Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
Vom Netzwerk:
geschrieben hatte.
    |86| „Matthäi am Letzten“
    pleite, todkrank, zu Ende

    D ass diese Redewendung etwas mit dem Evangelisten Matthäus zu tun hat, liegt auf der Hand. Aber wieso ist gerade er „am Letzten“? Die Formel wurde durch Martin Luther populär, der mit seiner Bibelübersetzung ja viele Redewendungen geprägt hat. In seinem „Großen Katechismus“ schreibt er: „Zuerst muss man vor allen Dingen die Worte recht kennen, worauf die Taufe gegründet ist und worauf sich alles bezieht, was davon zu sagen ist, nämlich bei Matthäus am letzten, wo der Herr Christus spricht: Gehet hin in alle Welt, lehret alle Heiden und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.” Gemeint ist das 28., das letzte Kapitel des Matthäus-Evangeliums, und weil es dort weiter und zu Ende geht mit „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“, war dieser allerletzte, von Luther gar nicht in diesem Zusammenhang zitierte Satz der Auslöser, das letzte Kapitel des Matthäus als Synonym für das Ende, also auch den Tod zu setzen.
    „Mit seinem Latein am Ende sein“
    ratlos sein, nicht mehr weiterwissen
    D ie lateinische Sprache war, ausgehend von Rom als antiker Weltmacht, die Verkehrssprache auch im Mittelalter. Latein war nicht nur die Sprache der Kirche, sondern an den seit dem 13. Jahrhundert gegründeten Universitäten auch die Sprache der Wissenschaft, die unter dem Einfluss der Kirche stand. So wurde sowohl die Medizin als auch die Juristerei meist unter theologischen Aspekten ausgeübt. In der Medizin ist auch heute noch die lateinische Terminologie, ergänzt durch altgriechisches Vokabular, im Gebrauch. Für den einfachen Mann war diese Sprache unverständlich, sowohl im Gottesdienst als auch vor Gericht, wo oft aus lateinischen Quellen zitiert wurde, aber auch beim Arzt, der selbst heute noch, lateinische Fachbegriffe murmelnd, den Patienten irritiert. Kein Wunder, dass daraus, wenn der Arzt die Krankheit nicht erkannte, also ihren Namen nicht wusste, der Eindruck entstehen konnte, er sei mit seinem Latein am Ende.
    |87| „Jetzt schlägt’s 13“
    Das ist ja wohl nicht wahr!
    E ine Uhr steht nie auf der Dreizehn, eine Glocke schlägt nie dreizehn Mal. Wie kommt es dennoch zu diesem Ausdruck? Die Zahl Zwölf gilt in der Zahlensymbolik als universell, denn sie ist das Produkt aus der heiligen Zahl Drei, der Zahl der Dreifaltigkeit, und der weltlichen Vier, der Anzahl der Himmelsrichtungen. Es gibt zwölf Apostel, zwölf Monate, zwölf Tierkreiszeichen, zwölf Propheten; die Dreizehn ist das „Dutzend des Teufels“. Sie gilt deshalb als gefährlichste Zahl, und wenn sie auftaucht, geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Auch heute noch wird vermieden, dass an einer Tafel dreizehn Personen Platz nehmen. Und ein ungutes Gefühl an einem Freitag, dem 13., haben selbst nicht Abergläubische, dabei ist das schlechte Image dieses Datums nur dadurch zustande gekommen, dass hier der Tag des Todes Christi mit der Unglückszahl zusammenfällt. Auch die Elf ist übrigens mit Vorsicht zu genießen: Sie steht für die Sünde, weil es nur zehn Gebote gibt. Deshalb spielt sie in der närrischen Zeit eine so große Rolle.
    „Hals- und Beinbruch“
    Viel Glück!
    D ieser auf den ersten Blick gemeine Wunsch könnte auch etwas mit Aberglauben zu tun haben. Man weiß ja, dass manchmal genau das Gegenteil von dem gewünscht wird, was gemeint ist. Der Grund ist, dass das Glück bockig reagieren und ins Gegenteil umschlagen könnte. Deshalb wünschen sich Seeleute, die bekanntlich besonders abergläubisch sind, „Mast- und Schotenbruch“ und meinen natürlich das Gegenteil. Aber bei dem Wunsch, Hals und Gebein zu brechen, sieht die Sache anders aus. Unter dem etymologischen Mikroskop wird deutlich, dass diese Redensart aus dem Jiddischen kommt und hier stellvertretend steht für eine ganze Reihe von jiddischen Ausdrücken, die ihre Spuren in unserer Sprache hinterlassen haben. Im Original lautet sie „hatslokhe u brokhe – Erfolg und Segen“. Es liegt nahe, dass diese Worte für Zeitgenossen, die des Jiddischen nicht mächtig waren, wie „Hals- und Beinbruch“ klangen.

    |88| „Einer Sache ein Mäntelchen umhängen“
    etwas Negatives als harmlos darstellen
    D er Mantel als Symbol des Beschützens spielt schon in alten Rechtsauffassungen eine Rolle. Laut „Sachsenspiegel“ konnten zum Beispiel uneheliche, also nach damaliger Auffassung in Schande geborene Kinder nachträglich

Weitere Kostenlose Bücher