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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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Köchin mit einem langen Blick, dass es ihr nun mit dem Gesäusel bald reichte und sie endlich zum Kern der Geschichte kommen sollte. Gretlin jedoch schien davon gänzlich unberührt zu sein, trocknete ihre eben vergossenen Tränen und mischte sich, sehr zum Missfallen von Johanna, wieder ein.
    »Ja, abgefüllt hat das sehr schön ausgesehen. Yrmel hat dann einen Stoff genommen, ganz wenig, und die Krüge mit einem ganz kleinen, aber schönen Holzkeil verschlossen. Ich finde ja, dass der Stoff zu grob ist, man müsste feinstes Leinen nehmen, so wie das, aus dem das Kissen gemacht ist.«
    Nein, dachte Johanna, nicht schon wieder dieses vermaledeite Kissen! Aber Gretlin war nicht zu halten, lief mit vor Eifer geröteten Backen die Stufen hinauf zur Bettstatt der Meisterin, nahm das Polster und begann:
    »Das ist so ein feiner Stoff, darauf kann man sogar gut sticken, wissen Sie, verehrte Meisterin.« Nein, nicht schon wieder dieses Sticken, stöhnte Johanna innerlich. Heute blieb ihr nichts erspart. Ungebremst fuhr Gretlin fort, der Meisterin zu erklären, welcher Zauber von ihrem Ohrenkissen ausging. »Das nennt man Anlegetechnik. Da, wo die Rosen hineingestickt sind. Schauen sie nur genau, die sind auf Goldgrund. Die Fäden werden auf die Oberfläche gelegt und mit einem weiteren Faden von unten fixiert. Und auf diese Fläche stickt man dann Symbole und Muster, Blumen und Kränze. Was auch immer. Wenn man es bewegt, schimmert der Untergrund durch, so schön … Schauen Sie doch, Meisterin, wie das in diesem schönen Licht glitzert und lebt … Also ich habe halt immer viele Blumen gestickt und natürlich auch Herzen und Schleifen, so wollten es die Frauen bei uns«, setzte Gretlin geschäftig fort.
    » Du ?«, fragten Cäcilie und Johanna wie aus einem Mund. »Was machen Dirnen mit Ohrkissen?«
    Gretlin lachte: »Keine Ohrkissen, sondern, Tüchel, Täschchen und Gürtel!«
    »Aus Goldfäden?«
    Wieder lachte das Mädchen: »Nein, natürlich keine Goldfäden, nur gefärbtes Garn, aber die Art, es zu machen, ist dieselbe, und manchmal bekamen die Frauen ja auch ein paar Silberfäden von ihren Freiern.« Beschämt senkte Gretlin den Kopf.
    Nun, Gold und Silber, da begannen die Augen der Meisterin wieder zu leuchten. Geschäftsmäßig fuhr sie fort, und ihre Falten am Hals bewegten sich auf und ab vor Aufregung: »Das heißt, wenn ich dir so ein feines Stück Linnen gebe und ein paar Fäden, dann kannst du mir auch zeigen, was du mir jetzt erklärt hast?«
    »Natürlich.«
    Gretlin spricht von der kompliziertesten Art des Stickens, wie es nur in den Nonnenklöstern oder in höchsten adeligen Kreisen praktiziert wird, wie wenn ich vom Ausrollen des Germteiges spreche, dachte Johanna und hörte schweigend zu. Wenn die Situation nicht so vertrackt wäre und es vor allem nicht um so viel ginge, wäre es direkt zum Lachen, wie das junge Mädchen die Meisterin am Schmäh hält, dachte Johanna, und mitleidig sah sie zu Gretlin. Sie hat keine Ahnung, dass sie sich um Kopf und Kragen redet.
    »Also ich habe hier ein Eck Leinen und da auch etwas Garn«, damit ging Cäcilie zu ihrer Kleidertruhe, räumte die weiche Decke weg, die obenauf lag, machte den reich verzierten Deckel auf und beugte sich hinein. Mit einer Stimme, die wie aus einer Höhle zu kommen schien, sprach sie weiter: »Und da habe ich auch eine Nadel.« Triumphierend tauchte sie wieder auf. »Jetzt zeig uns, wie das so geht, was du vorhin so wortreich erklärt hast.«
    »Gern«, meinte Gretlin, glättete das feine Stück Stoff, fädelte mit einer Behändigkeit, die Johanna erstaunte, einen Faden in die Nadel und sah die beiden erwartungsvoll an. »Was soll ich denn machen?«
    Ohne lang zu überlegen, eher einer Eingebung folgend, sagte Johanna rasch: »Ein Veilchen. Stick ein kleines Veilchen auf den Stoff, Gretlin.«
    Gebannt sahen beide Frauen dem jungen Mädchen zu, wie es augenblicklich eifrig und ganz in sich versunken die Nadel auf und ab bewegte. Keine der Drei hörte die Glocken, die zur Terz läuteten, die trippelnden Schritte der Büßerinnen, die in die Kapelle zum Gebet strömten oder die Gesänge, die leise bis in die Kemenate der Meisterin klangen.
    Nach einer Weile waren bereits zwei Blütenblätter eines Veilchens zu erkennen, und die beiden Frauen wunderten sich, wie jemand mit so dünnem Faden auf so feinem Gewebe überhaupt arbeiten konnte.
    »Mir hat einmal jemand von Nadelmalerei erzählt«, merkte Cäcilie an, »jetzt weiß ich, was darunter

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