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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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schlauer war. Sie ließ Johanna mit ihrem Essig alle Freiheiten und half, so gut es ging, den Bekanntheitsgrad des Büßerinnenessigs noch zu steigern. Und es ging gut, denn die Susanna hatte vortreffliche Beziehungen. Sie war eng mit der Oberin Klara Reichin des Klosters Santa Klara beim Kärntnertor bekannt. So von Meisterin zu Meisterin sozusagen. Und Santa Klara, ja das ist eine Goldgrube an hochwohlgeborenen Verbindungen, grinste Johanna in sich hinein. Denn dieser strenge Orden nach der Regel der Klara von Assisi war in Wien eine bedeutende Fluchtstätte schirmloser Witwen und Jungfrauen des Landadels. Im Klarissenkloster hatte keine Geringere als Katharina, die Schwester Herzog Albrechts mit dem Zopf, den Schleier genommen! Man munkelte, dass sie bald Äbtissin werden würde … Und die wiederum, diese starke und gottgefällige Frau, hatte eine Schwäche: die Essiggurkerln der Johanna Maipelt! Ja, was alles würde die Kathi, wie Johanna die hochwohlgeborene Herzogsschwester in Gedanken nannte, für ein Töpferl voll Gurkerln machen! Daher also die ungeahnten Freiheiten, die sich Johanna in Sankt Hieronymus herausnehmen durfte. Wie zum Beispiel einen verschwitzten, schimpfenden und stinkerten Hauerknecht in die Küche einzuladen! Hannerl grinste immer noch, als sie den in die Jahre gekommenen Barthel von der Seite taxierte und »blede Gaas« 14 und »sturer Trampel« von seinen Lippen ablesen konnte. Jedenfalls ließ er sich brummend in die Klosterküche ziehen und setzte sich mit einem Plumps auf eine roh gezimmerte Bank. Schon viel beschwichtigter nahm er den Becher mit kühlem Haustrunk entgegen und schwemmte damit den ganzen, langen Arbeitstag die Kehle hinunter. Dann erst sah er sich in der Küche um und erkannte nur Yrmel im dämmrigen Licht, die wieder einmal mit dem Putzen von Gemüse beschäftigt war. Heute Abend gab es rote Rüben mit viel Kren und Graubrot. Fast hätte er die alte, vom Rheuma geplagte Hündin übersehen, die, schon mehrere kahle Stellen im Fell, schwanzwedelnd zu ihm gelaufen kam. »Ja, Maroni, du alte Scheppern, wie geht’s dir denn?« Johanna, die sofort ihr ›Hundehasserin-Gesicht‹ aufsetzte, wurde schon lang nicht mehr ernst genommen. Als Cäcilie den Weg aller Sterblichen gegangen war, wäre es ein Leichtes gewesen, die Hündin, oder das Viech, wie sie Johanna nannte, aus der Küche zu verbannen. Aber nichts geschah, Maroni schnarchte weiter auf einem alten leeren Sack neben dem Ofen, sabberte und furzte wie eh und je. Doch offiziell natürlich war die Johanna ganz ›bös‹ auf den Hund, er ging ihr ›furchtbar‹ auf die Nerven, und nichts wäre ihr lieber, als würde man das Viech ›gleich vertilgen‹.
    Barthel grinste nun endlich auch und streichelte den alten, räudigen Köter. »Na, bist a schon a bisserl überwutzelt, mei altes Weiberl«, meinte er zärtlich und strich Maroni über ihre struppige Schnauze, aus der wegen der fehlenden Zähne dauernd ein Speichelfaden heraustroff. »So wie halt alle da«, setzte er fort und sah listig zu Johanna, die sich wütend zu ihm umdrehte. Dann blinzelte er Yrmel zu, die kurz aufsah und Barthel spitzbübisch anlächelte, bevor sie sich wieder den roten Rüben widmete.
    »Ja du bist vielleicht scho a klappriges Gstell, aber ich weiß no, wie’s geht!«, meinte Johanna bissig.
    »Wie wos geht?«, fragte Barthel und leckte sich die Lippen.
    »Net des, was du denkst, du Falott du grauslicher. Des Arbeiten hob i gmeint, nur des Arbeiten. Mannsbild, bledes!«
    Barthel, der diese Antwort sowieso erwartet hatte, aber immer noch nicht aufhörte, an einen plötzlichen Sinneswandel seiner Angebeteten zu glauben, entgegnete: »Ja, wann immer du meinst, dass du genug gebüßt und gearbeitet hast, mei Hannerl, i bin do und i würd di glei vom Fleck weg heiraten!«
    Und da hatte der Alte nicht so unrecht, denn die Büßerinnen waren begehrte Heiratskandidatinnen in Wien. Seit die Schirmvögte des Klosters, niemand geringerer als der Bürgermeister und der Herzog selbst, bei Strafe verboten hatten, dass sich die Leute über einen heiratswilligen Mann, der eine Büßerin wählte, das Maul zerreißen konnten, da war es mehr als vorteilhaft, eine reuige Dirne zu ehelichen. Ja, sogar vornehm und edel galt man da in Wien. Und die Büßerinnen gingen auch weg wie die warmen Semmeln, selbst wenn sie uneheliche Kinder mit in die Ehe brachten oder schon ein bisserl altbacken waren. Nein, dachte Johanna, das war schon eine gute Sache, dass sie

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