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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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zu verstehen ist.« Nach einer weiteren Zeitspanne lehnte sich Gretlin zurück und präsentierte lächelnd ihr Werk, ein Veilchen, so unmittelbar und echt, als hätte man es eben taufrisch aus dem Wienerwald geholt.
    Atemlos fragte die Meisterin: »Woher kannst du das, Mädchen? Wer hat dir denn das beigebracht?«
    Gretlin erwiderte unbekümmert: »Nun, gezeigt hat mir das niemand, aber unten vor dem Widmertor, also im Frauenhaus, da hatte ich so ein altes Stück Stickerei, abgerissen zwar, aber doch soweit beisammen, dass ich mir da die Art zu arbeiten abgeschaut habe.«
    »Aber da musst du ja Stunden damit zugebracht haben!«, wunderte sich Cäcilie.
    »Natürlich, ja. Ich hatte ja nichts zu tun, während Elsbeth …«
    Barsch unterbrach Johanna sie: »Ja, das Leben kann schon seltsame Wege gehen.« Sie funkelte Gretlin an, die Gott sei Dank verstand und schwieg.
    »Nun gut.« Cäcilie, die ein Gesicht machte, als hätte sie jene Magd, die Stroh zu Gold spinnen konnte, höchstpersönlich unter Vertrag, bemerkte schon viel versöhnlicher als zuerst: »Ich könnte mir vorstellen, Gretlin, dass du ein paar von deinen Veilchen stickst, und Johanna sie dann als besondere Verpackung zwischen dem Holzkeil und dem kleinen Krug mit der Mailuft, also dem Mailufterl, klemmt.«
    Sieh da, dachte Johanna erzürnt, wie genau sie zugehört hat, was sie sich alles gemerkt hat, diese alte Schastrommel, diese welke Distel, dieses miese Stück vertrocknete Kuhfladen. Ungeachtet ihrer mehr als schlechten Gedanken lächelte sie verbindlich der Meisterin zu und neigte aufmerksam ihren Kopf, um deren weiteren Ausführungen zu lauschen.
    »Dass die gestickten Blumen wie ein Schildchen hervorschauen, so meine ich das – das sieht gut aus und jeder weiß dann, was da drinnen ist.« Cäcilie dachte kurz nach. »Und ich zeige dir dann das Kürzel, also die Buchstaben für das Kloster. Damit könnten wir unsere Waren kennzeichnen. Da musst du dann halt auf groben Stoff arbeiten.« Gretlin nickte begeistert, und Johanna schwieg verblüfft. Das ganze Theater hörte so abrupt auf, wie es begonnen hatte, denn mit einer fahrigen Handbewegung gab Cäcilie zu verstehen, dass ihre Geduld nun erschöpft sei und die beiden entlassen waren. Bevor Gretlin die wunderschöne Kemenate der Meisterin verließ, drehte sie sich nochmals um und fragte schüchtern: »Kann ich Maroni behalten?« Über so viel Dreistigkeit drehte sich Johanna fast der Magen um. Anstatt dem Herrgott auf Knien zu danken, dass sie etwas gefunden hatte, was die Meisterin zu Geld machen konnte und ihr den Aufenthalt im Kloster sicherte, stellte dieses Mädchen Forderungen! Cäcilie blickte überrascht auf. »Wer oder was ist Maroni?«
    Da berichtete Gretlin willig: »Also zuerst hat sie ja Weinberl geheißen, weil sie wie eine vertrocknete Rosine ausgeschaut hat und alles vollgestunken hat. Aber jetzt ist sie gebadet und geschert, und der Barthel hat gemeint, sie ist so glatt wie eine Kastanie und deshalb ist das jetzt die Maroni!« Erklärend führte Johanna weiter an: »Sie spricht von der räudigen Hündin, die bei der Verstorbenen und bei Gretlin in jener Nacht gefunden wurde. Also wenn sie mich fragen, Meisterin, wäre es kein Schaden, wenn man das Viech …«
    »Ich frage dich aber nicht, Johanna«, unterbrach Cäcilie sie so wütend, dass sich Speichelfetzen rund um das Kinn der Meisterin sammelten »du fragst ja auch nicht, wenn du ein weiteres Gebräu herstellst, wenn du es ausprobierst, wenn du die Hauerknechte in der Küche bewirtest, wenn du …« Da brach sie ab, weil ihr vor Zorn die Stimme wegblieb. Johanna blickte betreten zu Boden und konnte nur lautlos fluchen, als die Meisterin das Machtwort sprach: »Daher frage ich dich auch nicht, ob du einen Hund in der Küche beherbergen willst. Nein, ich befehle es dir! Und ich hoffe, dass er dir den ganzen lieben langen Tag so auf die Nerven geht, wie es deine mangelnde Disziplin und deine Aufmüpfigkeit bei mir tun. So – und jetzt geht mir aus den Augen, alle beide.«
    Wie die begossenen Pudel schlichen Johanna und Gretlin hinaus, über den Hof und hinein in die Küche. Aufatmend ließen sie sich auf den erstbesten Sitz plumpsen. Keine sah der anderen in die Augen. Gretlin aus Furcht, Johanna aus Zorn. Zu Yrmel, die mit blassem Gesicht und nervösem Augenzucken zu ihnen gelaufen kam und Johanna ungeduldig fragend am Ärmel schüttelte, sagte jene nur knapp: »So viel zu unserem Besuch, Yrmel: Gretlin wird wohl die

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