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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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Redewendung bedeutet also eigentlich, dass man, zum Beispiel aus einem Silberbarren, durch einen Prägeschlag möglichst viele Münzen – heute würde man sagen: Kapital – herausschlägt. Beim Münzenschlagen prägte man dem Rohling mit einem Prägestempel das Wappen des Landesherrn ein. Heute prägen wir neue Begriffe, aber wir prägen uns auch etwas ein, das heißt, etwas hinterlässt einen starken Eindruck. Auch die Redewendung Von echtem
Schrot und Korn hat nur indirekt mit Getreide zu tun, sondern kommt ebenfalls aus der Münzwerkstatt; das Wort „Schrot“ nannte das Gesamtgewicht, „Korn“ den Edelmetallgehalt einer Münze, denn auf der Goldwaage wurden als leichteste Gewichtseinheit oft Getreidekörner benutzt. Wer also von echtem Schrot und Korn ist, ist authentisch, unverfälscht.
    |123| „Etwas auf die hohe Kante legen“
    Geld ansparen

    A dlige Burgbewohner hatten im Mittelalter meist ein Kastenbett mit hohen Seitenwänden und einem flachen Dach. Die damaligen Betten hatten so hohe Seitenteile, dass wir heute noch davon sprechen, ins Bett zu steigen. Bei den Bauern wurden später Himmelbetten Mode, die einen Baldachin aus Stoff und Gardinen rundherum hatten. Himmel und Vorhänge sollten, genauso wie die Kastenbetten, verhindern, dass unter der Zimmerdecke krabbelndes Ungeziefer wie Wanzen und Spinnen sich ins Bett fallen ließ; auch wollte man die Kälte in den ungeheizten Schlafzimmern ungern in die Schlafstatt und gleichzeitig die Wärme hinauslassen. Oben am Baldachin gab es an der Innenseite meist ein umlaufendes schmales Brett, auf dem man Erspartes auf die hohe
Kante legen konnte, ein vermeintlich sicherer Aufbewahrungsort. Da dieses Versteck aber sogar Gegenstand einer Redensart geworden ist, darf bezweifelt werden, dass hier die Wertsachen einer Familie besonders geheim und damit sicher aufgehoben waren.
    „Fersengeld geben“
    fliehen, davonrennen
    W as hat die Ferse, die ja schon seit Achilles sprichwörtlich ist, mit Geld zu tun? Fersengeld geben ist ein auch heute noch recht verbreiteter Ausdruck, aber die tatsächliche Herkunft ist unklar. Die Redewendung ist seit dem 13. Jahrhundert belegt, denn im „Sachsenspiegel“, dem ältesten deutschen Rechtsbuch, ist die Rede von „versen penninge” als Abgabe bei der Ehescheidung. Eine Scheidung war natürlich im kirchlichen Recht nicht vorgesehen, aber nach altem wendischem Recht konnte das Verlassen des Mannes durch die Ehefrau mit der Zahlung von „versnegelt” abgegolten werden; möglicherweise geht es hier um die Zahlung in Naturalien, denn eine junge Kuh nennt man auch heute noch Färse. Eine andere Deutung des Spruches bezieht sich auf seine ganz direkte, wörtliche Aussage: Wer Fersengeld gibt, von dem sieht man die Fersen, wenn er flieht. Der alemannische Rechtsbrauch des Strafgeldes für Deserteure könnte hier Pate gestanden haben, denn danach musste der, welcher seine Leute in Gefahr verließ, eine saftige Strafe zahlen.
    |124| „Türmen“
    fliehen, sich in Sicherheit bringen

    E ines der Klischees über Burgen besagt, dass der höchste Turm der Burg, der Bergfried, als letzte Rückzugsmöglichkeit im Falle der Eroberung der Burg diente und den Flüchtigen wochenlang Zuflucht geboten habe. Dies ist durchaus nicht immer der Fall gewesen, denn viele Bergfriede sind dafür gar nicht geeignet. Sie sind zu eng, haben meist keine Wasserversorgung und oft weder Toiletten noch Kamine. Dass die Eingänge tatsächlich in der Regel sehr hoch lagen, hatte meist symbolische Gründe und sollte die Wehrhaftigkeit ausdrücken, genauso wie die Türme selbst. Aber es gibt auch Türme, in die man sich in – eine meist vermeintliche – Sicherheit bringen konnte, allerdings meist nur für wenige Tage, bis Hilfe kam. Vielleicht nannte man diesen Rückzug über eine Leiter in den Bergfried Türmen. Wahrscheinlicher aber ist eine andere Erklärung. Neben dem Fliehen
in
einen Turm wird das Flüchten
aus
einem Turm der tatsächliche Ausgangspunkt dieser Redewendung gewesen sein: Das Gefängnis der Stadt, der Kerker, war meist in einem der Stadttürme untergebracht. Es war sicher das Ziel eines jeden Häftlings, von hier nach draußen zu türmen. Und das kam sicher wesentlich häufiger – und damit sprachprägender – vor als der seltene Rückzug in einen Burgturm.
    „Nicht lange fackeln“
    schnell handeln, keine Umstände machen
    M it der im Mittelalter als handliche Lichtquelle weit verbreiteten Fackel hat dieser Ausdruck nur sehr indirekt

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