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Das Geisterhaus

Das Geisterhaus

Titel: Das Geisterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Seelen und der
heimlich Liebenden geworden. Tránsito Soto hatte Salons mit
französischen Polstermöbeln eingerichtet, Futterkrippen mit
frischem Heu und Pferden aus Pappmache, die aus starren
Glasaugen die Liebenden beobachteten, prähistorische Höhlen
mit Stalaktiten und pumafellverkleideten Telefonen.
    »Da Sie nicht der Liebe wegen gekommen sind, Patron, lassen
Sie uns lieber in meinem Büro weiterreden, um das Zimmer der
Kundschaft zu überlassen«, sagte Tránsito Soto.
    Unterwegs erzählte sie mir, daß das Hotel nach dem Putsch
mehrmals von der Geheimpolizei durchsucht worden sei, aber
jedesmal, wenn sie die Paare aus den Betten geholt und mit
vorgehaltener Pistole in den Hauptsalon getrieben hätten, wären
ein oder zwei Generäle darunter gewesen, und so hätten sie
aufgehört, sie weiter zu belästigen. Sie hätte zu der neuen
Regierung ebenso gute Beziehungen wie zu allen
vorangegangenen. Das Cristóbal Colón, sagte sie, sei ein
florierendes Geschäft, und jedes Jahr
erneuere sie einige
Einrichtungen, tausche, ganz nach der Mode, einen Schiffbruch
auf den polynesischen Inseln gegen ein strenges Mönchskloster
und barocke Schaukeln gegen eine Folterbank aus, und das alles
ließe sich in einem Haus von relativ normalen Ausmaßen
unterbringen durch den Trick mit den Spiegeln und Lichtern, die
den Raum vervielfältigen, das Klima verändern, das Unendliche
hervorbringen und die Zeit außer Kraft setzen könnten.
    Wir kamen in ihr Büro, das wie das Cockpit eines Flugzeugs
eingerichtet war und von dem aus sie ihren unglaublichen
Betrieb mit der Effizienz eines Bankiers steuerte. Hier konnte
sie mir sagen, wie viele Bettücher gewaschen, wieviel Klopapier
verbraucht, wieviel Likör verkonsumiert, wie viele Wachteleier
- ein Aphrodisiakum
- gekocht wurden, wieviel Personal
benötigt wurde und wie hoch sich die Kosten für Licht, Wasser
und Telefon beliefen, um diesen riesigen Flugzeugträger der
verbotenen Liebe flottzuhalten.
    »Und jetzt sagen Sie mir, Patron, was ich für Sie tun kann«,
sagte Tránsito Soto, die sich auf ihren Flugpilotensessel mit
verstellbarer Rückenlehne gesetzt hatte und mit ihrer Halskette
spielte. »Ich nehme an, Sie sind gekommen, damit ich Ihnen die
Gefälligkeit zurückgebe, die ich Ihnen seit einem halben
Jahrhundert schuldig bin, stimmt’s?«
    Und ich, der ich nur darauf gewartet hatte, daß sie mich
danach fragte, begann die Schleusen meiner Angst zu öffnen
und ihr alles zu erzählen, rückhaltlos und ohne eine Pause, von
Anfang bis Ende. Ich sagte ihr, daß Alba meine einzige Enkelin
sei, daß ich allein auf dieser Welt zurückgeblieben sei, daß mein
Körper und meine Seele geschrumpft seien, wie Férula mir
prophezeit hatte, als sie mich verfluchte, und jetzt nur noch
fehle, daß ich wie ein Hund sterbe, daß diese Enkelin mit dem
grünen Haar das einzige sei, was mir noch bleibe, der einzige
Mensch, der mir wirklich wichtig sei, daß sie
unglücklicherweise eine Idealistin geworden sei, ein
Familienübel, eine von denen, die sich anderer Leute Probleme
aufladen und dafür uns, die wir ihnen nahestehen, leiden lassen,
daß sie sich in den Kopf gesetzt habe, Flüchtlingen in
verschiedenen Botschaften Asyl zu verschaffen, daß sie es getan
habe, ohne sich klarzumachen, daß sich das Land im
Kriegszustand befand, in einem Krieg gegen den internationalen
Kommunismus oder gegen das Volk, so genau wisse man das
nicht, aber doch in einem Krieg, und daß solche Dinge vom
Gesetz bestraft würden, aber Alba habe schon immer den Kopf
in den Wolken gehabt und sich die Gefahr nicht klargemacht, sie
habe es ja nicht aus Bosheit getan, ganz im Gegenteil, sie habe
es getan, weil sie ihr Herz nicht bezähmen könne, genau wie
ihre Großmutter, die noch heute hinter meinem Rücken in den
leerstehenden Zimmern meines Hauses arme Leute durchfüttere,
meine hellsichtige Clara, und für jeden Kerl, der zu Alba
gekommen sei und ihr das Märchen aufgebunden habe, daß er
verfolgt werde, habe sie Kopf und Kragen riskiert, um ihm zu
helfen, auch wenn sie ihn gar nicht gekannt habe, ich hätte es ihr
gesagt, viele Male hätte ich sie gewarnt, daß ihr jemand eine
Falle stellen könnte und sich eines Tages herausstellen würde,
daß der angebliche Marxist ein Agent der Geheimpolizei war,
aber sie habe nicht auf mich gehört, nie in ihrem Leben habe sie
auf mich gehört, sie sei noch halsstarriger als ich, aber
wennschon, hin und wieder einem armen

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