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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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Begriffs gewesen.

    „Jemanden schröpfen“
    übervorteilen, viel Geld abnehmen
    D ie Lehre von den vier Säften – gelbe Galle, schwarze Galle, Blut und Schleim – beherrschte die Medizin des Mittelalters. Mit diesen angeblich alles entscheidenden Körperflüssigkeiten beschäftigte man sich, wenn es galt, eine Krankheit zu bekämpfen. Zu den routinemäßigen Behandlungstechniken gehörte das Schröpfen. Dabei versuchte der Bader, Schadstoffe durch die Haut aus dem Körper zu saugen. Auch die Redewendung Jemanden zur Ader lassen hat sich bis heute in einem ähnlichen Sinn erhalten. Auch für den Aderlass war der Bader zuständig. Aus der Armvene wurde Blut in erheblicher Menge entnommen, weil man annahm, das Gleichgewicht der vier Säfte sei gestört und müsse wieder hergestellt werden oder „schlechtes“ Blut müsse entfernt werden. Solch ein Aderlass hatte nur selten therapeutische Wirkung und war medizinischer Quatsch. Erstaunlicherweise hat er sich aber als Allheilmittel sehr lange gehalten, obwohl die Patienten sich danach nicht wohler, sondern schwächer fühlten. Dass sie den Bader dennoch bezahlen mussten, hat sicher zum negativen Sinn dieser Redewendung beigetragen.
    |96| „Über den Löffel barbieren“
    betrügen, benachteiligen
    I m Mittelalter war der Bart
das
Zeichen von Männlichkeit. Es galt als Schande, den Bart gestutzt zu bekommen. Die Redewendung mit der Bedeutung „erniedrigen“ lautete ursprünglich nur Jemanden barbieren – die Form „balbieren“ ist eine regional übliche Nebenform – und bezog sich auf das schimpfliche Bartabschneiden. Später setzte sich aber die Mode der glattrasierten Wangen durch. Weil den meisten Männern geeignete scharfe Messer nicht zur Verfügung standen, erledigten das Barbiere. Aber auch die Wangen alter, zahnloser Männer, die faltig und eingefallen waren, mussten rasiert werden. Da gab es einen Trick. Der Bartscherer drückte von innen einen Löffel gegen die Wange und erzielte so die für die Rasur erforderliche Wölbung. Nach dem Hinzuziehen des Löffels als Gleichmachermittel verwandelte sich die Bedeutung hin zu „nicht viele Umstände machen“. Barbiere galten wohl als nicht ganz vertrauenswürdig, deshalb ist auch die Vorbereitung der Rasur, nämlich das Einseifen, zu seiner Bedeutung „belügen“ gekommen.
    „Scherereien bekommen“
    in unangenehmen Schwierigkeiten sein

    D ie Technik der Haarpflege war im Mittelalter noch nicht so ausgereift, so dass es bei der Handhabung von Messer und Schere sicher Schwierigkeiten, also Scherereien, gab, so wie ja auch heute bei der Rasur gelegentlich Blut fließt. Möglicherweise steht der Ausdruck aber auch im Zusammenhang mit dem Kahlscheren des Kopfes als Ehrstrafe – wer geschoren werden sollte, bekam Scherereien. Die Redensart Alle über
einen Kamm scheren mit der Bedeutung „Alle nach demselben Schema behandeln“ geht darauf zurück, dass der Barbier, der auch für den Schnitt des Haupthaares zuständig war, für alle mit der Schere zu behandelnden, also zu scherenden Kunden denselben Kamm benutzte, wobei wahrscheinlich auch dieselbe Frisur herauskam; die Variationsbreite der mittelalterlichen Männerfrisuren war, wenn man den überlieferten Abbildungen glauben darf, nicht groß.
    |97| „Einen guten Schnitt machen“
    einen beträchtlichen Gewinn einstreichen

    M it diesem Schnitt ist nicht der Haarschnitt gemeint. Die Redensart stammt vielmehr aus der Zeit, als das Korn auf den Feldern noch mit Sensen und Sicheln geschnitten wurde. Das Getreide wurde gemahlen und dann an den Bäcker verkauft, nach einem guten Schnitt kam also Geld in die Kasse. Nach dem Schnitt musste das Korn aber erst auf der Tenne, dem Boden der Scheune, gedroschen werden. Mit Dreschflegeln, langen Stangen, an denen Keulen aus Hartholz befestigt waren, wurde auf die Halme eingedroschen, bis die Körner aus den Ähren herausgeschlagen waren. Es gab Gegenden, wo Dreschhelfer nach Menge bezahlt wurden. Deshalb legten sie ein hohes Tempo vor und hatten entsprechend großen Hunger und Durst. Kein Wunder, dass sich im 15. Jahrhundert die Wendung Essen wie ein Scheunendrescher bildete.
    „Ein Brett vor dem Kopf haben“
    begriffsstutzig sein
    I m Mittelalter wurden als Zugtiere hauptsächlich Ochsen eingesetzt, Rinder, die im Gegensatz zu Stieren und Bullen kastriert waren. Sie waren stark, genügsam und relativ gutmütig. Trotzdem musste man aufpassen, dass die Tiere nicht scheuten, denn dann waren sie aufgrund ihrer

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