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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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vermochte. Hastig wandte er sich vom Petersfreithof ab und lenkte seine Schritte vorbei zum Freisingerhof. Dieser altehrwürdige, höchst unregelmäßige Bau wurde von Otto von Freising, dem Sohn von Leopold dem Heiligen, erbaut und bestand aus insgesamt neun kleinen Häusern, von denen fünf dem Graben zugewandt waren. Vor dem zweistöckigen Haupthaus mit den pompösen Toreingängen und den schwarzen Gitterfenstern standen zwei Edelleute, die in ein gestenreiches und angeregtes Gespräch vertieft waren. Als sie Fichtensteins ansichtig wurden, begannen sie laut zu rufen und ihn zu sich zu winken. Zornig lenkte er den Blick himmelwärts und starrte auf das unregelmäßige Zickzack des Daches. Dann aber, wie auf einen ungehörten Befehl, setzte er sein maskenhaftes Lächeln auf und trat zu den beiden. »Oh, der Herr von Kreusbach, gar keine Jagd heute? Und unser Marschall, Herr von Maissau, alle Pferde des Herzogs wohlauf?«
    »Natürlich, Hofmeister Fichtenstein, alles, was vier Beine hat, ist unterwegs nach Preußen«, antwortete lachend Ewald von Maissau, dessen Familie schon seit drei Generationen für den Hofstall verantwortlich war. Fichtenstein lächelte, als er die natürliche Heiterkeit, die Gelassenheit und Fröhlichkeit dieses Mannes spürte, noch gekünstelter.
    »Endlich einmal Zeit, ein bisschen für uns selbst auf die Jagd zu gehen!« Der Jagdmeister Matthis von Kreusbach, etwas älter zwar als der Marschall, aber nicht minder fröhlich, mit roten Backen und hellblondem geringeltem Haar, zwinkerte einem vorbeieilenden Dienstmädchen zu und blickte vielsagend zu Fichtenstein. Dieser, der sich eigentlich auch einen angenehmen Morgen machen wollte und sich nun zwei seiner Meinung nach äffisch und blöd betragenden Hofbeamten gegenübersah und höflich Konversation machen musste, konnte sich nur schwer beherrschen und setzte schon zu ein paar unverbindlichen Abschiedsworten an. Doch die beiden hatten nicht vor, den Hofmeister so schnell gehen zu lassen, und Matthis senkte bedeutungsschwer seine Stimme: »Haben Euer Hochwohlgeboren auch schon vom Mord gehört?«
    »Sollte ich?«, kam es knapp von Fichtenstein, den ein Menschenleben mehr oder weniger nicht unbedingt interessierte.
    »Na also, jeder in Wien redet heute darüber …«, erstaunt schaltete sich Ewald in das Gespräch ein.
    »Sind das nicht genug?«
    »Schon, aber es ist halt so ganz und gar grauslich.«
    »Während all die anderen feiern, da kommt so ein armes Weib auf gewaltsame Art zu Tode.« Ergriffen nickte Matthis, dass seine feinen Haare mitschwangen.
    »Immer feiert der eine, und der andere krepiert«, meinte Fichtenstein knapp.
    Unbeeindruckt gab Ewald seinen Bericht ab: »Es scheint, als habe man sie gewürgt und ihr dann irgendetwas über den Kopf gezogen, Bisswunden und Schnittwunden soll sie auch haben … und in der Gosse hat sie gelegen, aber nicht allein, da war noch ein …«
    Amüsiert fiel ihm Fichtenstein ins Wort: »Also, da war sie aber dann wirklich richtig tot. Erwürgt, erstochen, gebissen, erstickt, in der Gosse, da hat ja jemand gründlich gearbeitet.«
    Irritiert und etwas verstört meinte Matthis: »Ich finde es ein wenig herzlos, so über eine arme Seele herzuziehen. Auch wenn es nur eine Dirne von der Laimgruben war.«
    Fichtenstein merkte, dass er zu weit gegangen war, und bemühte sich geflissentlich um ein paar freundliche, mitfühlende Worte: »Na dann … Friede ihrer Seele halt. Und vor allem der Kleinen, die noch einmal mit dem Leben davongekommen ist«.
    Für ihn war die Angelegenheit mit diesen Worten nun wirklich zur Genüge besprochen, und er wandte sich um und ließ die beiden Hofbediensteten betroffen stehen. Weniger des Mordes wegen, sondern mehr ob der herzlosen Bemerkungen des Hofmeisters.
    Nach einer ganzen Weile stieß Matthis Ewald sanft in die Seite. »Sag einmal von wem weiß der eigentlich, dass da ein junges Mädchen bei der Leiche gefunden wurde? Du bist ja gar nicht dazu gekommen, es ihm zu sagen.«
    »Stimmt eigentlich. Ich hab’s ja selbst erst von der Stadtpolizei erfahren. Der Johann Fichtenstein wird immer wunderlicher.«
    »Aber pass auf, was du sagst. Der hat inzwischen seine ganze Familie in den Hof eingeschleust. Seinen Bruder Hartnid hat er in der Steiermark untergebracht, der Matthias, so sagt man, ist am besten Wege, der Kämmerer unseres Herzogs zu werden, und drei Neffen von denen stehen auch schon auf der Warteliste …«
    »Ja wo Tauben sind, fliegen Tauben zu.«
    »Wenn

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