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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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Stärke nur schwer unter Kontrolle zu bekommen. Möglicherweise ist das Brett vor dem Kopf eine Art Scheuklappe gewesen, die störrischen Ochsen vor die Augen gehängt wurde, um sie zu beruhigen. Mit dem besagten Brett könnte aber auch das Stirnjoch gemeint sein; bis zum hohen Mittelalter, als das Kummet erfunden wurde, setzten die Bauern die Kraft der Ochsen hauptsächlich über ein vor die Hörner gelegtes hölzernes Joch um. Die Redewendung An der Nase herumführen kommt übrigens auch aus diesem Zusammenhang. Den Ochsen, vor allem aber den unberechenbaren Zuchtstieren wurde ein Ring durch die Nase gezogen, mit dem sie gelenkt werden konnten, denn jeder Widerstand verursachte heftige Schmerzen. Die Piercing-Mode des Nasenrings hat hiermit aber nichts zu tun, außer man hätte den Verdacht, dass diverse Studios ihre Kunden damit an der Nase herumgeführt haben.
    |98| „Das Blatt wendet sich“
    das Schicksal ändert sich

    D iese 1534 bezeugte, aber wohl viel ältere Redewendung kommt, obwohl sie so klingt, nicht aus der Sprache der Kartenspieler, die ja von einem „guten Blatt“ sprechen, wenn sie Gewinnchancen haben. Auch das Blatt aus Papier, die Buchseite, ist nicht gemeint. Vielmehr findet um Johannis, also nach der Sommersonnenwende, in der Natur ein eigenartiges Phänomen statt. Es senken bzw. wenden sich die Blätter an fast allen Bäumen mehr oder weniger stark, um mehr Regen durchzulassen. An den gewendeten Baumblättern kann man erkennen, dass der längste Tag vorbei und der Höhepunkt des Jahres überschritten ist, eine für die damaligen, sehr viel mehr auf die Natur als Signalgeber angewiesenen Bauern wichtige Beobachtung. Die Redewendung bezog sich zuerst nur auf die Jahreszeiten, wurde im übertragenen Sinn später auf die Wendungen des Schicksals erweitert.
    „Zwischen den Zeilen“
    etwas herauslesen, was der Text nicht ausdrücklich sagt
    E s sind mittelalterliche Schriftstücke in lateinischer Sprache erhalten, deren Texte zwischen den Zeilen mit einer sogenannten Interlinearversion versehen sind. Dabei handelt es sich um ganze Übersetzungen oder wenigstens um Vokabeln, die beim Verständnis der Quellen weiterhelfen konnten. Die Redensart ist allerdings nicht mittelalterlich, sondern erst im 19. Jahrhundert aufgekommen. Sie wird sich aber wohl auf diese Hilfstexte beziehen, denn zwischen den Zeilen kann man ja oft die Stimmung, in der ein Brief geschrieben wurde, erkennen. Die ersten Bücher wurden übrigens vom Drucker als Papierstapel der einzelnen Seiten geliefert. Um das Papier zu schützen, wurden die Blätter zwischen hölzerne Deckel eingebunden. Diese stabilen Deckel, meist aus Buchenholz, die an der Seite oft auseinanderstrebten, wurden am vorderen Schnitt mit einem Metallhaken zusammengehalten. Schlug man mit der Hand auf den Deckel, hakte der Bügel von selbst aus und das Buch sprang auf. Daher ist bis heute die Rede davon, dass man ein Buch aufschlägt.
    |99| „Lügen wie gedruckt“
    unverschämt die Unwahrheit sagen

    O bwohl Goethe im „Faust“ sagen lässt „Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen“, hat sich doch heute die Ansicht durchgesetzt, dass man dem Gedruckten nicht ohne weiteres trauen darf. Möglicherweise hat das alte Ursachen, denn im Gegensatz zum Handschriftlichen, das oft vom Schreiber gezeichnet und damit einem realen Verfasser zuzuordnen war, konnte man den anonymen Druckwerken aus der Manufaktur nicht mehr ansehen, wer sie geschrieben hatte. Damit ließen sich auch Lügen in die Welt setzen, deren Ursprung nicht mehr leicht überprüft werden konnte. Damit soll nicht gesagt sein, dass vor dem Buchdruck keine Unwahrheiten geschrieben worden wären – die Mönche in den Klöstern waren wahre Meister im Fälschen! Aber die Skepsis gegenüber den Mitteilungen in der Presse hat sich merkwürdigerweise bis heute gehalten. Der Ausdruck Etwas abkupfern im Sinne von „nachahmen, kopieren“ stammt ebenfalls aus der Druckerei, denn der Kupferstich war in der frühen Neuzeit die allgemein verbreitete Technik zum Vervielfältigen von Bildern, die damit keine Originale mehr waren, sondern in fast jeder beliebigen Auflage nachgedruckt werden konnten.
    „Fraktur reden“
    unmissverständlich die Meinung sagen
    F raktur ist – im Gegensatz zur lateinischen Antiqua – eine gebrochene, verzwickt wirkende und für manchen schwer lesbare Schriftart, die vom 16. bis weit ins 20. Jahrhundert die vorherrschende Type in deutschen

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