Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)
auch bezahlen. Das tat sie aber gern, denn die Pfeffer-Essig-Kreationen der Johanna Maipelt verkauften sich wie die Kipferl zu Martini. Kaum gemacht, schon gegessen! Aber von diesem neumodischen Zeug wollte sie vor der Barbel natürlich überhaupt nichts erzählen und schwor weiter auf Minze, Schalotten, Kümmel, Dill und Lauch. Johanna wollte ihr ja auch nicht auf die Nase binden, woher sie diese fremdländischen Gewürze bezog, zu vertratscht war ihr die alte Barbel! Und außerdem sollte ja niemand wissen, über welch hohe Geldmittel Johanna bereits mit Billigung der Oberin verfügen durfte, denn der Pfeffer, der kostete allein schon ein Vermögen! Auch wenn man so eine günstige Quelle wie sie aufgetan hatte!
So drehte sich die Essighannerl zur Barbel um und fragte ganz harmlos: »Was führt dich denn her, Barbel, du warst doch heut schon in aller Herrgottsfrühe da?«
»Gesehen hab ich was …« Mit einer ausholenden Handbewegung, als ob sie Spiralen und Kreise in die Luft malen wollte, stand das alte Weib in der Küche und schielte sensationslüstern abwechseln Yrmel an, die die Augen verdrehte, Barthel, der nur »Oh jemine« flüsterte und Johanna, die die Stirn in Falten legte. Denn eines musste man wissen von der Barbel: So alt und verrunzelt sie auch war, ihre Wahrsagerei, die sowieso niemand so richtig ernst nahm, hatte sie noch nicht an den Nagel gehängt. Nach wie vor nervte sie jene mit ihren Voraussagen, die sowieso gar nicht wissen wollten, was die Zukunft bringt. Johanna war eine davon und bremste die Alte sogleich: »Barbel, verschon uns mit deinen Gschichten, wir haben alle eine Menge Arbeit, und es interessiert uns nicht, ob es morgen regnet oder schneit, ob zu Maria Geburt eine Taubn vom Heidenturm bei Sankt Stephan fallt, oder ob die Reisnerin drüben am Fischhof a Madl oder an Buam auf d’ Welt bringt …«
»An Schmarrn -Taubn oder Reisnerin. Ich hab was Wichtigeres gesehen, liebe Hanna!« Barbel streckte den Zeigefinger aus und fuhr damit geradewegs zwischen die ausladenden Brüste Johannas.
»Hör auf damit«, drohte Hanna und wischte den alten Finger, der entfernt an eine welke Pastinake erinnerte, unwirsch weg.
Unbeeindruckt schwatzte Barbel weiter: »Um die Kleine geht’s, ums Blondhaar …«
Sofort starrten Johanna, Barthel und Yrmel sie misstrauisch an. Barbel, die die plötzliche Aufmerksamkeit genügend auskosten wollte, lehnte sich an die Wand und wartete lächelnd.
Hanna fing sich als Erste: »Die Gretlin meinst?«
»Jawohl«, kam es knapp von der Barbel.
»Was is mit dem Madl?«, fragte Barthel aufgeregt.
»Na, recht gut geht’s ihr nicht!« Barbel konnte gar nicht genug von den ängstlichen Gesichtern rund um sie herum bekommen, besonders von dem von Yrmel, die mit schreckensgeweiteten Augen an ihrem schlaffen Unterarm, der übrigens wie eine vergammelte Runkelrübe aussah, hing.
»Jetzt sag schon«, Barthel drohte ihr mit der Faust.
»So sag ich gar nix.« Barbel tat auf beleidigt, aber letztendlich sprudelte sie nur so heraus.
»Also die sitzt und flennt.«
»Wo denn?« Johanna wurde ungeduldig.
»Bei den Minderen Brüdern sitzt sie und flennt.«
»Was macht sie dort?«
»Mi fragst? Flennen halt.«
Barthel sah anklagend zu Johanna. »Des kommt davon, dass du mit ihr g’schimpft hast. Ganz verstört is des Madl. Kannst du net a bisserl netter sein, Hannerl? Dass du mich anfahrst, soll sein, aber die Klane doch net!«
Yrmel nickte rasch. Barbel sah amüsiert in die Runde.
Hanna, der das alles nun doch zu viel wurde, schrie: »Ja, was hab ich denn schon Großartiges zu ihr g’sagt. Ich hab ihr g’sagt, sie muss schauen, dass sie weiterkommt im Leben, sie soll nachdenken, was sie will. Ich hab sie gefragt, ob sie denn nicht amal heiraten will. Sie kann nicht immer im Kloster bleiben. Sie hat doch noch gar nichts gesehen vom Leben. Nur Blumen und Gemüse und Obst sticken – das ist doch zu wenig.«
Schwer atmend hielt Johanna inne. Yrmel sah Barthel beschwörend an, und sogar Maroni hatte ihren Schlaf unterbrochen und war an seine Seite geeilt. Barthel nickte gottergeben. »Ja is gut. Ich versteh. Ich geh sie holen. Ihr Betschwestern könnt ja net gut allein in der Stadt rumlaufen, reicht scho, wenn die Gretlin sich unerlaubt herumtreibt. Meiner Seel, des auch noch, wo mir heit eh schon alles weh tuat.«
Yrmel schickte sich an, Barthel durch die Gartenpforte hinauszulassen, und Maroni würde höchstwahrscheinlich den alten Hauerknecht begleiten. Der
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