Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
Vom Netzwerk:
gemacht, Meisterin. Und das Mittel wirkt, wir haben es der Martha und der Wuckerl gegeben, auch die Marlen sagt, dass es wirkt, denn die Schwester Vikarin, die isst ja immer so viel Knoblauch und jetzt stinkt sie gar nicht mehr so aus dem Mund und …«
    Johanna musste sich umdrehen, um ihre geballten Fäuste und ihre Zornesröte nicht so unmittelbar der Meisterin zu zeigen. Warum dieses blöde Gör ausgerechnet jetzt den Schnabel aufmachte und alles zerstörte, was Johanna sich so mühsam ausgedacht hatte! Sie wusste bereits jetzt, was Cäcilie auf diese Eröffnung sagen würde und war daher nicht im Mindesten überrascht, als sie sich beherrscht wieder umdrehte und in das listig dreinschauende Gesicht der Meisterin sah.
    »Was soll ich davon nur halten, Johanna? Du braust etwas zusammen, das ganze Kloster weiß davon, und du findest es nicht einmal der Mühe wert, es der Meisterin zu offenbaren? Was ist das eigentlich, diese Mailuft?«
    Übereifrig antwortete da wieder Gretlin: »Mailufterl heißt es, Meisterin, Mailufterl. Salbei, Honig, Veilchen und natürlich feinster Essig. Johanna hat so schöne kleine Tonkrüge gefunden und das Mailufterl darin abgefüllt.« Mit einer Geste, die daran erinnerte, jemandem den Hals abschneiden zu wollen, brachte Johanna Gretlins Redefluss endlich zum Verstummen.
    »Das wird ja immer besser«, frohlockte Cäcilie, so freute sie sich über diese Verfehlung Johannas, »da musst du dir jetzt aber einiges einfallen lassen, um deinen Übereifer und deine Geheimnistuerei vor mir rechtfertigen zu können. Und vor allem, bitte schön, was hat denn dieses Mädchen mit dem zu schaffen, was soll die bei uns, wenn sie nur herumpalavert und du das Mailufterl sowieso allein zustande bringst? Erklär mir das bitte.«
    Erst verlegen und dann zu Tode erschrocken blickte Gretlin zu Johanna.
    Na klar, dachte jene, jetzt erst beginnt dein Hirn zu arbeiten und du erkennst, was du dir selbst mit deinem vorlauten Geplapper eingehandelt hast. Jede Wette, dass du zu heulen beginnst wie ein räudiger Wolf im Wienerwald, wenn dich die Meisterin wieder zur Laimgrube schickt! Der Gedanke Johannas war kaum zu Ende gedacht, als auch schon leise Schluchzer von Gretlin zu hören waren.
    »Aber ich will nicht weg, Meisterin, Johanna, ich will nicht wieder weg. Ich kann arbeiten, wirklich, ich will nicht zurück ins Frauenhaus, und das gelbe Tüchel, das hab ich ja nur getragen, weil die Elsbeth, also die meinte …«
    Über so viel Dummheit konnte Johanna nur schreien. Und das tat sie auch, lang und anhaltend, bevor Gretlin ihr Geheimnis der Meisterin auf die Nase binden konnte und so ihre Chancen, jemals in einem Kloster der Büßerinnen unterkommen zu können, verwirkt hatte. »Jessasmariaundjosef«, plärrte sie, schnappte das Mädchen bei den Händen und zerrte sie hinter sich, »halt das Maul, Gretlin, wir wissen doch alle, dass du als Hübschlerin genug von den Männern hast, oder? Das ist doch bei uns allen so! Du bist ja eine von uns!« Endlich schien das Mädchen zu verstehen, kniff die Lippen zusammen und nickte stumm unter Tränen. Johanna konnte nur hoffen, dass das so blieb, und schickte sich an, zu retten, was noch zu retten war. Nun, gut sah das nicht gerade aus. Gretlin hatte ihr allen Wind aus den Segeln genommen. Die Meisterin wusste, dass das Mailufterl fertig war, dass es wirkte, dass es vor allem bereit war, verkauft zu werden und – das war der schlimmste Teil – die ganze Geschichte auch ohne Zutun von Gretlin passiert war. Dabei hätte Johanna die Jungfer so gern als unverzichtbare Arbeitskraft, als Quell der Erfindung und Ausgeburt an Schöpferkraft und Fleiß hingestellt. Das wäre zwar recht schwer gewesen, aber immerhin einen Versuch wert. Alles verwirkt! Wie ein Ertrinkender nach einem Strohhalm greift, begann Johanna vor sich hin zu plaudern und hoffte, dass ihr während ihres Gebrabbels irgendetwas einfallen würde. Amüsiert verschränkte Cäcilie die Arme und sah Johanna grausam lächelnd an.
    Die weiß genau, dass ich keinen blassen Schimmer habe, habgierig ist sie und geizig, aber dumm gewiss nicht, dachte Johanna und erzählte: »Nun, wir waren alle so entzückt über das Gebräu!«
    »Entzückt. Du. Erstaunlich.«
    »Ja, und es duftet so lieblich …«
    »Lieblich.«
    »Und da haben wir so ganz kleine Krüge gefunden, nicht hoch, eine Handbreit nur und bauchig. Ganz reizend …«
    »Reizend.« Cäcilie starrte abwechselnd Johanna und Gretlin an und bedeutete ihrer

Weitere Kostenlose Bücher