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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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inne.
    »Mich?«, fragte das Mädchen aus der kerzenbeschienen Ecke.
    »Ja«, Sander nahm allen Mut zusammen und setzte nach, »gleich ein paarmal, beim Festumzug zur Hochzeit und dann später unter den Fleischbänken, da …« Erschrocken brach er ab, als er alle Farbe aus dem Gesicht des Mädchens weichen sah, und ihre Augen wie schwarze Kohlenstücke brannten.
    »Ich kann mich erinnern«, antwortete Gretlin hastig, »ich hab dich nur nicht gleich erkannt!« Bittend blickte sie zu ihm, und er schien sie zu verstehen, denn er verstummte und wagte stattdessen einen weiteren Schluck aus dem Weinbecher. Barthel, der von all dem nichts mitbekommen hatte, klopfte Sander auf die Schulter: »Des gfreit mi jetzt oba, dass dir mei Wein so schmeckt, Xandl. Magst no mehr?« 18
    Johanna, die den panischen Ausdruck im Gesicht des jungen Mannes sah, winkte ab und sagte begütigend. »Lass gut sein, Barthel, der Alexander hat sicher heute noch zu arbeiten. Da braucht er einen klaren Kopf, oder?« Damit nickte sie dem jungen Randegg zu, der dankbar erwiderte: »Ja, ich muss mich heute noch bei Hof melden. Sie wollen noch einmal mit mir über den toten Mönch sprechen. Das ist alles ziemlich geheimnisvoll, eigentlich weiß man gar nichts darüber!« Sander biss sich auf die Lippen. Hätte er doch nicht davon angefangen! Die Stimmung in der Küche war von einem Moment auf den anderen abgekühlt, trotz des munteren Feuers und des wärmenden Glühweins. Gretlin widmete sich wieder verbissen ihrer Stickerei, Barthel versuchte, einen letzten Schluck aus dem ohnehin schon leeren Becher zu schlürfen, Ludwig schaute starr vor sich auf die Tischplatte, und Johanna sortierte ihre Krüge neu. Nur Marlen, die schon die ganze Zeit wie eine schnurrende Katze um den jungen Italiener herumgestrichen war, fragte arglos: »Welcher tote Mönch?«
    »Der Mindere Bruder, den wir in der Ludwigskapelle gefunden haben!«, antwortete Sander beklommen.
    »Davon weiß ich ja gar nichts!«, meinte sie entrüstet, worauf Johanna sie entnervt anfuhr: »Stell dir vor, es passiert was und die Marlen weiß gar nichts davon!«
    »Ja hör mal, Hannerl, als Ordensschwester würde ich doch davon erfahren. Du glaubst ja gar nicht, wie vertratscht wir alle sind, je strenger das Schweigegebot, desto mehr wird getuschelt.«
    »Doch, doch, Marlen, ich glaub dir das!«, antwortete Johanna erschöpft.
    Aber die Nonne ließ nicht locker: »Wie hat er denn ausgesehen, der Tote? Alt, jung, groß, klein?«
    Sander fühlte sich zusehends unwohl in seiner Haut und murmelte knapp: »Ich hab nicht so genau hingesehen. War alles voller Blut, seine braune Kutte war ganz durchweicht.«
    »Seine was?«, schrie Marlen und lachte hysterisch.
    »Sein braunes Habit war ganz durchweicht, das hat mir gereicht, ich kann Blut nicht so gut vertragen, und sein Antlitz war auch nicht gerade ein schöner Anblick! Jetzt sag du halt auch einmal etwas, Luigi!« Sander strich sich unbeholfen über’s Gesicht und war zornig, weil er sich von Marlen so in die Enge getrieben fühlte.
    »Marlen, treibs nicht zu weit, ich rate dir!«, Johanna hob die rechte Hand, mit einem großen Kochlöffel bewaffnet.
    Schrill und sehr laut schrie Marlen: »Ihr könnt’s mich alle mal!«
    »Marlen, als Ordensschwester der Magdalenerinnen …«, weiter kam Johanna nicht, denn Marlen schrie einfach weiter: »Eben, Johanna, eben. Als Ordensschwester weiß ich, dass die Minderen Brüder in Wien gar kein braunes Habit tragen. Das ist ja lächerlich, wie dumm ihr alle seid. Bei uns sind’s die Schwarzen Franziskaner! Hast mich gehört? Die Schwarzen Franziskaner!« Speichel tropfte der Nonne aus den Mundwinkeln, den sie unwillig mit dem Ärmel ihrer hellen Tracht abwischte. Triumphierend schaute sie in die Runde. Keiner der Anwesenden brachte ein Wort heraus. Marlen kostete die allgemeine Ratlosigkeit aus und säuselte: »Jetzt seids schmähstad alle zusammen, was? Von wegen Mönch, ein Haderlump war das, a falscher Fuffzger!« 19
    Und mit den Worten: »Braunes Habit, so a Schmarrn. Ihr alle könnt’s mi amal, ihr Klugscheißer!« 20 drosch sie die Tür von außen zu und entfernte sich in Richtung der Schlafräume der Büßerinnen.
    Wie schon so oft an diesem eigentümlichen Abend lastete die Stille schwer auf all jenen, die sich noch in der Klosterküche befanden. Johanna fing sich als Erste und drehte sich ganz ruhig zu Barthel, Ludwig und Sander um. Viel zu ruhig für Barthels Ansicht.
    »So, jetzt haben wir’s wohl

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