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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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Jetzt, nachdem ich ein wenig in mich gegangen bin, ist mir einiges klargeworden.«
    Bernhard von Randegg sah zum Portal der Kirche, zu dessen Füßen er saß, und betrachtete die Statuen des Heiligen Philippus mit Buch und Kreuz, neben Johannes dem Evangelisten und Johannes dem Täufer. Er lächelte.
    »Manchmal hilft Beten einfach. Man lernt zu vergeben.«
    »Wem musstest du vergeben?«
    »Einer Frau, die mir hier an diesem Platz besonders nahe ist. Die meine Treue und Zuverlässigkeit für ihre Zwecke ausgenutzt hat.«
    »Was war das für eine Frau? Die vielleicht, die wir gefunden haben?«, fragte Sander und war sich bewusst, dass er hier über die Grenzen des guten Geschmacks hinausging, und diese Frage eigentlich ungebührlich war und viel zu sehr das Innerste seines Oheims berührte. Er rechnete daher mit einer schroffen Zurückweisung und war sehr erstaunt, als Bernhard von Randegg so sanft wie zuvor antwortete:
    »Nein, natürlich nicht, mein Sohn. Aber du hast recht. Damit hat mein Weg begonnen.«
    »Welcher Weg?«
    »Der Weg der Überwindung, der das, was geschehen ist, ruhen lässt.« Nachdenklich setzte der Patriarch nach: »Der einen selbst zur Ruhe kommen lässt.«
    Sander, die Gunst der Stunde nutzend, mehr über die Gefühle des sonst so undurchschaubaren Mannes zu erfahren, fragte dreist: »Also diese Frau, Oheim, die deine Treue ausnutzte, hast du sie … geliebt?«
    Gespannt leckte er sich die Lippen und wartete auf eine Antwort.
    Bernhard, der die Sensationslust in den Augen seines Neffen sah, lachte und meinte: »Liebe hat viele Gesichter. Aber, nun, ich habe sie sicherlich geachtet und verehrt, aber so richtig geliebt, nein, da gehört wohl mehr dazu …«
    »Was?«, fragte Sander.
    Randegg zeigte mit dem Finger nach oben an die Mittelsäule der Kirche, die das Portal teilte. Von dort sah eine Muttergottesstatue auf die beiden herab. In ihrem linken Arm hielt sie das Jesuskind und stützte dessen linken Fuß mit ihrer Rechten, während der Knabe mit seinem Händchen den Schleier der Heiligen Jungfrau ergriff. Zuneigung, Bescheidenheit und Demut strahlten so weit, dass selbst Sander von der Einzigartigkeit dieses Kunstwerks beeindruckt war. Leise meinte Sander: »Vielleicht weiß ich, was du meinst, Oheim.
    »Ich bin sicher, dass du das weißt.«
    Beide schwiegen und hingen ihren eigenen Gedanken nach.
    »Ich hab dir gsagt, dass ich dich nicht dabeihaben will. Verstehst mi net? Ich will des net!« Ruckartig hoben Sander und Bernhard von Randegg ihren Kopf und sahen zwei Gestalten raschen Schrittes, von der Stadt kommend, an der Minoritenkirche vorbeilaufen. Beide wollten durch einen Durchschlupf in der Stadtmauer hier ganz in der Nähe, um schnell in das unverbaute Gebiet der Vorstädte zu gelangen. Viele Wiener gingen diese Abkürzung und gelangten in ein Gebiet voll von Wiesen, Bäumen und blühenden Sträuchern. Jene, die gesprochen hatte, war eine etwas beleibte Frau im grauen Habit einer Büßerin mit einer weißen schmucklosen Haube, deren puterrotes Gesicht vor Zorn leuchtete wie eine Mohnblume im Schnee.
    »Aber geh, jetzt sei net so garstig, Hannerl. Der Frühling kommt und …«
    Ein etwas ausgemergelter Mann, dem schon einige Zähne fehlten, dessen Lachfalten und klobige Nase ihn aber gutmütig und freundlich ausschauen ließen, tätschelte der Frau die runden Schultern.
    »Mir wurscht, ob Frühling is. Ich geh doch net zur Gaudi vor die Mauer, die Veilchen da brocken!«
    Der Mann verdrehte die Augen, lief aber weiter hinter der Frau her und versuchte, sie bei der Hand zu fassen.
    »Aber Hannerl, jetzt komm, ich möchte dir doch nur den Korb tragen, sei doch ein bisserl nett.« Beide kamen gefährlich nahe an das Portal der Kirche, merkten aber nichts von den beiden Männern, die sich hier niedergelassen hatten. Sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Der Patriarch und sein Mündel hingegen betrachteten mit Interesse die Szene und grinsten bereits.
    »Barthel, zum letzten Mal«, damit schlug die Frau dem Alten ziemlich hart auf die Finger, »hör auf mit dem Gesäusel. Des brauch i net. Ich brauch die Veilchen für meinen Essig. Damit basta.«
    »Aber Hannerl. Wennst die Veilchen für deinen bleden krampensauren Essig brauchst, dann sollst sie halt haben. Himmelherrgott, dann helf ich dir halt! Hauptsach, ich bin a bisserl bei dir.« Ergeben folgte der Mann der beleibten Frau.
    »Wennst meinst, alter Depp, soll mir recht sein!«, antwortete die Frau und schritt mit

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