Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
Vom Netzwerk:
entwickelte sich zu einer verbreiteten Redewendung. Friedrich der Große soll ja schon gesagt haben, jeder Soldat müsse seinen Offizier mehr fürchten als den Feind. Und im 2. Weltkrieg verlangten gewissenlose Kommandeure angesichts aussichtsloser Lage auch von ihren Soldaten „Kadavergehorsam“.
    „Die Orientierung verlieren“
    sich nicht zurechtfinden

    D er Begriff „Orientierung“ ist mit seiner heutigen Bedeutung seit dem 19. Jahrhundert belegt und so assimiliert, dass man sich seine Herkunft verdeutlichen kann, indem man das darin verborgene Wort „Orient“ freilegt. Und tatsächlich bedeutet der Begriff eigentlich „Ausrichtung nach Osten“, denn er geht auf lat. „oriens – Sonnenaufgang“ zurück. Heute sind wir daran gewöhnt, aber dass auf Landkarten in der Regel der Norden oben ist, wird erst seit dem Ende des Mittelalters so praktiziert. Bis dahin war die „Orientierung“ im Wortsinn üblich. Die Karten des Mittelalters waren ja religiös motivierte Darstellungen, meist von Mönchen angefertigt, denen es nicht um wissenschaftliche Exaktheit ging. Auf ihren Weltkarten lag Jerusalem stets in der Mitte, oben Asien, links unten Europa, rechts unten Afrika. Das änderte sich erst zur Zeit der Entdeckung Amerikas, als die Seefahrer realistische Karten benötigten. Nicht die Orientierung zu verlieren, heißt also eigentlich, dass man das Heilige Land und damit Gott nicht aus den Augen verlieren soll.
    |91| „Alle Register ziehen“
    alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen

    H eute ist aus der Kirche die Orgel nicht mehr wegzudenken, ja, dieses Instrument wird – leider, denn es gibt wunderbare weltliche Orgelliteratur – fast automatisch mit Gottesdienst in Zusammenhang gebracht. Das liegt wohl daran, dass Orgeln wegen ihrer Größe hauptsächlich in Kirchen zu finden sind. Ursprünglich waren sie durchaus weltliche Instrumente, zum Beispiel in Byzanz wichtiger Bestandteil der höfischen Zeremonien. Erst im Lauf des 9. Jahrhunderts wurden Orgeln in Kirchen aufgestellt, und ab dem 12. Jahrhundert entwickelten sie sich allmählich zum Hauptinstrument der Liturgie. Bei den mittelalterlichen Orgeln konnte der Spieler noch nicht Register, also Klangfarben wie „Flöte“ oder „Trompete“, wählen, auch die Portative, die kleinen Tischorgeln, hatten keine Register. Diese wurden erst im 14. Jahrhundert eingeführt und brachten eine wichtige Bereicherung auch der Klangfülle. Will ein Organist das Instrument total ausfahren, wählt er den Schalter „Tutti“; er zieht damit alle Register auf einmal – die Orgel braust!
    „Die Klappe halten“
    still sein
    D iese Redewendung wird immer wieder in Kirchenführungen erklärt, wenn das Chorgestühl an der Reihe ist. Dessen Sitzflächen wurden nämlich nach Art moderner Klappstühle schon im Mittelalter mit einem Scharnier versehen, das es ermöglichte, die Sitze nach oben zu klappen, um besser davor stehen zu können. Phantasievolle Fremdenführer haben sich zu der Klappbarkeit der Sitze einfallen lassen, die Redewendung vom „Klappe halten“, also still zu sein, komme daher, dass die Benutzer verpflichtet gewesen seien, die Sitze festzuhalten, damit deren Klappern nicht die Andacht störte. Leider hält diese einleuchtende These der näheren Untersuchung nicht stand. Tatsächlich ist die Redewendung nicht so alt, sondern hat ihren Ursprung im Berliner Slang, in dem „Klappe“ immer schon den offenen Mund bezeichnet und von „klaffen“ hergeleitet wird.

    |92|

|93| Kapitel 5: Gewerbliches
„Alles in Butter!“
    Von Tretmühlen und Zapfenstreichen

    |94|
    |95| Ein „Quacksalber“ sein
    ein Scharlatan sein
    D er Bader war im Mittelalter, als die Medizin noch in den Kinderschuhen steckte und sich meist auf wenige, dabei auch noch fragwürdige Theorien wie die Lehre von den vier Säften beschränkte, neben den Kräuterfrauen die einzige Erste-Hilfe-Station. Er war zuständig für Knochenbrüche und andere Verletzungen, legte Verbände an und gab das eine oder andere pflanzliche Heilmittel zur inneren oder äußeren Anwendung. Seit 1570 ist auch das Auftreten des Quacksalbers bezeugt, eines Scharlatans und Wunderdoktors, der mit einer Zaubersalbe alle Übel zu heilen vorgab, weswegen sein Name auf die beiden niederländischen Wörter „kwakken – prahlen“ und „zalf – Salbe“ zurückgeführt wird. Möglicherweise ist aber auch das Quecksilber, ein wichtiger Bestandteil einer Salbe gegen Syphilis, Ausgangspunkt dieses

Weitere Kostenlose Bücher