Das geht auf keine Kuhhaut
Hacken, Eggen, Pflüge, Türangeln, Krampen, Ketten und natürlich Hufeisen vom Schmied angefertigt. Damit die Arbeit flott von der Hand ging und auch die Hitze der mit Hilfe eines Blasebalgs auf hohe Temperaturen gebrachten Holzkohle genutzt wurde, legte der Schmied meist mehrere Rohlinge in die Glut, die der Reihe nach, je nach Grad der Rot- oder Weißglut, mit dem Hammer oder anderen Werkzeugen bearbeitet werden konnten. Heute stehen die Eisen im Feuer für Alternativen, die sich der Gewitzte im Falle des Scheiterns einer solchen in Reserve hält.
„Auf den Zahn fühlen“
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W er fühlt hier wem auf den Zahn? Auf den ersten Blick könnte der Pferdehändler Pate gestanden haben, zu dessen typischen Handgriffen das Öffnen des Pferdemauls und der Blick auf das Gebiss des angebotenen Gauls gehörte. Pferdekenner können aus dem Zustand des Gebisses das Alter des Tieres recht präzise einschätzen. Auch das bekannte Sprichwort von dem geschenkten Gaul, dem man nicht ins
Maul schauen soll, kommt ja aus diesem Umfeld. Aber die Herkunft der Redewendung ist denn doch viel unromantischer: Hier ist tatsächlich der Zahn des Menschen gemeint. Allerdings gab es früher noch keine Zahnärzte, sondern die einzige Methode, mit einem schmerzenden Zahn fertig zu werden, war, ihn auszureißen, was in der Regel der Bader erledigte, der den kranken Zahn herausfand, indem er die Zähne der Reihe nach befühlte, das heißt auf sie drückte. Die Redewendung Jemandem den Zahn ziehen in der Bedeutung „von einer abwegigen Idee abbringen“ stammt auch aus diesem Zusammenhang.
|116| „Leine ziehen“
verschwinden
D ie Leine, von der hier die Rede ist, war wohl mehr ein Seil, ein Strick oder Tau, denn am anderen Ende der Leine, an der gezogen wurde, hing ein ganzes Schiff. Bis zur Erfindung der Dampfkraft waren Binnenschiffe nämlich darauf angewiesen, flussaufwärts gegen die Strömung gezogen zu werden, denn in den Flusstälern kam Segeln nicht in Frage. „Treideln“ nannte man das, wenn die Kähne von Pferden, aber auch von Männern gezogen wurden. An Stellen mit starker Strömung wurden mehr als zweihundert Männer zum Treideln eines Lastkahnes benötigt. Die sich in nächster Nähe am Ufer entlang ziehenden Pfade, von denen aus die Schiffe an langen Seilen gezogen wurden, wurden Lein- oder Treidelpfade genannt. Mitte des 19. Jahrhunderts machten die Dampfschifffahrt und die Eisenbahn das Treideln überflüssig. Bemerkenswert ist, dass diese Redewendung, die auch heute noch ausdrückt, dass man dafür sorgen soll, dass man von der Stelle kommt, eigentlich nur im Imperativ vorkommt.
„Ein Ausbund sein“
als Musterbeispiel glänzen
A ls es noch keine Warenhäuser gab, war der Jahrmarkt in einer Stadt, die das Marktrecht besaß, die einzige Gelegenheit, sich mit Gegenständen des täglichen Gebrauchs, aber auch mit Kleidung oder Haushaltsutensilien zu versorgen. Dort boten Kaufleute ihre Waren an, und diese waren meist in großen Gebinden verpackt. Im Gegensatz zu heute war an den Paketen natürlich kein Foto der verpackten Gegenstände angebracht, und damit nicht bei jeder Kundenanfrage ein solcher Ballen geöffnet werden musste, um den Inhalt zu zeigen, bürgerte es sich ein, von dem jeweiligen Inhalt ein Exemplar oben auf das Paket zu binden, den sogenannten Ausbund. Dafür nahm man natürlich das schönste, beste Stück, um die gute Qualität auch der anderen Stücke anzudeuten. Heute wird der Ausdruck weiterhin im positiven – „ein Ausbund an Klugheit“ –, aber auch im negativen Sinn – „ein Ausbund an Hässlichkeit“ – gebraucht.
|117| „Ein Quartalssäufer sein“
nur selten trinken, dann aber viel
D iese Redewendung ist eine von denjenigen, bei denen viele Benutzer einem Missverständnis unterliegen. Wenn sie nämlich heute einen Zeitgenossen als Quartalssäufer bezeichnen, weil er große Mengen Alkohol trinkt, liegen sie falsch. Sie denken vielleicht an die Viertelliter-Gläser, in denen oft Wein serviert wird; diese haben aber mit dieser Redewendung nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich bei den hier genannten Quartalen um Vierteljahre, in deren Rhythmus sich früher die Handwerker zu ihren regelmäßigen Versammlungen trafen. Aus den sich zwischenzeitlich angesammelten Strafgeldern, die aus Verfehlungen gegen die Innungsregeln resultierten, wurde Freibier bezahlt und den Burschen ausgeschenkt. Die Handwerksgesellen, die aus Geldgründen gezwungenermaßen meist solide lebten, schlugen dann
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