Panik versetzen. Später nahm der Volksglaube dem Bösen die animalischen Attribute, die ihn vielleicht doch etwas zu albern aussehen ließen, beließ ihm aber ein Bein mit Pferdehuf, an dem der nunmehr meist in Menschengestalt Auftretende zu erkennen war, wenn man genau hinsah. Auf die Redewendung bezogen heißt das, dass ein Sachverhalt, der eigentlich gut aussieht, bei näherem Hinsehen einen entscheidenden Fehler hat.
    |84| „Das Zeitliche segnen“
    sterben
    I m Mittelalter – und auch noch lange danach – war Aberglaube weit verbreitet. Zum Beispiel fürchteten sich die Menschen davor, den Tod oder das Sterben direkt zu nennen, weil das einer Beschwörung mit fatalen Folgen gleichgekommen wäre. Deshalb gibt es eine große Menge von Umschreibungen und verharmlosenden Formulierungen dafür, beschönigende wie auch zynische. Ausdrücke wie „erblassen“, „die Augen schließen“ und „dran glauben“ gehören zur neutralen Kategorie, während „abkratzen“, „verrecken“ und „ins Gras beißen“ zu den weniger freundlichen Bezeichnungen gehören. Das Zeitliche segnen zählt wie „entschlafen“ zu den euphemistischen Umschreibungen. Hier nimmt ein Sterbender Abschied von der „Zeitlichkeit“, also der vergänglichen Welt, und wünscht an der Schwelle des Jenseits Gottes Segen auf das Diesseits herab. Ebenso wie beim Tod selbst vermied man übrigens auch, einen Gestorbenen „tot“ zu nennen; vielmehr sagte man „selig“.
    „Dann hat die arme Seele Ruh“
    Dann ist das bettelnde Kind still

    N ach katholischer Auffassung gibt es zwischen Himmel und Hölle eine Zwischenstation, eine Art Reinigungsanlage für Seelen. Weil theologische Notwendigkeiten in der Heilslehre es wohl erforderten, wurde um 1200 das Fegefeuer erfunden, dessen Name sich herleitet aus „veeg – Hieb“, also ein Feuer, an dem man für seine Sünden geschlagen wird. An diesen Ort kommen die Menschen, die zwar keine Todsünde begangen haben, aber auch nicht sündenfrei gestorben sind – also mehr oder weniger alle. Sie werden, so glauben Generationen von Katholiken bis heute, dort für ihre Aufnahme in den Himmel gereinigt. Diesen sogenannten „armen Seelen“ kann aber geholfen werden. Durch Gebet und Fürbitte kann nach katholischer Überzeugung der Christ im Diesseits zur Erlösung im Jenseits beitragen, auch durch bestellte Messen oder großzügige Spenden. Ob dann allerdings die arme Seele Ruh hat, weil sie im Himmel ist, entzieht sich aus naheliegenden Gründen unserer Kenntnis.
    |85| „Von allen guten Geistern verlassen sein“
    Unbegreifliches tun
    N ach alter Überzeugung hat jeder Mensch einen Schutzengel – jeder kennt die romantischen Gemälde, auf denen zu sehen ist, wie eine meist recht weibliche, geflügelte Person in einer Art Nachthemd ein Kind mit freundlicher Gebärde daran hindert, in einen Abgrund zu stürzen. Wenn also von guten Geistern gesprochen wird, sind damit nicht etwa freundliche Gespenster gemeint, sondern es handelt sich um Schutzengel. Manche Menschen, die sich besonders tölpelhaft benehmen, scheinen gleich über eine ganze Kompanie der himmlischen Heerscharen zu verfügen. Dies wird vor allem von Leuten gesagt, die gefährliche Unfälle oder Unglücke mehr oder weniger schadlos überstanden haben. Leider muss man davon ausgehen, dass viele Torheiten nicht darauf zurückzuführen sind, dass die Täter nur von allen guten Geistern verlassen waren.

    „Trübsal blasen“
    deprimiert sein
    F rüher war es üblich, dass bei Beerdigungen vom Turmwächter eine traurige Musik vom Kirch- oder Stadtturm herunter geblasen wurde, die der trüben Stimmung der Teilnehmer entsprach und den Bürgern zeigen sollte, dass ein Mitbewohner auf seine letzte Reise ging. Natürlich konnte sich nicht jeder eine solche Begleitung leisten, denn auch früher schon spielte die Musik nur selten für ein „Vergelt’s Gott“. Arme Leute wurden deshalb sang- und klanglos zu Grabe getragen, ohne viele Umstände zu machen. Ihre Verwandten konnten sich kirchliche Feierlichkeiten nicht leisten und mussten auf Orgelspiel, gesungenes Requiem und sogar Glockengeläut verzichten. Selbst Mozart wurde sang- und klanglos begraben und musste mit einem Armengrab vorlieb nehmen, obwohl er doch noch kurz vor seinem Tod das schönste Requiem

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