Das geht auf keine Kuhhaut
zu tun. Beide gehen auf ein Ursprungswort „fickfacken“ zurück, das, man ahnt es schon, „hin- und herbewegen“ bedeutete, und zwar in einem abwertenden, lächerlichen Sinn. Heute steckt es noch in einem der zahllosen Wörter für den Geschlechtsverkehr, auch in der englischen Sprache, aber eben auch in dem Ausdruck Nicht lange fackeln, was heißt, man soll keine unnötige, überflüssige Bewegung machen. Die Redensart ist schon im 14. Jahrhundert im Gebrauch, heute merkwürdigerweise ausschließlich verneinend – nie hört man jemanden sagen: Nun fackele mal!
|125| „Torschlusspanik haben“
Angst haben, keinen Partner mehr zu bekommen
B is ins 18. Jahrhundert waren noch viele der mittelalterlichen Stadtmauern mehr oder weniger intakt. Damals konnte man eine Stadt nur durch die Stadttore betreten. Um lichtscheues Gesindel aus der Stadt fernzuhalten, wurden diese Tore nachts geschlossen. Dann kam niemand mehr in die Stadt hinein oder heraus, es sei denn, er konnte sich glaubhaft ausweisen. Reisende, die ihr Ziel noch nicht erreicht hatten, machten sich natürlich Sorgen, dass sie die Nacht außerhalb der Mauern im Freien verbringen mussten und dadurch vielfältigen Gefahren ausgesetzt waren. Die Angst, dass die Tore der Jugend irgendwann geschlossen sein könnten und man keinen Partner mehr bekommt, so dass man den Rest seines Lebens allein zubringen muss, ist wohl mit dieser Angst, nachts vor der Stadt allein zu bleiben, verglichen worden, so dass sich später der Begriff „Torschlusspanik“ gebildet hat, der allerdings jüngeren Datums zu sein scheint.
„Von Tuten und Blasen keine Ahnung haben“
keinerlei Sachverstand besitzen
Z wei Berufsstände im Mittelalter hatten zu tuten und zu blasen: Der Hirte, der einer der untersten Berufsgruppen angehörte, benutzte ein Horn, um das Weidevieh zu locken, und der Nachtwächter verwendete ebenfalls ein Blasinstrument für die regelmäßigen Signale vom Turm oder den Alarm bei Gefahren wie Feuer oder Bedrohung für die Stadtbevölkerung von außen. Beide Tätigkeiten bedurften keiner besonderen Fähigkeiten, man musste nur die Augen offenhalten und ein Horn blasen können. Wer nicht einmal zu diesen Aufgaben fähig war, musste besonders dumm sein. Eine andere Herangehensweise nennt den Lebenswandel des Nachtwächters als Ursache für die Redewendung, denn diese Leute waren berufsbedingt tagsüber meist übermüdet und deshalb begriffsstutzig bzw. etwas langsam. Die Redensart ist jedenfalls schon seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesen, aber möglicherweise auch wesentlich älter.
|126| „Die Kurve kratzen“
sich schnell entfernen, verschwinden
D ie mittelalterlichen Städte hatten enge Gassen, die eigentlich nur für Fußgänger und für von Eseln gezogene Karren gedacht waren. Als Kutschen aufkamen, hatten diese oft Schwierigkeiten, um die Ecken zu biegen, ohne die Wände der Häuser zu berühren, vor allem, wenn sie ein bestimmtes Tempo überschritten. Dann kratzten die vorstehenden Naben der Wagenräder an den Hausecken, oder die Seitenwände der Wagen beschädigten diese. Um das zu verhindern – solche Schäden mussten ja kostspielig repariert werden –, ließen sich die Bewohner von Eckhäusern etwas einfallen. Sie ließen große Steinblöcke, die in manchen Gegenden tatsächlich „Kratzsteine“ genannt werden, dicht an der Hausecke so in den Boden ein, dass sie so weit emporragten, dass die Lenker der Pferdewagen gezwungen waren, Abstand zu halten, wenn sie nicht einen Radbruch riskieren wollten.
„Aus dem Stegreif”
unvorbereitet sein, etwas spontan machen
B ei dieser Redewendung, deren Substantiv schon ins Althochdeutsche zurückreicht, ist die Fehlerquote beim Diktat sicher hoch. Denn dieser Begriff hat mit dem Stehen nichts zu tun und ist deshalb kein „Steh-Greif“, sondern müsste „Steg-Reif“ geschrieben werden. Es handelt sich um die alte Bezeichnung für den Steigbügel, der früher mehr wie ein Reif, also ein Ring, geformt war. Um größere Aufmerksamkeit zu erzielen, verlasen Kuriere oder Herolde die Botschaften ihres Herrn, ohne vom Pferd zu steigen; sie erhoben sich vielmehr aus dem Sattel, blieben also in den Stegreifen, den Steigbügeln. Deshalb bezieht sich die Redensart auf den eiligen Reiter, der etwas erledigt, ohne abzusteigen. Später veränderte sich der Sinn dieser Wendung hin zum Spontanen, Improvisierten. Die sogenannte Stegreifdichtung war schon in der Antike verbreitet, und auch das spätere Volkstheater
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